London/Linz
(pte003/05.07.2011/06:20) - Viele Menschen, die Zwang zum Glücksspiel
entwickelt haben, sind nicht nur höchst impulsiv, sondern auch
abergläubisch. Sie tragen Talismane, schieben dem Pech oder den
Automaten die Schuld von Verlusten zu und handeln gegen alle Logik. Das
berichten Forscher der Universität Cambridge und vom Imperial College
London in der Zeitschrift "Psychological Medicine". "Impulshandeln und
Aberglaube sind zwei Hinweise dafür, warum manche Menschen zu
krankhaften Glücksspieler werden", so Forscher Luke Clark.
Freitag
der 13.
"Magisches
Denken ist bei Glücksspielsüchtigen weit verbreitet. Viele denken:
'Heute ist mein Tag', 'Freitag der 13. bringt Glück' oder sie glauben,
mit bestimmten Tastendruck den Automaten beeinflussen zu können. Unter
dem Strich stimmt es jedoch nicht, da sich weder der Roulettetisch noch
der Automat an diese Erwartungen hält", bestätigt Karlheinz Staudinger,
Psychotherapeut an der Spielsuchtambulanz Linz
http://www.promenteooe.at/spielsucht
iim pressetext-Interview.
Lieber
wenig Geld sofort
Die
britischen Forscher untersuchten 30 süchtige Glücksspieler einer
englischen Spielsucht-Klink, wobei es sich - gemäß dem typischen
Patientenprofil - fast durchwegs um Männer handelte, die zudem teils
auch an anderen Problemen wie etwa Alkoholsucht oder Depression litten.
Als Impulsivitäts-Test ließ man sie zwischen geschenkten 20 Euro sofort
oder 35 Euro in drei Wochen wählen. Wie zu erwarten war, wählten
Glücksspielsüchtige deutlich häufiger die niedrigere Sofort-Summe als
gesunde Nicht-Spieler, die man zum Vergleich testete.
Überrascht
wurden die Forscher jedoch, als sie bei den Spielern mit hoher
Impulsivität auch den größten Aberglauben fanden. "Scheinbar kann hohe
Impulsivität bei Spielern eine Reihe komplexer Störungen wie etwa
Aberglaube auslösen", so Clark. Impulsiv wurden die Glücksspieler zudem
besonders dann, wenn die Stimmung extrem gut oder schlecht war. Diese
Ergebnisse können laut den Forschern beim Auffinden der Gründe helfen,
warum manche Menschen eine höhere Neigung zum krankhaften Glücksspiel
haben als andere.
Distanz
lässt klarer denken
Für die
Therapie ist der Aberglaube ein relevantes Thema, betont
Glücksspielsucht-Experte Staudinger. "In Spielstätten kann man kaum
reflektiert denken und wird leicht beeinflusst, mit gewisser Distanz
gelingt es jedoch. Ein Aspekt der Therapie ist deshalb oft, sich derart
schädliche Denkweisen und psychische Abläufe klar zu machen."
Die
Erforschung der Glücksspielsucht zeigt immer mehr, dass sich Betroffene
kaum in einen Topf werfen lassen. Für manche ist die Spielsucht ein
Medikament, das Angst, Depression oder andere emotionale Probleme
überdecken soll. Andere sind auf den ständigen Nervenkitzel aus und
haben oft gleichzeitig auch Alkohol- oder Drogenprobleme. Hilfe suchen
die meisten erst dann, wenn sie den Alltag nicht mehr bewältigen können
(pressetext berichtete:
http://pressetext.com/news/20101016004
). |