Paris/Kiel
(pte013/05.04.2012/13:30) - Der
Ort des täglichen Einkaufs kann sich auf das Körpergewicht auswirken.
Wie Forscher des französischen Inserm-Instituts http://inserm.fr in der
Zeitschrift "PLoS ONE" berichten, haben Kunden von Discount-Läden
einen höheren Body-Mass-Index (BMI) und mehr Bauchfett. Dasselbe trifft
auch zu, wenn man stets in Supermärkten fernab der eigenen Wohnung
einkauft oder in Läden, in denen eher wenig gebildete Kunden anzutreffen
sind.
Läden als Dickmacher
Ausgewertet
wurden dazu die Einkaufsgewohnheiten von 7.000 Parisern während eines
Jahres. Zumindest bei Konsumenten fernab der Bildungsschichten hängen
Discount-Einkäufe und höherer BMI zusammen, und auch höhere Entfernung
des Einkaufs zum Wohnort - nur jeder Neunte versorgt sich in
unmittelbarer Nähe - ist ungünstig. Produktqualität und Ladengröße haben
hingegen keinen Einfluss. Studienleiter Basile Chaix fordert,
Supermärkte mehr in die Gesundheitsvorsorge einzubinden, um falsche
Kaufgewohnheiten zu ändern.
Vor
Polarisierung warnt Manfred J. Müller, Direktor des Instituts für
Humanernährung an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel http://www.nutrfoodsc.uni-kiel.de
, gegenüber pressetext. "Konsum, Ernährung und folglich auch das Gewicht
werden von vielen Faktoren der Umgebung zugleich mitbestimmt. Deutsche
Daten nennen hier etwa auch die Dichte von Fastfood-Outlets", so der
Experte. Der Bildungsstand spiele dabei jedoch stets eine Rolle, da der
Zusammenhang bei höher Gebildeten verschwindet.
Weniger statt
gesünder essen
Die von den
Studienautoren geforderte Vorsorge am Verkaufsort wäre für Müller bloß
eine Alibiaktion. "Um gegen
Übergewicht anzukämpfen, muss man nicht gesündere Lebensmittel essen,
sondern weniger. Problematisch ist, dass wir zu viel Nahrung zur
Verfügung haben. Es gibt zu viele Gelegenheiten, sich mit Nahrung zu
versorgen, und durchschnittliche Supermärkte liefern bereits ein Angebot
von über 20.000 Artikeln. Das verführt Menschen."
Auch die
attraktive Aufmachung sowie der Preis von Nahrung beeinflusst die
Konsummenge erheblich - was den Verweis auf Discounter
rechtfertigen würde. "Nahrung
ist aus gesundheitlicher Sicht zu billig, wird aber im Vergleich
zu anderen Konsumgütern völlig unterschiedlich wahrgenommen. Spielräume
gibt es hier nicht, da bei kleinsten Preiserhöhungen, etwa von Milch,
sofort ein großer Aufschrei folgt", bemerkt der Kieler Forscher.
Link zur Studie
http://bit.ly/HM8YKS |