Austin
(pte021/04.05.2012/12:45) - Wer in der Arbeit phasenweise auf jeglichen
E-Mail-Verkehr verzichtet, wird dabei entspannter und kann sich besser
auf Aufgaben konzentrieren. Belege dafür liefern Forscher der US-Army
http://www.natick.army.mil beim Treffen der "Association for Computing
Machinery's Computer-Human Interaction" http://chi2012.acm.org . "Wir
testen gerade die Verwendung von Smartphones und Apps im Kriegseinsatz.
Studien zur Leistung ohne E-Mail sind dafür sehr brauchbar", erklärt
Army-Sprecher David Acetta.
Weniger
Seitensprünge, gesünderer Puls
Gemeinsam mit
Wissenschaftlern der University of California http://www.uci.edu
rekrutierten die Forscher zivile Angestellte an Computerarbeitsplätzen
der US-Army für ein Experiment. Sie erhielten über mehrere Arbeitstage
eine völlige E-Mail-Sperre und wurden bezüglich ihres Herzschlages
ständig überwacht, während eine Spezialsoftware ihre Arbeitsweise am
Bildschirm dokumentierte. Während und am Ende des Versuches erhoben
Fragebögen, wie es den Versuchspersonen dabei erging.
Während Kollegen mit
E-Mail-Zugang durchschnittlich 37 Mal pro Stunde zwischen Programm- und
Browserfenstern wechselten, gab es bei Posteingangs-Sperre nur 18
derartige Sprünge.
E-Mails beeinträchtigen auch den Puls: Bei Verfügbarkeit ist der
Herzschlag auf konstant hohem Niveau, was die Forscher als "ständige
Alarmbereitschaft" charakterisieren. Aus früheren Studien weiß man, dass
ein derartiges Pulsmuster auch zu vermehrter Ausschüttung des
Stresshormons Cortisol führt. Ohne E-Mail war der Puls ebenso
wechselhaft, wie es den natürlichen Bedingungen entspricht.
Leistung und
Konzentration steigen
Positiv waren
jedoch auch die Rückmeldungen der Testpersonen: Sie fühlten sich ohne E-Mail
eher leistungsfähig und konzentriert, vor allem da es weniger
Stress-erzeugende oder zeitraubende Unterbrechungen gab. Zwar
empfanden sie sich dabei auch ein wenig isoliert, konnten aber die
wichtigen Infos von Kollegen beziehen, die über E-Mail verfügten. "Trennt
man E-Mail und Arbeitsleben, reduziert dies das Multitasking und auch
den Stress. E-Mail-Urlaub in der Arbeit und mehr Selbstkontrolle
bei Einlog-Zeiten wären eine gute Idee", urteilt Studienautorin Gloria
Mark.
E-Mail-Öffnungszeiten
Eine
Verfechterin des E-Mail-Urlaubs ist Anitra Eggler http://anitra-eggler.com
. "Für Journalisten, Telekom-Spezialisten oder andere Dienstleister für
Wissensarbeit klingt Arbeit ohne E-Mail wie Wahnsinn. Da diese Gruppen
oft von Kommunikationssucht betroffen sind, wäre ihr zeitweiser Verzicht
aber genauso sinnvoll wie eine Woche Kloster für Burnout-Kandidaten",
sagt die "Digital-Therapeutin", die entsprechende Vorschläge soeben in
einem Buch (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20120302017
) ausgeführt hat. Im Selbstversuch getestet wurde die moderne Form der
Abstinenz unlängst von einem Journalisten der Financial Times
Deutschland http://bit.ly/IqZVez .
E-Mail-Urlaub
sei vor allem im richtigen Urlaub wichtig, betont Eggler, doch auch im
Arbeitsalltag bringe es Vorteile: Er senke den Stresslevel im
Betrieb, fördere Gespräche unter Kollegen, Kreativität und Spaß bei der
Arbeit und hebe zudem die Qualität der Kommunikation. "Der Entzug
zeigt, was unverzichtbar ist und was nicht." Relativ leicht umzusetzen
seien E-Mail-Öffnungszeiten,
die es auch zu kommunizieren gilt. "Also etwa: Liebe Kunden, wir haben
am Mittwoch unseren Kreativvormittag und sind per E-Mail immer erst ab
14 Uhr erreichbar. Davon profitieren auch Sie", empfiehlt die
Medienexpertin. |