Edwardsville/Bern
(pte021/02.05.2012/13:40) - Der Boom von Energy- und Sportdrinks ist
eine Gefahr für die Zähne: Ihr hoher Säurewert zerstört den Zahnschmelz,
der die äußerste, harte Schicht des Zahnes darstellt. Mögliche
Auswirkungen des Konsum beschreiben Zahnmediziner der Southern Illinois
University
http://www.siue.edu in der Fachzeitschrift
"General Dentistry". "Junge Erwachsene konsumieren Energy- und
Sportdrinks, weil sie dadurch sportlicher oder energiegeladener zu
werden glauben. Die meisten sind schockiert, wenn sie erfahren, dass es
sich dabei um ein Säurebad für
die Zähne handelt", berichtet Studienleiterin Poonam Jain.
Zahnschmelz schmilzt dahin
Die Forscher untersuchten 13 bekannte
Sportgetränke und neun Energydrinks. Überprüft wurde einerseits das
Säureniveau, das laut den Ergebnissen von Marke zu Marke und auch von
Geschmack zu Geschmack derselben Marke sehr unterschiedlich ist.
Andererseits testete man jedoch auch, wie sich menschlicher Zahnschmelz
in der Flüssigkeit verändert. Dazu wurden Proben viermal täglich
abwechselnd je 15 Minuten in den Getränken, dann zwei Stunden in einer
künstlichen Speichellösung gebadet.
Schon nach fünf Tagen veränderte
sich der Zahnschmelz bei Energy- als auch bei Sportdrinks, wobei Erstere
im Schnitt doppelt so viele Schäden verursachten. Für die
Behauptung der Forscher, ihre Simulation entspreche den Zahnbedingungen
vieler Jugendlicher, ernten sie jedoch auch
Kritik. "Drei-Minuten-Versuchsbäder wären sinnvoller, da der Speichel
die Säuren relativ rasch neutralisiert", betont Adrian Lussi,
Direktor der Klinik für Zahnerhaltung der Universität Bern
http://zmk.unibe.ch
, im pressetext-Interview.
Tipp: Nuckeln vermeiden und Nachspülen
Grundsätzlich bestätigt der Berner
Experte allerdings die Ergebnisse. "Viele Getränke - allen voran
Energydrinks und viele Sportgetränke, jedoch auch Softdrinks,
Champagner, Mineralwasser mit Zitronengeschmack, Orangensaft ohne
zugesetztes Calcium, Grapefruitsaft oder Hagebuttentee - sowie
Medikamente lassen den Zahnschmelz erodieren." Eigene Studien dazu hat
Lussi kürzlich im "British Journal of Nutrition"
http://bit.ly/JNSAH0
veröffentlicht. Deutlich wurde dabei, dass nicht der pH-Wert alleine
die Zahnschmelz-Zerstörung bestimmt. "Es kommt auch auf die Art der
Säure an. Mit der Phosphorsäure von Coca Cola kommt der Mund gut
zurecht, mit Red Bull hingegen schlecht."
Da der Zahnschmelz tagelang braucht, um sich
von Säureattacken zu erholen, empfiehlt Lussi einen möglichst schonenden
Konsum säurehältiger Getränke.
"Vermeiden sollte man, ständig an ihnen zu nuckeln, sie schluckweise zu
trinken oder sie gar durch die Zähne zu ziehen. Ideal wäre auch, gleich
im Anschluss die Zähne zu spülen." Differenziert sieht der
Fachmann die landläufige Empfehlung, mit dem Zähneputzen danach
abzuwarten. "Zahnproblem Nummer
eins ist Karies, nicht Zahnschmelzerosion. Vergisst man zu putzen, sind
viele Getränke auch aufgrund ihres Zuckergehaltes gefährlich."
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