Wien (pte022/22.05.2012/12:40) - Noch
immer unterschätzt der Großteil der Europäer die unsichtbare
Ansteckungsgefahr durch Viren, Pilze und Bakterien oder hält an
Fehlannahmen fest. Das zeigt eine Umfrage des European Hygiene Council
http://hygienecouncil.org
unter 8.700 Menschen aus 17 Ländern. "Um bei der Hygiene die vernünftige
Mitte zwischen Ignoranz und Hysterie zu erreichen, ist noch viel
Aufklärung nötig", betont der Infektiologe Christoph Wenisch vom Wiener
Kaiser-Franz-Josef-Spital
http://wienkav.at/kav/kfj
bei der Präsentation der Ergebnisse am heutigen Dienstag in Wien.
Größte Gefahr lauert daheim
Mythen und Unsicherheiten ranken sich vor
allem um Erkrankungen durch Lebensmittel. So glaubt etwa die Mehrheit,
dass diese Infektionen vorrangig in Fastfood-Restaurants und Schulen
geschehen. "Fakt ist jedoch, dass Lebensmittelvergiftungen am
häufigsten in der eigenen Küche den Ausgang nehmen. Die meisten
sehen kein Problem darin, rohes Fleisch und Gemüse auf dem gleichen
Brett zu schneiden, obwohl verschmutzte Oberflächen Keime übertragen
können", erklärt Wenisch. Nur jedem Vierten ist bewusst, dass nicht nur
Fisch, Fleisch oder Milchprodukte, sondern jedes Lebensmittel Infektionen
auslösen kann, sowie dass Viren auf unbelebten Oberflächen zwei Tage
lang überleben können.
Ähnliche Lücken gibt es im Wissen um
Erkältungskrankheiten und Influenza. "Zwar ist mittlerweile bekannt,
dass Händewaschen hilft, doch siegt in der Praxis häufig die
Bequemlichkeit gegen das bessere Wissen", so der Wiener
Infektionsspezialist. Manche
falsche Annahmen scheinen unverwüstlich - etwa dass Stoßlüften
das Infektionsrisiko verringert, oder dass Erkältungen von
Vitamin-C-Mangel oder gar von schlechtem Wetter herrühren, was jeweils
ein Drittel der Befragten vermutet. "Kälte macht anfälliger für
Infektionen, löst sie aber nicht aus."
Krank arbeiten ist asozial
Als Maßnahmen, um bei grippalen Erkrankungen
eine Übertragung zu verhindern, nennen die meisten Befragten "nicht
küssen" und "öfter Händewaschen". Weit abgeschlagen - in Deutschland mit
40 Prozent, in Österreich 39 Prozent und in der Schweiz gar nur 35
Prozent - liegt das Zuhausebleiben. "Über 60 Prozent in Europa
würden bei Erkältung nicht zu Hause bleiben, um so die Weiterverbreitung
zu verhindern. Die Werbung fördert dies nur noch durch
Fiebersenker, die die Arbeit in krankem Zustand erleichtern sollen.
Diese Einstellung, bei dem mir der Nächste völlig egal ist, ist völlig
falsch und kommt teuer", wettert der Mediziner.
Wenn
man krank ist, dann gebietet schon die Rücksicht auf andere das
Zuhausebleiben sowie das häufigere Händewaschen als sonst, sagt
Wenisch: "Händewaschen mit Seife hilft nachweislich vorbeugend bei
Staphylokokken, bei Lungeninfektion durch Grippeviren oder bei
Durchfallerkrankungen durch Noroviren, die besonders Hochbetagten oft
zum Problem werden." Ganz allgemein sei auch Gesunden die gründliche und regelmäßige
Reinigung der Oberflächen in der Küche, im Bad und WC zu raten.
Für das Händewaschen
gilt: in der Früh, am Abend, nach jedem Toilettenbesuch, vor
Nahrungszubereitung und Kinderfüttern, vor dem Einsetzen von
Kontaktlinsen oder der Einnahme von Medikamenten. |