Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Tic-Störungen sind weit verbreitet

Fast jeder achte Grundschüler schneidet unwillkürlich Grimassen oder zuckt mit den Muskeln

Tics, bei denen Betroffene plötzlich ungewöhnliche Bewegungen ausführen oder merkwürdige Laute von sich geben, sind im Kindes- und Jugendalter weit verbreitet. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) leiden bis zu zwölf Prozent der Kinder im Grundschulalter an Tic-Störungen.

Kinder mit Tic-Störungen können nicht verhindern, dass sie permanent mit den Augen blinzeln, urplötzlich Grimassen schneiden, mit den Armen zucken, sich in einem fort räuspern, ohne Unterlass grunzen oder schmatzen. „Bei den Tics handelt es sich um unwillkürliche, meist plötzlich einschießende Bewegungen oder Laute, die immer wieder in gleicher Weise auftreten“, erläutert Prof. Aribert Rothenberger von der DGKJP.

Meist machen sich motorische Tics erstmals mit sechs oder sieben Jahren im Gesichtsbereich bemerkbar, unwillkürliche Lautäußerungen  setzen einige Jahre später ein. Die Tics können mehrmals täglich in anhaltenden Serien über einen langen Zeitraum auftreten, sie können aber auch für Wochen und Monate vollständig verschwinden, bis sie sich unvermittelt wieder einstellen. Bei drei bis vier Prozent der Grundschüler sind die Tics chronisch, bei bis zu zwölf Prozent vorübergehend.

Wer Tic-Störungen hat, ist oft auch von anderen Verhaltensauffälligkeiten beeinträchtigt. 50 bis 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind von einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und damit einhergehenden Lernschwierigkeiten betroffen; viele sind niedergeschlagen und ängstlich, können schlecht schlafen oder leiden unter  Zwangsstörungen. Oft ziehen sie sich aus Scham zurück und haben Schwierigkeiten im Kontakt zu Gleichaltrigen. Sie werden gehänselt, abgelehnt und ausgegrenzt. Dies auch, weil sich Klassenkameraden nicht vorstellen können, dass Tics unwillkürlich auftreten. Manchmal wird den Betroffenen vorgeworfen, sie wollen sich in den Mittelpunkt stellen.

Die bisweilen extreme Form von Tic-Störungen wird Tourette-Syndrom genannt. Sie schließt selbstverletzendes Verhalten etwa durch Schläge gegen Brustkorb oder Kopf sowie das Ausstoßen obszöner Worte  ein. Nach DGKJP-Angaben leiden unter der kaum bekannten neuropsychiatrischen Erkrankung über 40.000 Kinder und Erwachsene in Deutschland.

In den meisten Fällen lassen sich Tics gut behandeln. Häufig verschwinden sie mit der Zeit auch von allein. Die Therapiemöglichkeiten sind vielfältig und sollten sich immer an der Schwere der Symptome und den Bedürfnissen von Patient und Eltern orientieren. Prof. Rothenberger: „Dazu gehören zunächst einmal fachliche Informationen über Art und Verlauf der Erkrankung und die damit verbundenen Probleme, Beratung und Schulung des Patienten, seiner Eltern und eventuell weiterer Bezugspersonen wie Lehrer.“ Die Therapie erfolgt in aller Regel ambulant; sie umfasst verhaltenstherapeutische Verfahren mit Entspannungstechniken und Wahrnehmungstraining sowie, falls erforderlich, eine medikamentöse Behandlung mit so genannten Neuroleptika.

Da viele Betroffene ihre Tics kurzzeitig unterdrücken können, lernen sie verhaltenstherapeutische Techniken, um ihre Tics besser zu kontrollieren. „Der Erfolg der Behandlung ist stark von der Mitarbeit der Patienten abhängig. Sind sie entsprechend motiviert, können gute Ergebnisse erzielt werden“, so Prof. Rothenberger. Insgesamt bessern sich laut DGKJP die Tics bei zwei Dritteln der Kinder im Erwachsenenalter deutlich oder verschwinden fast ganz.

Ursachen unklar

Wie es zu Tic-Störungen kommt, ist nicht endgültig geklärt. „Nach derzeitigem Stand der Forschung gehen wir von einer Fehlfunktion im Hirnstoffwechsel aus. Der Neurotransmitter Dopamin, der für die Informationsverarbeitung zwischen den Hirnzellen verantwortlich ist, ist bei Patienten mit Tic-Störungen überaktiv. Eventuell sind auch weitere Botenstoffe wie Serotonin beteiligt“, erläutert Prof. Aribert Rothenberger von der DGKJP. Vor allem bei innerer Erregung wie Ärger und Freude kann es zu heftigen neuronalen Entladungen und damit zu einer Verstärkung der Tics kommen. Oft kündigen sich Tics durch sensomotorische Vorgefühle wie Kitzeln, Stechen, Jucken, Muskelverspannungen oder durch erhöhte innere Anspannung und Unruhe an.

Quelle: DKJP