Das humane Papillomavirus (HPV) infiziert die Haut
und Schleimhaut vor allem im Genitalbereich (Zervix, Vagina, Vulva, Anus,
Perianus und Penis). Infektionen mit HPV zählen zu den sexuell übertragenen
Erkrankungen. Die Übertragung auf Frauen erfolgt im Allgemeinen durch
infizierte männliche Geschlechtspartner, die meistens keine Krankheitszeichen
haben.
Der überwiegende Teil der HPV-Infektionen heilt folgenlos aus. Bei ca. 1% der
Patienten führt die Infektion zu Krebs (Zervix-, Penis-, Vulva-, Vaginal- und
Analkarzinom). Zahlenmäßig bedeutsam ist vor allem das Zervixkarzinom
(Gebärmutterhalskrebs). Bei diesem kann in ca. 99,8 % HPV-DNA nachgewiesen
werden. Auch der überwiegende Teil der Vaginal- und Vulvakarzinome
einschließlich ihrer Vorstufen wird durch eine HPV-Infektion hervorgerufen.
Für Deutschland registriert man zurzeit etwa 7.000 Neuerkrankungen an
Gebärmutterhalskrebs und 2000 Todesfälle pro Jahr. In der Altersgruppe der 25
- 35-jährigen Frauen ist Gebärmutterhalskrebs die vierthäufigste
Krebserkrankung.
Prophylaxe der HPV-Infektion durch Impfung
In Deutschland steht seit September 2006 ein Impfstoff gegen HPV-Infektionen
zur Verfügung. Ein weiterer befindet sich in der Zulassung. Studien haben
gezeigt, dass mit diesen Impfstoffen bei jungen Frauen sowohl eine anhaltende
Infektion mit den im Impfstoff enthaltenen HPV-Typen (HPV 6, 11, 16, 18 bzw.
nur HPV 16, 18) als auch hierdurch bedingte krankhafte Veränderungen des
Gebärmutterhalses zu über 90 % verhindert werden können. Die Impfung wurde in
allen Studien gut vertragen. Schmerzen an der Einstichstelle und Kopfschmerzen
waren die häufigsten Nebenwirkungen. Ob eine Impfung von männlichen Personen
ähnlich gute Ergebnisse zeigt, muss noch untersucht werden.
Zeitpunkt der Impfung
Mit Aufnahme der sexuellen Aktivität findet eine rasche Durchseuchung mit HPV
statt. 24 Monate nach dem ersten Sexualkontakt sind bereits gut 34 % der
jungen Frauen infiziert. Eine effektive Impfprophylaxe muss deshalb vor dem
ersten Sexualkontakt einsetzen, wobei Notwendigkeit für und ggf. der beste
Zeitpunkt für eine Auffrischimpfung noch geklärt werden muss.
Stellungnahme
Es ist absehbar, dass der breite Einsatz der HPV-Impfung vorzugsweise bei
Mädchen vor der Pubertät einen erheblichen Beitrag zur Reduktion der Inzidenz
und Mortalität des weiblichen Zervixkarzinoms leisten kann. Die DAKJ und die
DGGG fordern daher die Einführung der HPV-Impfung.
Als begleitende Maßnahme muss die Krebsfrüherkennungsuntersuchung bei Frauen
aufrecht erhalten bleiben und wegen der bisher unzureichenden Inanspruchnahme
sogar intensiviert werden. Mädchen bereits im Rahmen der HPV-Impfungen auf die
Teilnahme an der Krebsfrüherkennungsuntersuchung hinzuweisen, wird eine
wichtige neue Aufgabe des Kinder- und Jugendarztes sein. Eine erfolgreiche
Implementierung der HPV-Impfung erfordert die enge Zusammenarbeit von Kinder-
und Jugendärzten, Frauenärzten und öffentlichem Gesundheitsdienst.
Obwohl in Europa jetzt ein zugelassener Impfstoff verfügbar ist und bislang
einige Krankenkassen der Kostenübernahme zugestimmt haben, gibt es noch keine
umfassende Stellungnahme der deutschen Krankenkassen zur Übernahme der Kosten
für die Impfung. Auch die STIKO hat noch keine Impfempfehlung ausgesprochen.
Es wird daher darauf hingewiesen, dass die impfenden Ärzte zunächst alleine in
der Verantwortung für die Anwendung der Impfung stehen.
Die Erarbeitung dieser Stellungnahme erfolgte
durch:
Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V.:
Prof. Dr. Dr. P. Bartmann (federführend), Prof. Dr. U. Heininger (Vorsitzender
der Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen), Prof. Dr. H. I.
Huppertz, Dr. M. Kinet, R. Klein, Prof. Dr. C. Korenke, Prof. Dr. Dr. D.
Niethammer
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.:
Prof. Dr. K. Diedrich, Prof. Dr. K. Friese, Prof. Dr. P. Hillemanns, Prof. Dr.
W. Jonat, Prof. Dr. R. Kreienberg, Prof. Dr. A. Schneider, M.P.H. sowie Dr. C.
Albring (Berufsverband der Frauenärzte)
Korrespondenzadressen:
Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V. Chausseestr. 128/129
Tel.: 030.4000588-0 Fax.: 030.4000588-88 e-Mail: kontakt@dakj.de Internet:
www.dakj.de
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V.
Robert-Koch-Platz 7 10115 Berlin Kontaktperson: Isa Berndt, Referentin des
Vorstandes Tel.: 089.7915160 AB und Fax: 089.7918520 e-Mail: id.berndt@t-online.de
Internet: www.dggg.de
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