Berlin (pte004/17.08.2011/06:00) -
Vorgesetzte loben nur selten ihre Mitarbeiter. Angestellte und Arbeiter, die
von ihren Führungskräften gut informiert werden und Anerkennung
erfahren, haben weniger gesundheitliche Beschwerden und identifizieren
sich häufiger mit ihrem Unternehmen. Dies zeigt der
Fehlzeiten-Report 2011, der vom Wissenschaftlichen Institut der AOK
http://www.wido.de
in Kooperation mit der Universität Bielefeld
http://www.uni-bielefeld.de
und der Beuth Hochschule für Technik Berlin
http://www.beuth-hochschule.de
publiziert wurde. "Leider ist die Lobkultur in unserer Gesellschaft
nicht sonderlich ausgeprägt", so Antje Ducki von der Beuth Hochschule
gegenüber pressetext.
Schulterklopfen reicht nicht
Mehr Feedback und öfter mal ein Lob für gute
Arbeit erhöht auch den Unternehmenserfolg. Selbst kleine
Selbstverständlichkeiten, wie eine Anerkennung bei guter Leistung,
erhalten laut Studie mehr als die Hälfte der Mitarbeiter nicht von ihrem
Chef. 54,5 Prozent der befragten
Mitarbeiter nehmen Lob von ihrem Vorgesetzten nur selten beziehungsweise
nie wahr. 41,5 Prozent sagen aus, dass ihre Meinung vom Vorgesetzten bei
wichtigen Entscheidungen nicht beachtet wird.
Gleichzeitig ist jedoch mehr als ein Drittel
der Befragten überzeugt, dass durch mehr Einsatz des Vorgesetzten für
die Mitarbeiter die gesundheitliche Situation am Arbeitsplatz verbessert
wird. Ein gesundheitsfördernder Führungsstil beeinflusst das Befinden
der Mitarbeiter positiv, heißt es in der Erhebung.
"Dabei reicht nicht nur ein Schulterklopfen, sondern es bedarf
differenzierterer Worte, damit das Lob auch wirkt", betont Ducki
im Gespräch mit pressetext. Leider herrsche in vielen Betrieben immer
noch die Ansicht "Nicht
kritisiert ist genug gelobt." Die Expertin sieht hier
Verbesserungsbedarf: "So erhalten viele BWL-Studenten während des
Studiums oft keine ausreichende Qualifikation in gesundheitsgerechter
Mitarbeiterführung. Hier muss beruflich nachqualifiziert werden."
Doch
auch die Führungskräfte selbst stehen unter Druck. Vor allem in
unteren und mittleren Führungsebenen leiden sie unter starkem Zeitdruck
und hoher Arbeitsdichte. So gaben Führungskräfte in einer im
Fehlzeiten-Report vorgestellten Befragung an, nur an durchschnittlich
4,8 Tagen im Jahr krank gewesen zu sein. Andere Erhebungen zeigen
hingegen, dass Führungskräfte im Gegenzug an 8,3 Tagen trotz Krankheit
zur Arbeit gehen.
Zunahme psychischer Erkrankungen
Obwohl der Krankenstand 2010 im Vergleich
zum Vorjahr stagnierte, hat die Zahl der Krankheitstage erneut leicht
zugenommen. Ein Trend, der sich auch im ersten Halbjahr 2011 fortsetzt.
Die meisten Krankheitstage entfielen auf die Gruppe der Muskel- und
Skeletterkrankungen. Darauf folgen akute Verletzungen,
Atemwegserkrankungen und psychische Erkrankungen.
Der Trend der Zunahme psychischer
Erkrankungen setzt sich nach wie vor fort. "Die Arbeitsintensität hat
zugenommen. Arbeitnehmer müssen in immer kürzeren Zeitintervallen immer
mehr leisten" so Dicki. In der Dienstleistungsgesellschaft würden auch
die Zunahme
interaktionsintensiver Tätigkeiten, wie zum Beispiel in der
Alten- und Krankenpflege, zur Ausweitung psychischer Erkrankungen
führen. |