Las Palmas/Bayreuth (pte018/30.03.2012/13:45) - Wer ständig Fastfood und
Fertignahrung konsumiert, hat gegenüber Anhängern einer "gesunden Kost"
ein um bis zu 50 Prozent höheres Risiko, an einer Depression zu
erkranken. Das berichten Forscher der Universitäten Las Palmas,
Granada und Navarra in der Fachzeitschrift "Public Health Nutrition
Journal". "Fastfood löst keine Depressionen aus. Doch der Lebensstil, zu dem auch die
Ernährung gehört, kann ein Faktor der Krankheit sein", betont
Psychiater Manfred Wolfersdorf von der Deutschen Gesellschaft für
Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde http://dggpn.de im
pressetext-Interview.
Pizza und Doghnut
ungünstig
Die spanischen Forscher analysierten Daten einer groß angelegten Studie
http://bit.ly/H6q6ol zu 9.000 Menschen, bei denen nie zuvor Depression
diagnostiziert worden war und die auch bisher keine Antidepressiva
eingenommen hatten. Ein halbes Jahr lang wurden Lebensstil und
Gesundheit der Probanden regelmäßig untersucht, wobei bei 493 von ihnen
in diesem Zeitraum eine Depression festgestellt wurde. "Im Vergleich konsumierten die
mit Depression Diagnostizierten deutlich mehr Fastfood oder industrielle
Backwaren als der Rest", berichtet Studienautorin Almudena
Sanchez-Villegas.
Ganz allgemein waren die
Ernährungsgewohnheiten bei Depressiven schlechter als beim Schnitt,
was etwa den Obst-, Gemüse- oder Fischkonsum betraf. Doch auch andere
typische Merkmale der Lebensführung wurden sichtbar: Depressive
waren öfters Single, machten weniger Bewegung, rauchten eher oder
arbeiteten oft über 45 Stunden die Woche. Wenngleich der
Zusammenhang zwischen Ernährung und Depression noch besser erforscht
werden müsse, verweisen die Forscher auf Studien, die für manche
Ernährungsweisen eine gewisse Schutzwirkung vor Depression behauptet
hatten. Dazu gehören die Mittelmeer-Diät, Nahrung mit Vitamin B und
Omega-3-Fettsäuren sowie Olivenöl.
Rituale beim Essen
wichtig
Jede Rückführung der Depression nur auf die Ernährung greift zu kurz,
warnt Wolfersdorf. "Depression
ist ein multifaktorielles Geschehen, in dem vor allem die
genetische Biologie, die eigene Lebensgeschichte sowie belastende
Ereignisse eine Rolle spielen können. Die Ernährung geht meist mit
anderen Einflussfaktoren einher wie etwa dem Bildungsstand. Viele
Berufsgruppen sind auf Fastfood fast angewiesen", so der im
Bezirkskrankenhaus Bayreuth tätige Psychiater.
Die Form, wie Nahrung aufgenommen wird, hat dennoch ihren Einfluss auf
die Psyche. "Der Mensch braucht Rituale, mit denen er Beziehungen pflegt
und auch den eigenen Selbstwert fördert. Aus diesem Grund ist es etwa für Verwitwete so wichtig, dass
sie weiterhin selbst kochen statt nur noch zum Würstelstand zu gehen." Für Menschen in Gefahr einer
Depression sei es wichtig, die Welt als überschau- und beherrschbar zu
erleben, und Rituale seien eben ein derartiger Schutz vor
Orientierungsverlust. "Kommen derartige Abläufe abhanden, kann
sich das depressionsfördernd auswirken", so der Experte.
Abstract der Originalstudie unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21835082
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