Wien (pte021/05.12.2012/12:00) - Junge
Menschen, die ihre Mobiltelefone den ganzen Tag über exzessiv nutzen,
laufen Gefahr, ihre sozialen Beziehungen zu schädigen, wie Forscher der
Baylor Universityherausgefunden haben wollen. Das Mobiltelefon zersetze
persönliche Beziehungen, sagt einer der Autoren gegenüber der Daily
Mail. Forscher der University of Michigan behaupten zudem, dass der
ständige Blick auf den Bildschirm der Handys ansteckend sei, wie
Mashable.com berichtet. Erwachsene seien von beiden Phänomenen nur in
geringerem Ausmaß betroffen, so die Wissenschaftler.
Über 100 SMS
Der durchschnittliche US-Teenager verschickt
pro Tag 109,5 SMS, so die Baylor-Forscher. Durch Online-Aktivitäten wie
E-Mail, Facebook und Co geht noch zusätzliche Zeit verloren. Darunter
leiden angeblich die persönlichen Kontakte, da junge Menschen auch im
Gespräch andauernd ihre Mobiltelefone prüfen. Die Studienautoren sehen
darin gar eine Gefahr für die gesunde Entwicklung Jugendlicher. Ob die
Teenies ihre Handys nur deshalb so exzessiv nutzen, weil sie jung sind,
oder ob sie dieses Verhalten auch als Erwachsene weiter an den Tag
legen, kann die Untersuchung nicht beantworten.
Cnet merkt jedenfalls an, dass verschiedene
empirische Hinweise - wie etwa Handy-Verbote in einigen Restaurants -
darauf schließen lassen, dass Erwachsene schon jetzt nicht viel besser
sind als Teenager, was ihre Abhängigkeit vom Hosentaschen-Computer
angeht. Diese Sucht soll laut den Forschern aus Michigan jetzt auch noch
ansteckend sein. Ihre Experimente mit Studenten haben ergeben, dass
junge Menschen im Schnitt 24 Prozent der Zeit, die sie mit Freunden
verbringen, mit ihren Handys beschäftigt sind. Nutzte ein Gegenüber sein
Mobiltelefon, stieg auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Probanden zum
Smartphone griffen.
Herdentrieb
Diese Ansteckungsgefahr führen die Forscher
auf den Wunsch nach sozialer Akzeptanz zurück. Nutzt ein Freund sein
Handy, fühlen sich Menschen schnell ausgeschlossen und greifen deshalb
selbst zum Telefon. Bei jungen Menschen ist dieser Effekt besonders
stark, da sie ohnehin regelmäßig ihre Handys kontrollieren. Teenager
greifen durch den Effekt noch häufiger zum Mobiltelefon als ohnehin
schon.
Aus den Arbeiten der Wissenschaftler den
Verfall der westlichen Zivilisation abzuleiten, ist aber verfrüht.
Ähnliche Studien tauchen immer wieder auf. Es gilt dabei zu bedenken,
dass zu ihrer Anfangszeit auch den Büchern nachgesagt wurde, sie würden
die Jugend verderben.
"Da Handys heute immer und überall
mitgeführt werden, ist ein gesunder Mix, das Lernen von Abschalten,
wichtig und zwar nicht nur für Jugendliche. Der Begriff 'Sucht' sollte
vorsichtig verwendet werden, hier handelt es sich um eine aufwendige
medizinische Diagnose. Kritiker sollten nicht vergessen, dass die
genutzten Online-Dienste auch eine soziale Komponente haben. Trotzdem
ist es wichtig, Kinder und Jugendliche zu ermuntern, Abstand zu
gewinnen. Eltern können hier mit gutem Beispiel vorangehen", meint
Bernhard Jungwirth, Projektkoordinator bei Saferinternet.at, gegenüber
pressetext. |