Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Legasthenie liegt in den Genen

DGKJP: Sechs Chromosomen-Regionen kommen in Frage - Früherkennung möglich - Training im Kindergarten erfolgreich

Neuere Forschungen weisen darauf hin, dass eine Lese-Rechtschreib-Störung (LRS) zu einem großen Teil genetisch bedingt ist. Dies teilt die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJP) mit. Sprachwahrnehmung und -verarbeitung sind bereits früh gestört; äußere Faktoren wie Elternhaus und soziale Umgebung wurden bisher überbewertet. LRS gehört zu den häufigsten Entwicklungsstörungen, vier bis fünf Prozent der Schulkinder sind davon betroffen.

Bisher wurden sechs Regionen auf den Chromosomen 1, 2, 3, 6, 15 und 18 identifiziert, die die Lese- und Rechtschreibfähigkeit indirekt beeinflussen. „Möglicherweise liegen dort Gene, die bestimmte Funktionen der Sprachverarbeitung steuern. Sind diese gestört, kann es zu Problemen beim Erwerb der Schriftsprache kommen", erläutert Prof. Helmut Remschmidt von der DGKJP. Rund 50 Prozent der Lese- und 60 Prozent der Rechtschreibfähigkeit beruhen auf Vererbung, bei Jungen ist der genetische Einfluss im Vergleich zu Mädchen größer. Auch die familiäre Vorbelastung spielt eine Rolle: In Familien, in denen bereits LRS vorkommt, ist die Rate der Betroffenen höher.

Gestörte Funktionen des visuellen und auditiven Cortex (Hirnrinde) spielen mittlerweile eine große Rolle in der Ursachendiskussion. Mit modernen Verfahren wie der Positronenemissionstomographie und der Magnetresonanztomographie kann inzwischen bildlich dargestellt werden, wie bestimmte Hirnregionen bei der Wahrnehmung und Verarbeitung von Wörtern und Buchstaben reagieren. So werden bei Kindern mit LRS Areale der linken Hirnrinde erst mit deutlicher Verzögerung aktiviert. Gebiete in der Schläfengegend, in denen hauptsächlich das Zusammenführen der Buchstaben zur entsprechenden Lautformation stattfindet, sind deutlich geringer aktiviert. In anderen Regionen kommt es hingegen zu Überaktivierungen, die darauf hinweisen, dass die Kinder die Leseschwäche auf ineffektive Weise zu kompensieren versuchen. Die DGKJP macht darauf aufmerksam, dass häufig vermutete Zusammenhänge mit Linkshändigkeit, Geburtsschädigungen oder motorischen Schwächen nicht nachgewiesen werden konnten.

Früherkennung schon im Kindergarten

Die neuen Erkenntnisse machen es möglich, Risikokinder schon im Vorschulalter zu erkennen. „Es wurden bereits standardisierte Verfahren zur Früherkennung im Kindergarten getestet“, so Prof. Remschmidt. „Damit ließen sich Lese- und Rechtschreibschwächen, die dann etwa ab der zweiten Klasse auftraten, recht gut vorhersagen.“ Darauf aufbauend wurde auch ein intensives Training entwickelt, mit dem bereits im Kindergarten die Lese- und Rechtschreibleistung in den ersten drei Grundschuljahren positiv beeinflusst werden kann. „Es ist sehr wichtig, eine LRS frühzeitig zu erkennen“, betont Prof. Remschmidt. „Sie wächst sich nicht aus, die Schwierigkeiten verringern sich entgegen der häufigen Ansicht mit Einsetzen der Pubertät nicht.“ Längsschnittstudien haben ergeben, dass eine LRS sehr entwicklungsstabil ist. Die Schulabschlüsse sind im Durchschnitt wesentlich schlechter, die Betroffenen erreichen eine deutlich weniger qualifizierte Berufsausbildung und sind häufiger arbeitslos. 6,4 Prozent der erwachsenen Deutschen erreichen nach Angaben der DGKJP nicht einmal das Lese- und Rechtschreibniveau von Viertklässlern.

Psychisch auffällig?

Oft verbirgt sich eine Legasthenie dahinter

Kinder mit Legasthenie fallen oft erst durch Verhaltensstörungen in Form von Herumkaspern, aggressiven Durchbrüchen oder emotionalen Problemen wie Traurigkeit, Angst vor der Schule oder Bauch- und Kopfschmerzen vor Klassenarbeiten im Fach Deutsch auf. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJP) weist darauf hin, dass diese Symptome oft falsch eingeordnet werden und zu selten ein Facharzt herangezogen wird. Prof. Helmut Remschmidt (DGKJP): „Bei Leistungsproblemen in der Schule und psychischen Auffälligkeiten sollte immer auch auf die Möglichkeit einer Lese-Rechtschreib-Störung hin diagnostiziert werden. Die Diagnose sollte von Fachärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie gemeinsam mit Psychologen und in Kooperation mit der Schule durchgeführt werden.“

Quelle: DKJP