Minneapolis
(pte016/19.12.2011/12:35) - Die
Erfahrungen in den ersten 18 Lebensmonaten bestimmen in hoher Weise, wie
sich Menschen in späteren Partnerbeziehungen verhalten.
Vertrauen, Lieben und Konfliktlösen lernt man als Säugling, behaupten
Forscher der University of Minnesota http://umn.edu in der Zeitschrift "Current
Directions in Psychological Science". Die gute Nachricht: Sind die
Bedingungen später günstig, können Folgen eines schwierigen Start ins
Leben durchaus ausgeglichen werden, kommen die Experten zum Schluss.
Sicher oder defensiv
Lange bevor ein
Kind zu sprechen beginnt und sich bewusst erinnern kann, prägen sich Erfahrungen tief ein
und kodieren spätere Verhaltensweisen - etwa die Haltung, wie man von
anderen behandelt wird oder ob man sich selbst würdig für Liebe und
Zuneigung hält. Babys mit einem feinfühlig-liebenden Umfeld sind sich
des Wohlwollens der anderen später sicher. Hingegen gehen Menschen, die
im Kleinkindalter misshandelt oder vernachlässigt wurden, später viel
eher in Defensivhaltung und zeigen häufiger auffälliges Verhalten
(pressetext berichtete:
http://pressetext.com/news/20100403004 ).
Zwar gilt das
Konzept der frühkindlichen Prägung heute als bestätigt (siehe:
http://pressetext.com/news/20090414004 ), der Langzeit-Nachweis
gelang allerdings erst jetzt. 75 Kinder von sozial schlecht gestellten
Müttern wurden von der Geburt bis nach dem 30. Lebensjahr begleitet und
immer wieder untersucht. Als Babys versetzte man sie etwa in Gegenwart
ihrer Mütter in Stress oder Fremdsituationen, um die Sicherheit der
Bindung zu testen. Später ging es um emotionale und soziale Entwicklung,
Leistung, Widerstandskraft und Verhalten gegenüber Mitschülern, Freunden
und später auch Beziehungspartnern.
Chance nach
Fehlstart
"Zwar
ändern sich die frühen Haltungen durch neue Beziehungen, durch
Selbstreflexion oder auch durch Therapie. Unter Stress kommen die alten
Muster jedoch meist wieder hervor", berichtet Studienautor Jeffry
A. Simpson. Der stabile rote Faden zwischen Säuglings- und
Erwachsenenalter war allerdings in vielen Biografien nur schwach
sichtbar. "Wenn man sich der
alten Modelle bewusst wird und einen vertrauenswürdigen, sicheren
Partner findet, kann man das Alte revidieren und sein Verhalten neu
ausrichten. Ein betrogenes Baby kann später treu werden, ein ungeliebtes
kann Liebe lernen", betont der Forscher. |