Sydney/Köln
(pte022/17.06.2011/13:55) - Wer
sich beobachtet weiß, verhält sich selbst moralischer - und beurteilt
zugleich andere weit strenger. Was Forscher in der Zeitschrift "Evolutionary
Psychology" zeigen, könnte die Entwicklung der Religion erklären. Die
Vorstellung eines Gottes, der allgegenwärtig ist, alles sieht und weiß,
hat vielleicht dazu beigetragen, dass sich in der Gesellschaft derart
komplexe Formen der Kooperation entwickelt haben, so die Hypothese der
Forscher.
Korrekt
durch Beobachtung
Zwei Versuche
führten die australischen und englischen Wissenschaftler zu diesem
Ergebnis. Sie legten 90 Probanden Kurzgeschichten vor, bei denen es um
das Behalten einer gefundenen Geldbörse sowie um die Fälschung eines
Lebenslaufes ging. Befand sich
auf dem Angabezettel ein Augenpaar, so ärgerten sich die
Versuchspersonen weit mehr über das Fehlverhalten der Personen der
Geschichte als wenn zwei Blumen aufgedruckt waren.
Noch
deutlicher zeigte sich dieser Mechanismus, als man einen Kaffeekassa für
den Einwurf eines freiwilligen Beitrags mit einem Augenpaar versah. Die
Kaffee- und Teetrinker warfen künftig eine dreimal höhere Summe hinein
als zuvor.
Selbsterkenntnis und Emotionen
"Die Augen
dürften internalisierte moralische Normen verstärken und zu einer Art
Selbsterkenntnis führen", erklärt Studienleiter Pierrick Bourrat von der
Universität Sydney
http://sydney.edu.au
das Phänomen. Auch ein mentaler
Mechanismus dürfte im Spiel sein, da Menschen sehr um ihr Image bei
anderen besorgt sind. Beobachtung löse eine Überprüfung aus, ob die
eigenen Handlungen den akzeptierten moralischen Standards entsprechen.
Das
Angesehenwerden verändert auch die Emotionen, haben Kölner
Neurowissenschaftler gezeigt.
Erst bei direktem Blickkontakt werden Gehirnregionen aktiv, die Gefühle
verarbeiten. Freundliche Blicke wie etwa mit einem Lächeln regen dabei
die Gesichtsmuskeln zur Nachahmung an, während uneindeutige eher
Grübeleien auslösen (pressetext berichtete:
http://pressetext.com/news/20091214004
). Ob es sich beim Betrachter um
reale oder virtuelle Figuren handelt, spielt dabei keine Rolle - was ein
Erfolgsgeheimnis vieler Medienformate sein dürfte. |