Die Aktion Kinderfuß 2006 gilt
weltweit als erste repräsentative „biometrische“ Messung von Kinderfüßen.
Ziel der Messungen war
herauszufinden,. wie sich Kinderfüße in den verschiedenen Entwicklungsstadien
bewegen, um optimierte Schuhe zur Förderung von Bewegung und Entwicklung
bereit zustellen. Steffen Müller, Sportwissenschaftler an der Uni Potsdam und
Projektverantwortlicher der Aktion Kinderfuß: „Wir haben Alter, Gewicht und
Größe der Kinder festgehalten, die Füße nach WMS vermessen und zusätzlich das
Gangbild der Kinder per Druckmessplatte ermittelt.“ Zwar liegen die Ergebnisse
der Bewegungsmessung erst Ende des Jahres vor, doch schon die statischen
Messergebnisse erschüttern nachhaltig einige Glaubenssätze über Kinderfüße.
„Die meisten Kinderfüße sind mittelbreit“ Falsch! Die meisten
Kinderfüße sind breit, immer mehr sogar extra breit.
Von 4.900 gemessenen Jungs- und
Mädchenfüßen waren nicht mal ein Drittel schmal und mittelbreit, dafür aber
zwei Drittel breit bis extra breit. Bei den Jungs zeigt sich ein noch
extremeres Bild: Von 2096 gemessenen Jungsfüßen waren nur 22 Prozent schmal
und mittelbreit. 52 Prozent der Jungs hatten breite, 26 Prozent sogar extrem
breite Füße. Projektverantwortlicher Steffen Müller: „Diese extreme Breite
entspricht im WMS-System dem Schuh Doppel W, den es aber faktisch nicht zu
kaufen gibt.“ Entsprechenden Handlungsbedarf sieht der Kinderfußexperte für
Hersteller und Handel. Müller: „Wir hoffen, dass der Schuhfachhandel für das
Thema Breite sensibilisiert wird und Eltern und Kinder entsprechend berät.
Trotzdem gibt es viel zu wenig Schuhe in angemessener Weite.“
„60 Prozent der Kinder tragen zu kleine Schuhe. „Falsch! 8
Prozent der Kinderfüße stecken in zu kleinen Schuhen.
Der zuletzt verbreitet Glaube,
der Großteil aller Kinderfüße stecke in zu kleinen Schuhen, wurde von der
Aktion Kinderfuß nicht bestätigt. Medienberichten zufolge tragen rund 60
Prozent der Kinder zu kleine Schuhe. Kinderfußexperte Müller: „Wir waren
neugierig, ob wirklich so viele Kinder zu kleine Schuhe tragen. Deshalb haben
wir unsere Ergebnisse der WMS-Messungen mit den aktuell getragenen Schuhen der
Kinder verglichen.“ Danach trugen 8 Prozent der Kinder tatsächlich kleinere
Schuhe, als von den Messungen vorgegeben, 29 Prozent hatten die passende
Schuhgröße an, der Rest der Kinder trug seine Schuhe auf Zuwachs: 46 Prozent
der getragenen Schuhe waren eine Nummer, 17 Prozent sogar zwei Nummern größer.
Kinderfußexperte Müller: „Natürlich muss man berücksichtigen, dass wir im
Fachhandel gemessen haben. Bei Kindern, die ihre Schuhe aus Discountern
beziehen, mag das Bild anders aussehen.“ Der Tipp des Kinderfuß-Experten
richtet sich deshalb an alle Eltern: Regelmäßig nachmessen, ob die Schuhgröße
noch zur Fußgröße passt. Am besten nach dem WMS-System.
„Bei Kindern sind beide Füße gleich groß.“ Falsch! Die meisten
Kinderfüße sind verschieden groß
Ein weiteres Ergebnis der
Aktion Kinderfuß deckt eine ebenso unbekannte wie augenfällige Wahrheit über
Kinderfüße auf: Rechter und linker Fuß sind selten exakt gleich lang.
Sportwissenschaftler Steffen Müller: „Zwischen dem rechten und dem linken Fuß
besteht meistens eine Schuhgröße Unterschied, gelegentlich sogar zwei. Obwohl
die Größenunterschiede wirkliche ins Auge springen, ist für die meisten Eltern
diese Information neu.“ Der Unterschied ist wachstumsbedingt: Kinder wachsen
in Schüben und das tun auch die Kinderfüße. Der Tipp des Fachmannes: „Messen
Sie immer beide Füße und beachten Sie beide Ergebnisse. Natürlich gibt der
größere Fuß die Schuhgröße vor.“
Wenn schon die ersten
Ergebnisse der Aktion Kinderfuß überraschen, darf man auf die Gesamtaussage
der Messungen gespannt sein. Ende des Jahres wird das 10köpfige Team der Uni
Potsdam den gesamten Datenbestand ausgewertet haben. Bis dahin liegen viele
Tausend Stunden Datenkrieg vor dem Forschungsteam - auf 15 Minuten ist die
nächste Messtour geplant. Fachhändler in der Schweiz werden in die
repräsentative Messaktion eingebunden und ab Anfang 2007 stehen Nord- und
Ostdeutschland erneut auf der Agenda des Messteams.
Quelle: Pressemitteilung Ricosta August 2006 |