Hannover (pte011/11.04.2012/11:59) -
Das US-Informationsportal Forensic Psychology
http://bit.ly/IwVY6y
hat Daten zusammengetragen, die den Einfluss der wachsenden online
verbrachten Zeit zusammenfassen. Demnach verbringen die Menschen
gemeinsam jeden Monat 35 Mrd.
Stunden im Netz und konsumieren dabei täglich drei Mal so viel
Information wie in den 1960er-Jahren. 61 Prozent der US-Amerikaner
bezeichnen sich bereits als Internet-abhängig. Das dauernde Multitasking
und die nicht-lineare Struktur des Internets hinterlassen mittlerweile
deutliche Spuren im Gehirn.
"Übermäßiger Konsum ist definitiv
schädlich. In Deutschland sind
etwa fünf Prozent der Jugendlichen internet- oder computersüchtig.
Weitere fünf bis zehn Prozent betreiben Missbrauch. Dabei
hinterlässt alles was wir machen Spuren im Gehirn. Das heißt nicht, dass
das Internet schlecht ist oder abgeschafft werden soll. Die Technik
bietet wunderbare Möglichkeiten. Kinderzimmer sollten meiner Meinung
nach aber komplett Bildschirmfrei gehalten werden", sagt Christoph
Möller vom Kinder und Jugendkrankenhaus auf der Bult in Hannover
http://www.hka-hannover.de
gegenüber pressetext.
Schlechtes Lernen
Vor allem bei der Arbeit werden Computer
immer unverzichtbarer. Im
Schnitt wechselt ein US-Amerikaner bei der Arbeit alle zwei Minuten
mehrmals zwischen verschiedenen Anwendungen, Fenstern und Programmen.
Über 95 Prozent haben gleichzeitig mehrere Tabs in ihrem Browser
geöffnet. Dabei verursacht Multitasking erwiesenermaßen Stress und senkt
die Leistungsfähigkeit des Nervensystems. Auch unsere Fähigkeit,
Informationen zu speichern, leidet durch die übermäßige Verwendung des
Internets. Musste früher die gesuchte Information gespeichert werden,
merken sich Menschen heute eher die Wege zum Wissen.
"Im
Internet verfolgen die User nicht stringent einen Gedanken, sondern sie
bewegen sich assoziativ. So merken sie sich maximal die Wege",
sagt auch Möller. Das hat auch Einfluss auf die schulischen Leistungen.
"Je mehr Zeit Kinder vor dem Bildschirm verbringen, desto schlechter
sind sie in der Schule. Das liegt vor allem daran, dass sie neben der
Online-Kommunikation wenig Zeit für Schulisches haben", erklärt der
Experte. Die neuen Möglichkeiten
Kontakte aufzubauen und zu erhalten, machen Menschen noch nicht einmal
glücklicher.
Tendenz zur Depression
Laut
der US-Statistik ist das Risiko einer Depression für Menschen, die
übermäßig viel Zeit im Netz verbringen, 2,5 Mal so hoch wie für den
Durchschnitt. "Hier stellt sich die Frage nach der Henne und dem Ei.
Meiner Meinung nach ist es eher umgekehrt. Menschen mit psychischer
Vorbelastung neigen eher dazu, sich im Netz zu vergraben. Die
Online-Freundschaften, die ohne Kontakt auskommen, betäuben den zugrunde
liegenden Schmerz jedoch nur kurzfristig, ähnlich wie Alkohol oder
Drogen", so Möller.
Neben Depressionen leiden überdurchschnittlich häufige Internetnutzer
auch an einem Rückgang der weißen Substanz in den Gehirnarealen für
Erinnerung, Sprache, Emotion und Sinneseindrücke um bis zu 20 Prozent. "Das Internet stellt sehr einseitige Anforderungen an unser
Nervensystem. Das Gehirn reagiert auf solche dauerhaften Einflüsse.
Jugendliche haben durch das häufige Schreiben von SMS beispielsweise ein
vergrößertes Daumen-Areal im Hirn. Andere Regionen verkümmern dagegen",
sagt Möller.
Bei ihrer Einführung werden neue Medien oft
verteufelt. Das war schon bei der Erfindung des Buchdrucks der Fall.
Beim Internet kommt jedoch eine neue Komponente hinzu. "Durch
Computerspiele wird aktiv eine Sucht erzeugt. Durch die Aufrüstung von
Charakteren beispielsweise entsteht ein starker Impuls, länger zu
verweilen. Manche Jugendliche
wissen bereits nicht mehr, wie sie sich im sozialen Miteinander
verhalten sollen", erklärt Möller. Der Experte plädiert für einen
verantwortungsbewussten Umgang mit der Technologie. |