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Ein neuer Cholera-Impfstoff kann auch vor
Reisedurchfall schützen. Die Wirkung ist allerdings begrenzt, weshalb
eine deutschsprachige Gruppe von Tropen- und Reisemedizinern in der
Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg
Thieme Verlag, Stuttgart. 2006) den Impfstoff nur in Ausnahmefällen
empfiehlt. Noch seltener benötigen ihn Reisende zum Schutz vor der
Cholera.
In den Jahren 2000 bis 2004 sind in
Deutschland nur acht Menschen an Cholera erkrankt. In allen Fällen
waren es importierte Infektionen. Die Menschen hatten sich auf Reisen
unter einfachen Bedingungen oder durch engen Kontakt zur einheimischen
Bevölkerung angesteckt. Da die Cholera bei rechtzeitiger Behandlung
sehr selten tödlich endet, sieht die Gruppe um Professor Dr. Thomas
Weinke vom Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam auch für
Tropenreisende keinen Grund für eine Impfung – obwohl es einen
wirksamen und von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen
Impfstoff gibt. Nur Helfer in Katastrophengebieten oder
Flüchtlingslagern sollten sich impfen lassen, schreiben die Experten.
Einige Länder fordern die Impfung allerdings vor der Einreise, etwa
von Seeleuten oder Passagieren auf Frachtschiffen.
Die Cholera-Schluckimpfung vermittelt
auch einen gewissen Schutz vor Infektionen mit Enterotoxin-bildenden
Escherichia-coli (ETEC), den häufigsten Erregern des gewöhnlichen
Reisedurchfalls. Die Zahl der Erkrankungen wird etwa um ein Viertel
gesenkt. In der Schweiz, nicht aber in Österreich und Deutschland ist
der Cholera-Impfstoff zur Vorbeugung der ETEC-Infektionen zugelassen.
Die Experten vertreten jedoch die Ansicht, dass einfache
Hygienemaßnahmen wirksamer sind, etwa die britische Kolonialregel
"Cook it, peel it, boil it or forget it". Eine Ausnahme sehen die
Experten bei durchfallanfälligen oder abwehrgeschwächten Menschen
sowie solchen, die Medikamente zur Unterdrückung der Magensäurebildung
einnehmen. Auch Patienten mit schweren Erkrankungen und Kleinkinder
(im Alter über zwei Jahre) könnten sich impfen lassen.
T. Weinke et al.:
Impfprophylaxe gegen ETEC-Reisediarrhoe und Cholera
DMW - Deutsche Medizinische Wochenschrift 2006; 131 (30): S. 1660-1664 |