Tucson (pte007/17.10.2012/10:20) -
Augenkontakt, der das Gefühl einer Verbindung vermittelt, ist auf neu
entdeckte "Augenzellen" in der Amygdala zurückzuführen. Das glauben
Wissenschaftler der University of Arizona. Die Zellen werden in jenem
Bereich des Gehirns aktiv, der für die Verarbeitung von Gefühlen und
sozialen Interaktionen zuständig ist. Die Neuronen wurden bei einem
Rhesusaffen nachgewiesen. Verfügen auch Menschen über diese Neuronen,
könnten sie bei Krankheiten wie Autismus oder Schizophrenie geschädigt
sein. Das würde die Auswirkungen auf den Augenkontakt und soziale
Interaktionen erklären.
Neuronen-Aktivität aufgezeichnet
Das Team um Katalin Gothard platzierte
sieben Elektroden in der Amygdala eines Rhesusaffen. Die Elektroden,
jede ein Zehntel so dick wie ein menschliches Haar, ermöglichte es den
Wissenschaftlern, die Aktivität einzelner Neuronen aufzuzeichnen.
Gezeigt wurde den Tieren ein Video, in dem ein anderer Rhesusaffe
vorkam. Gleichzeitig wurden auch die Blicke der Affen beobachtet.
Von den 151 Neuronen, die die
Wissenschaftler unterscheiden konnten, wurden 23 nur dann aktiv, wenn
der Rhesusaffe auf die Augen des anderen Affen schaute. Von diesen
Neuronen, die das Team als "Augenzellen" bezeichnete, wurden vier
aktiver, wenn das gezeigte Tier zurückzuschauen schien. Laut Gothard
wurden diese Zellen von der Evolution auf das Auge ausgerichtet und
sammeln Informationen darüber, wer das Gegenüber ist. Andere Augenzellen
wurden aktiviert, wenn der Affe im Video freundlich, aggressiv oder
neutral erschien.
Neue Therapien für Autismus und Co
Gothard will in einem nächsten Schritt
erforschen, ob Medikamente die Aktivität der Augenzellen bei Affen
verbessern können. So könnten eines Tages neue Behandlungsansätze für
Krankheiten entstehen, bei denen ein verringerter Augenkontakt und
Schwierigkeiten bei den sozialen Interaktionen eine Rolle spielen.
"Zuerst müssen wir aber mehr wissen. Wir haben gerade erst die Existenz
dieser Zellen nachgewiesen." Geplant sind Tests mit dem Hormon Oxytocin,
das soziale Bindungen zu verbessern scheint.
Auch wenn ein Nasenspray mit Oxytocin
bereits zur experimentellen Behandlung von Autismus eingesetzt wird,
wollen die Forscher Therapien weiter verbessern. Martha Farah, eine
kognitive Neurowissenschaftlerin an der University of Pennsylvania
http://www.upenn.edu
, hält es für eine plausible Hypothese, dass Menschen auch über
Augenzellen verfügen könnten. Es gibt, so die nicht an der aktuellen
Studie beteiligte Forscherin, viele Ähnlichkeiten in den visuellen
Systemen von Menschen und Affen.
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