Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Der befreiende Schnitt ins eigene Fleisch

DGKJP: Selbstverletzendes Verhalten unter Jugendlichen weit verbreitet

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJP) registriert eine dramatische Zunahme von selbstverletzendem Verhalten vor allem unter Mädchen und jungen Frauen. Bis zu einem Viertel der Patientinnen, die wegen Essstörungen, Ängsten oder Depressionen in Behandlung sind, fügen sich selbst Schnittwunden zu.

Seit rund 30 Jahren beobachten Kinder- und Jugendpsychiater, dass sich immer mehr Jugendliche mit Messern, Klingen, Scheren und Scherben blutende Wunden, vor allem an den Unterarmen, zufügen. „Der Drang, sich selbst zu verletzen, hat nichts mit Masochismus zu tun, denn das Schmerzempfinden ist in diesen Momenten deutlich reduziert", erläutert Prof. Dr. Franz Resch, Vorsitzender der DGKJP. „Die jungen Frauen suchen mit dem Schnitt ins eigene Fleisch Entlastung von extremem inneren Druck." Als Auslöser reichen oft Nichtigkeiten: Der harmlose Streit mit dem Mitschüler, die freundliche Ermahnung vom Lehrer werden zu persönlichen Katastrophen. Prof. Resch: „Wut, Verzweiflung und Angst mischen sich mit  Hilf- und Hoffnungslosigkeit. Die Stimmung schlägt um in Selbsthass und steigert sich zu dem starken Wunsch, sich selbst zu verletzen."

In dieser Situation klinken sich die Betroffenen häufig aus: Sie geraten in hypnose- oder tranceähnliche

Zustände – und finden sich nach dem „Aufwachen" mit aufgeschlitzten Armen wieder. Das Schneiden beruhigt und baut Spannungen ab. Prof. Resch: „Die Erleichterung ist nur von kurzer Dauer: Schnell bauen sich Ekel, Scham und Schuld wieder auf. Ohne professionelle Hilfe findet kaum eine Betroffene aus diesem Teufelskreis heraus. Angehörige, Freunde oder Lehrer, die Wunden an den Unterarmen von Jugendlichen bemerken, sollten einen Jugendpsychiater ansprechen."

Ursachen: Traumatisierungen in der Kindheit

Über die Ursachen von selbstverletzendem Verhalten ist wenig bekannt. Die DGKJP vermutet Störungen der Impulskontrolle und ein Mangel des Botenstoffs Serotonin, der für die Kommunikation von Nervenzellen im Hirn große Bedeutung hat. Begünstigt wird selbstverletzendes Verhalten durch Traumatisierungen in Kindheit und Jugend: Sexueller Missbrauch, körperliche Misshandlungen, Konflikte und Gewalt in der Familie, mangelnde Zuneigung, der Verlust eines Elternteils, chronische Krankheiten oder mehrfache Operationen gelten als Risikofaktoren. Das normale Leben ist für die Betroffenen erschwert: Sie leiden unter ihrer Vergangenheit, haben kein Selbstvertrauen mehr, den Lebensmut verloren und ziehen sich immer weiter zurück.

Therapie: Viel Geduld nötig

Eine gute Arzt-Patienten-Beziehung und der Wille der Betroffenen, tatsächlich etwas ändern zu wollen, sind Voraussetzungen für eine Erfolg versprechende Therapie von selbstverletzendem Verhalten. Kombiniert werden medikamentöse Maßnahmen, z.B. Antidepressiva, Neuroleptika oder Lithium, und Psychotherapie, insbesondere verhaltenstherapeutische sowie tiefenpsychologische Ansätze zur Traumabewältigung. Sie werden ergänzt durch Methoden, bei denen auch die Familie integriert wird. Die Therapie fordert meist viel Zeit und Geduld von allen Seiten. Die Patienten sammeln während der Therapie Wissen über ihr Krankheitsbild und werden zu Experten in eigener Sache. Sie lernen in Rollenspielen und Gruppengesprächen, mit belastenden Situationen anders umzugehen, erfahren viel über Gefühle und lernen, auch nein zu sagen.

Quelle: DKJP