fzm - "Nehmen
Sie täglich eine halbe Tablette". Diesen Ratschlag hören Patienten immer
häufiger. Denn durch die Verschreibung von größeren Tabletten spart der
Patient bei den Zuzahlungen und der Arzt schont sein Budget. Doch das Teilen
von Tabletten kann gefährlich sein, wie ein Pharmakologe in der
Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme
Verlag, Stuttgart. 2006) warnt. Im Extremfall drohen ein Wirkungsverlust oder
eine gefährliche Überdosierung.
Zum Wirkungsverlust kann es nach Auskunft von
Professor Walter Haefeli, Universität Heidelberg, kommen, wenn die Tabletten
mit einer Schicht überzogen sind, welche die Wirkstoffe vor Sauerstoff oder
Magensaft schützen. Nach dem Teilen verlieren die Tabletten an der Luft oder
im Magen ihre Wirkung. Zu Überdosierungen könne es bei so genannten "Retard"-Tabletten
kommen, die den Wirkstoff verzögert freisetzen. Diese Tabletten sind laut
Professor Haefeli so konzipiert, dass normalerweise ein Rest in der Tablette
verbleibt und mit dem Darm ausgeschieden wird. Teilen oder sogar das Mörsern (Haefeli:
"In Pflegeheimen eine verbreitete Praxis"), führt dazu, dass die gesamte Dosis
in den Blutkreislauf gelangt.
Viele ältere Menschen seien wegen nachlassender
Sehkraft oder Fingerfertigkeit nicht in der Lage, Tabletten exakt in der Mitte
zu brechen, berichtet der Experte. Dann kämen Küchenmesser und andere scharfe
Gegenstände zum Einsatz, die ein Verletzungsrisiko bergen. Sogenannte
Tablettenteiler aus der Apotheke helfen auch nicht immer. Bei ovalen Tabletten
ergäben sich ungleiche Bruchstücke.
Niemals geteilt werden dürfen Dragees und
Weichgelatinekapseln, warnt Professor Haefeli. Unproblematisch sei das Teilen,
wenn die Tabletten eine Bruchrille haben. Doch nicht jede Einkerbung auf der
Tablette ist eine Bruchrille. Einige Tabletten haben Schmuckkerben, die nur
der Optik dienen, aber nicht geteilt werden dürften. Im Zweifelfall sollten
Arzt und Patienten in den Fachinformationen (Beipackzettel) nachlesen, wo sie
aber nur selten fündig werden. Professor Haefeli fand heraus, dass nur in 22,5
Prozent der Fachinformationen von Tabletten ohne Bruchrille eine Aussage zur
Teilbarkeit enthalten war. In den Beipackzetteln von ausdrücklich nicht zum
Teilen geeigneten Medikamenten wurde nur in 36,4 Prozent der Fälle davor
gewarnt. Haefeli: "Ärzte sollten das Teilen nicht zum Grundprinzip machen. Sie
sollten zunächst sicherstellen, dass dies zulässig ist und die Patienten die
Tabletten sachgemäß teilen können."
J. Weiß:
Tablettenteilen – ein gefährliches Unterfangen
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2007; 132 (1): S. 12
|