Diskriminierung, Gewalt, Folter und sexueller Missbrauch sind Quellen einer
Vielzahl körperlicher und seelischer Leidenszustände. Nicht selten erfolgt ein
Rückzug in körperliche, neurotische und psychotische Symptome. Die gängigen
psychotherapeutischen Verfahren gestalten sich oft sehr schwierig und zum Teil
äußerst belastend für den Klienten. Demgegenüber stellt ein Aufsatz in der
Zeitschrift "Psych.Pflege Heute" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) ein
alternatives Behandlungskonzept vor, das in "defokussierenden" Gesprächen und
freiem Phantasieren besteht. Defokussieren beinhaltet die Umwandlung von
Symptom- und beziehungsgebundenen Gefühlen in sinnlich-öffnende Gefühle. Als
Phantasie wird in der Psychologie sowohl die abgewandelte Erinnerung von
früher Wahrgenommenem als auch die Assoziation früherer
Wahrnehmungsbestandteile zu neuen Gebilden sowie die Neuproduktion
vorgestellter Denkinhalte bezeichnet. Mit defokussierenden Gesprächen und
freier Phantasie können die Symptome sowie Gesprächs- und Gefühlsblockaden
aufgelöst und verdrängte und vergessene Erlebensbereiche wachgerufen werden.
Dies beinhaltet, auf Empfindungen und Stimmungen zu fokussieren, freie
Phantasien zu entfalten und soziokulturelle Erlebensbereiche sowie religiöse
und andere Sinnfragen ins Gespräch einzubringen. Mit freien Phantasien lassen
sich verdrängte und vergessene Erlebensbereiche im Patienten wachrufen und
damit Fixierungen von Symptomen und Beziehungen defokussieren – ohne quälende
Wiederholung der Traumatisierung. Diese Gespräche werden auch als
Prismengespräche bezeichnet, um damit die "prismatische" Entfaltung der
vielseitigen Erlebensbereiche des Menschen anzudeuten, ähnlich wie das
Sonnenlicht, das nach dem Durchgang durch ein Prisma sich in seiner farbigen
Schönheit entfaltet.
Defokussierende Prismengespräche zur Lösung
traumatischer Fixierungen.
Psych.Pflege Heute 2006; 12; Nr. 3; S. 130-132.
Prof. Dr. med. Alfred Drees, Krefeld. E-Mail: prismatisieren@t-on.line.de |