Göteborg (pte026/03.04.2012/13:45) - Männer prahlen und provozieren
gerne auf Facebook, Frauen berichten eher über Gefühle und Beziehungen. Das zeigen Forscher der Universität Göteborg
http://www.gu.se
in einer Online-Befragung von 1.000 schwedischen Facebook-Nutzern
zwischen 18 bis 73 Jahren.
"Männer und Frauen verhalten sich auf Facebook deutlich anders - fast
so, als ob es für sie ein völlig anderes Produkt ist, das auch
unterschiedliche Bedürfnisse befriedigen soll", erklären die
Studienautoren im pressetext-Interview.
Medium zum Zeittotschlagen
Die Wissenschaftler um den Psychologen Leif
Denti ermittelten, welchen Nutzen die Profilinhaber in ihrem
Facebook-Verhalten sehen, wie sie aktualisieren und welche
psychologischen Folgen es gibt.
Grundsätzlich geht es um das Organisieren der Beziehungen zu Freunden
und Familienmitgliedern, so das Hauptergebnis, doch längst nicht
jeder Inhalt landet im Netz: Die meisten Postings beziehen sich auf
wichtige Ereignisse, positives Erleben und gute Laune, während nur 38 Prozent der Befragten
auch Negatives schreiben.
Einige Resultate bestärken frühere Annahmen
einer "Suchtwirkung" Facebooks: "Viele
fühlen sich regelrecht zum häufigen Einloggen gedrängt, jeder Vierte
fühlt sich ohne diesem sogar unbehaglich", berichten die
Forscher. Die Anmeldung erfolgt
im Schnitt sechs Mal pro Tag - bei den meisten stets beim Öffnen des
Webbrowsers. 85 Prozent der Befragten zählen Facebook fix zu
ihrem Tagesablauf, jeder Zweite
hält es für schwierig, ohne Facebook "up to date" zu bleiben. Zwei Drittel der jüngeren Nutzer
sagen, sie schlagen häufig auf Facebook die Zeit tot. Ältere Nutzer
wollen auf der Plattform vor allem neue Bekanntschaften schließen.
Unglückliche länger eingeloggt
Blickt man genauer hin, unterscheiden sich
die Geschlechter deutlich: Die befragten Frauen verbringen im Schnitt 81
Minuten, die Männer hingegen nur 64 Minuten pro Tag im sozialen Netz. 30
Prozent der Männer provozieren in den Postings gerne und jeder Vierte
prahlt online, beim weiblichen Geschlecht sind es nur halb so viel. Frauen sind jedoch umso
unglücklicher und unzufriedener im Leben, je intensiver sie Facebook
nutzen. Dasselbe gilt auch für Menschen mit wenig Bildung und
Einkommen, für Männer insgesamt jedoch eher nicht.
Die Forscher betonen, dass weitere Studien
nötig sind, um die genauen Zusammenhänge zu klären. "Wir haben hier ein
Henne-Ei-Problem, denn es ist nicht klar, was Ursache und was Wirkung
ist. Denkbar wäre, dass unglückliche Menschen mehr Zeit auf
Facebook verbringen, doch umgekehrt auch, dass Facebook vereinzelt
Menschen unglücklich macht." Die vorrangig positiven Postings hellen die
Stimmung noch nicht zwingend auf: Vielleicht zermürbt es manche
Niedergeschlagene, ausschließlich froh gestimmte Kontakte zu haben. "Dass diese im wahren Leben öfters nicht glücklich sind, sieht
man ja nicht."
Studie unter
http://gup.ub.gu.se/gup/record/index.xsql?pubid=155639
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