Helsinki (pte012/23.03.2012/12:30) - Menschen im erwerbsfähigen
Alter, die alleine leben, haben ein um bis zu 80 Prozent höheres Risiko
an einer Depression zu erkranken als Menschen, die in Familien leben.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Finnish Institute of
Occupational Health http://www.ttl.fi/en . Entscheidend sind die
schlechten Wohnverhältnisse für Frauen und die fehlende soziale
Unterstützung für Männer. Für die Studie wurde der Einsatz von
Antidepressiva bei 3.500 Finnen untersucht.
Lebensumstände
wichtig
Beth Murphy von Mind http://mind.org.uk betont, dass Menschen, die
alleine leben, eine Möglichkeit haben müssen, über ihre Probleme zu
reden. Antidepressiva alleine reichten auf keinen Fall aus. Laut dem
Team um Laura Pulkki-Raback hat die Zahl der Menschen in
Einpersonenhaushalten in der westlichen Welt in den vergangenen drei
Jahrzehnten zugenommen. Einer
von drei Menschen lebt in Amerika und auch in Großbritannien allein.
An der aktuellen Studie nahmen 1.695 Männer und 1.776 Frauen teil. Sie
waren im Schnitt 44,6 Jahre alt.
Die Probanden wurden im Jahr 2000 danach befragt, ob sie alleine oder
gemeinsam mit anderen Menschen lebten. Zusätzlich wurden weitere
Informationen über ihren Lebensstil aufgenommen. Dazu gehörten soziale
Unterstützung, Arbeitsklima, Ausbildung, Einkommen, Beschäftigungsstatus
und Wohnbedingungen sowie Rauchgewohnheiten, Alkoholkonsum und sonstige
Aktivitäten.
Therapieansätze
verbessern
Es zeigte sich bei der Auswertung der Daten, dass Menschen, die alleine
lebten, in der Nachbeobachtung zwischen 2000 und 2008 rund 80 Prozent
mehr Antidepressiva kauften als jene, die nicht alleine lebten.
Pulkki-Raback ist der Ansicht, dass das wirkliche Risiko psychischer
Probleme viel höher sein könnte. "Studien dieser Art unterschätzen das
Risiko meistens, da Menschen mit dem höchsten Risiko am seltensten bis
zum Ende einer Untersuchung mitmachen. Wir können daher also nicht
einschätzen, wie verbreitet unbehandelte Depressionen sind."
Das Leben mit anderen Menschen
bietet laut den Forschern emotionale Unterstützung, gibt ein Gefühl der
sozialen Integration und hat auch noch weitere Vorteile, die alle gegen
psychische Probleme schützen. Das Alleinleben kann mit einem Gefühl der
Isolation, fehlender sozialer Integration und fehlendem Vertrauen in
Zusammenhang gebracht werden. Diese gelten als Risikofaktoren für
die geistige Gesundheit. Laut der in BMC Public Health http://biomedcentral.com/bmcpublichealth
veröffentlichten Studie müssen alle beteiligten Faktoren berücksichtigt
werden, um Depressionen bei Menschen im erwerbsfähigen Alter besser zu
verstehen und damit auch besser behandeln zu können. |