Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Immer mehr Kinder leiden körperlich unter seelischen Problemen
Somatisierungsstörungen weit verbreitet: Jedes zehnte Kind betroffen, ohne dass sich eine organische Ursache finden lässt


Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter körperlichen Beschwerden oder Schmerzen, für die sich keine organischen Ursachen finden lassen. Etwa zehn Prozent der Mädchen und Jungen klagen über Kopf-, Bauch- oder Gliederschmerzen, Müdigkeit oder Übelkeit, für die es auf den ersten Blick keinen Grund gibt, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP).

Ausgelöst werden solche Somatisierungsstörungen oft durch chronisch belastende Lebenssituationen, etwa schulische Überlastung, Integrationsprobleme bei Gleichaltrigen, überhöhte elterliche Erwartungen oder einschneidende Lebensereignisse wie Scheidungskonflikte, schwere Erkrankungen oder Tod eines Elternteils“, erläutert Dr. Ulrich Hagenah von der DGKJP.

Viele Kinder zeigen zusätzlich psychiatrische Begleitsymptome: Sie sind besonders ängstlich, depressiv und haben ein gestörtes Selbstwertgefühl. Die Ursachen für diese Entwicklung sind nicht endgültig geklärt. Experten vermuten eine Wechselwirkung zwischen erblicher Veranlagung und stressenden Lebensbedingungen.

So treten Somatisierungsstörungen und begleitende Angsterkrankungen bei Familienangehörigen der Kinder und Jugendlichen überdurchschnittlich häufig auf. Die jungen Patienten selbst reagieren besonders sensibel auf Schmerzreize, sie haben Schwierigkeiten bei der Stressverarbeitung und stellen oft sehr hohe Ansprüche an die eigene Leistungsfähigkeit. Die Angst, im Unterricht aufgerufen zu werden und sich zu blamieren, kann dann für viele Kinder die Schule zum Albtraum werden lassen.

Häufig zeigen sich Somatisierungsstörungen auch im Zusammenhang mit einer schulischen Überforderung: Schlechte Noten trotz intensiver Vorbereitung verstärken Misserfolgserwartungen der Kinder, die zusätzlich unter Hänseleien oder Erpressungen auf dem Schulhof leiden können. Das Fernbleiben von der Schule auf Grund der körperlichen Beschwerden führt zur Entlastung und kann so eine Vermeidungshaltung fördern. „Übelkeit und  Bauchschmerzen treten bei diesen Kindern regelmäßig vor dem Unterricht, nicht aber an den Wochenenden oder in den Ferien auf“, so Dr. Hagenah von der DGKJP. Neben einer Schulangst kann auch die Furcht, von Mutter oder Vater getrennt zu werden, somatische Beschwerden verstärken.

Häufige Arztwechsel

Eltern und Kinder vermuten hinter den ständigen Bauch-, Kopf- oder Rückenschmerzen meist eine schwere organische Erkrankung. Oftmals wechseln sie den Arzt, weil der vorherige nichts finden konnte und die kleinen Patienten vorschnell „psychologisierte“. So kommt es zu vielfältigen Wiederholungsuntersuchungen und häufig sogar zu Krankenhausaufenthalten. Ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, ist unter diesen Umständen oft schwierig. Kinderärzte sollten, so die DGKJP, die Schilderungen der Eltern ernst nehmen und deren Fixierung auf eine körperliche Ursache respektieren.

Ist eine akute oder lebensbedrohliche Erkrankung ausgeschlossen, sollte das vorrangige Behandlungsziel eine Symptomreduktion sein. „Zur Therapie gehört eine  intensive Elternberatung, bei der die möglichen Zusammenhänge zwischen überforderndem Stress und körperlichen Beschwerden erläutert werden“, erklärt Dr. Hagenah (DGKJP). „Ebenso wichtig sind eine kindgerechte Aufklärung, verhaltens- und entspannungstherapeutische Methoden und in Einzelfällen eine medikamentöse Unterstützung. Mit diesen Maßnahmen gelingt es meist, die somatischen Beschwerden zu lindern und die Kinder wieder in den Alltag – und damit auch in die Schule – zu integrieren.“

Späte Diagnose – schlechte Prognose

Je früher die Somatisierungsstörung beginnt und je später sie diagnostiziert und behandelt wird, desto schlechter ist die Langzeitprognose der jungen Patienten. Bei bis zu 56 Prozent der Mädchen und Jungen chronifizieren die Beschwerden und halten bis ins Erwachsenenalter an, hat eine Untersuchung ergeben. Ein rascher Behandlungsbeginn hingegen kann nach Angaben der DGKJP eine schnelle Symptomlinderung bewirken. Einer weiteren Studie zufolge erklärten fast 40 Prozent der befragten Jugendlichen, in den vergangenen zwei Jahren mindestens ein Mal unter Symptomen gelitten zu haben, die ihr Wohlbefinden stark beeinträchtigt hatten, für die der Arzt aber keine Ursache finden konnte. Jugendliche mit somatischen Beschwerden ohne nachvollziehbare körperliche Beeinträchtigungen sind als Erwachsene häufiger von psychiatrischen Erkrankungen, insbesondere Depressionen und Angsterkrankungen, betroffen als gesunde Jugendliche.

Quelle: DKJP