München (pte005/12.05.2012/11:05) - Firmenwerte entstehen künftig
nicht mehr durch die Produktion von Gütern, sondern erst durch deren
Nutzung durch Kunden. Daher ist es wichtig, Kunden schon in den
Entstehungsprozess einzubeziehen - durch sogenannte "Co-Creation".
"Ein Auto, das nicht gekauft wird, ist wertlos und hat erstmal eine
Menge Geld gekostet", erläutert der Münchner BWL-Professor Anton Meyer
gegenüber pressetext. "Ohne Kunden haben Sie keinen Umsatz, sondern nur
ein teures Hobby."
Beim Meet-the-Press Event von IDG sprach der
Ordinarius an der Ludwig Maximilians-Universität München Klartext. Alle
Forschungsergebnisse kommen zum selben Ergebnis: Die Wissensgesellschaft führt
auch zu einer neuen Logik in der Wertschöpfung, zu einem
fundamentalen Paradigmenwechsel.
Wissen und Know-how sind das Kapital der Zukunft, und immaterielle Werte
wie Marken und Vertrauen die Assets eines Unternehmens. Diese
stünden aber (noch) nicht in der Bilanz.
Kunden beteiligen sich an der Wertschöpfung
AIDA (Anm: unternehmensgetriebene
Marketingformel für Attention - Interest - Desire - Action) war gestern, künftig geht es um interaktive
und kundengetriebene Kommunikation. Selbst die heute von den
meisten Unternehmensberatern propagierte Markt- und Nutzenorientierung
sei überholt, sagt der Professor. Kunden erwarten sich vom
Anbieter "individuelle Lösungen", sie zeigen was sie wollen, und
der Anbieter muss lernen, damit umzugehen.
Meyer spricht in diesem Zusammenhang von
einer "beziehungsorientierten
Logik" und vergleicht den neuen Marketingansatz mit dem
"Flipperspiel". Die Co-Creation von Kunden bei der Entwicklung von
Produkten und Lösungen sei aber eine große Chance, weil damit ja auch
Werte geschaffen werden. Beispiel dafür sei etwa ein Online-Konfigurator,
mit dem sich ein Kunde sein individuelles Auto, sein individuelles
Outfit oder Menü zusammenstellen kann.
Vertikaler Vertrauensverlust
Die
totale Transparenz im Internet hat laut Meyer zu einem dramatischen
Vertrauensverlust gegenüber Institutionen und Unternehmen geführt.
Informationen, Verhaltensweisen und Stellungnahmen können heute ja in
Echtzeit auf ihre Wahrheit überprüft werden. Die Basis zur
Wiedergewinnung der Glaubwürdigkeit ist nachhaltige Unternehmensführung
und ehrliche Kommunikation, betont der Betriebswirtschafter.
Meyer: "Während
früher noch ein 'Grundvertrauen´ vorherrschte, muss heute oft erstmal
"Misstrauen' abgebaut werden. Nicht mehr der Kunde geht
freiwillig eine "riskante Vorleistung" ein, sondern das Unternehmen muss
in Vorleistung treten, und Maßnahmen zum Vertrauensaufbau leisten." Es
geht um ein Umdenken - von der Shareholderorientierung hin zur
Stakeholderorientierung.
Unternehmen müssen ihre Interessen offen auf den Tisch legen und
gesellschaftliches Engagement zeigen, um zukunftsgerichtetes Vertrauen
aufzubauen. |