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Psychisch Kranke
flüchten ins Internet
Online-Games ermöglichen
Aufbau einer neuen Identität
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Hannover (pte/22.11.2006/12:14) - Immer mehr
psychisch kranke Menschen suchen Zuflucht im Internet. Wie eine aktuelle
Studie des Experten Bert te Wildt von der Medizinischen Hochschule
Hannover
http://www.mh-hannover.de zeigt, werden Depressionen häufig mit
Online-Spielen ausgeglichen. Speziell bei jungen Männern sind psychische
Dispositionen oftmals der Grund dafür, dass sie sich extrem in die
virtuelle Welt zurückziehen. "Natürlich sind auch Frauen betroffen und
Personen älterer Generationen, im Zuge unserer Studie haben sich aber
tatsächlich zu drei Vierteln betroffene Männer gemeldet", erklärt Inken
Putzig, Co-Autorin der Untersuchung, im Gespräch mit pressetext. |
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Insgesamt wurden 23 Probanden unter
die Lupe genommen, die kontinuierlich mehr als sechs Stunden pro Tag im
Internet verbringen. 80 Prozent wiesen eine deutliche Depression auf,
der Rest zeigte Merkmale von Angst- und Persönlichkeitsstörung. "Das
Ausschlaggebende an der Realitätsflucht ins Web ist die Möglichkeit,
eine neue Identität anzunehmen", sagt Putzig. Es würden zwar häufig auch
aggressive Games zur Kompensierung der Depressionen genutzt, der
wichtigste Aspekt liege aber auf so genannten Online-Rollenspielen. Über
50 Prozent der Betroffenen nutzen solche Games, um neue Persönlichkeiten
aufzubauen, sich beispielsweise als Held darzustellen oder das
Geschlecht zu wechseln. "Was in der Realität für den Erkrankten nicht
möglich ist, lässt sich innerhalb der virtuellen Welt leicht umsetzen",
so Putzig gegenüber pressetext.
Etwa 30 Prozent der Patienten greifen auf Ego-Shooter zurück, um aus dem
richtigen Leben zu entfliehen. Aber auch andere Defizite, wie etwa
fehlende soziale Kontakte oder ein vermisstes Gruppengefühl geben den
Ausschlag zur Internetsucht. Manche suchen sogar nach einer virtuellen
Liebesbeziehung. Während sich viele Betroffene in der Realität oft als
Versager fühlen und an Minderwertigkeitskomplexen leiden, die ihnen ein
soziales Leben erschweren, fällt in der Online-Welt schnell die
Hemmschwelle und das anonymisierte Umfeld erleichtert die
Kontaktaufnahme zu anderen.
Natürlich sei klar zu differenzieren, wo ein üblicher Internetgebrauch,
wie er heute weit verbreitet ist, aufhört und eine tatsächliche Sucht
anfängt, meint Putzig. "Viele von uns verbringen täglich viele Stunden
im Netz. Wichtig ist aber, welcher Zweck erfüllt wird. Es gilt zu
hinterfragen, ob die Online-Aktivitäten praktischen Nutzen haben, etwa
Zeit oder Wege ersparen, oder ob der Fluchtfaktor den Ausschlag gibt."
Um Betroffenen aus ihrer Situation zu helfen, müsste man zunächst die
Missstände in ihrem realen Leben aufarbeiten und beseitigen, um die
Realität wieder attraktiver zu machen. (Ende)
Quelle: Pressetext.Deutschland |
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