Hamilton (pte/28.09.2009/13:55) - Zu
wie viel Sport man sich abends noch aufraffen kann, hängt in hohem Maß
davon ab, wie stark der Arbeitstag Emotionen und Geist forderte. Das
behaupten kanadische Wissenschaftler in der Zeitschrift "Psychology
and Health". Ihnen zufolge besitzt der Mensch bloß ein bestimmtes
tägliches Ausmaß von Willensstärke. Werden diese Reserven schon
während des Tages verbraucht, schafft man es abends viel schlechter,
den Verlockungen der gemütlichen Couch zu widerstehen. "Unsere
Willenskraft ist begrenzt und schrumpft mit Stress. Geistige
Herausforderungen und auch emotionelle Aufgaben wie etwa
Gefühlskontrolle können die selbstregulierende Fähigkeit, Sport zu
betreiben, aufbrauchen", so die Studienautorin Kathleen Martin Ginis
von der McMaster University
http://www.mcmaster.ca.
Um die These zu
überprüfen, entwarfen die Forscher einen Test, der besonders viel
Selbstkontrolle erfordert. Freiwillige Versuchspersonen bekamen am
Monitor Wörter zu sehen, die bestimmte Farben bezeichneten,
gleichzeitig jedoch aus Buchstaben in einer anderen Farbe bestanden.
Das Wort "Rot" erschien etwa in blauer Farbe. Die Probanden sollten
nun die Druckfarbe der Wörter nennen, ohne auf den Wortinhalt
Rücksicht zu nehmen. Nach der Aufgabe standen Trainingseinheiten am
Programm. "Je konzentrierter die Teilnehmer beim Test mitmachten,
desto weniger waren sie am Abend dieses Tages zum Sport motivierbar",
berichtet Martin Ginis. Die geistige Herausforderung habe die
Selbstkontrolle vermindert. Die Mitglieder einer Kontrollgruppe, denen
man keine derartigen Aufgaben gestellt hatte, bewegten sich abends
viel mehr.
Die Ergebnisse sollten jedoch niemanden von der regelmäßigen Bewegung
abhalten, geben die Forscher zu bedenken. Denn die Selbstkontrolle sei
trainierbar. "Willenskraft ist wie ein Muskel. Sie muss trainiert
werden, um sich aufzubauen", so die Forscherin. Wer sich ständig die
Herausforderung stelle, einem Stück Schokoladekuchen zu widerstehen
oder abends eine zusätzliche halbe Stunde zu studieren, könne dadurch
seine Selbstkontrolle erhöhen. Für den Sport empfiehlt Martin Ginis
spezielle Strategien zur Überwindung der Faulheit. "Hilfreich sind
etwa Musikhören vor dem Training, fixe Pläne wie das tägliche
Spazierengehen oder auch Vereinbarungen mit Freunden, gemeinsam Sport
zu betreiben." (Ende)
Quelle: Pressetext.de