Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Spiegelneurone: Die Nervenzellen für die emotionale Verständigung


fzm - Fußball-Fans, die mit ihrer Mannschaft fiebern, Kinofilme, die zu Tränen rühren, Zeitungsberichte, die das Schicksal der "Promis" so hautnah vermitteln, als sei man selbst betroffen: In solchen Momenten sind im Gehirn spezielle Zellen aktiv, die Forscher als Spiegelneurone bezeichnen. Diese Zellen erklären die soziale Isolation von autistischen Kindern und weitere psychologische Phänomene, wie ein Artikel in der DMW Deutschen Medizinischen Wochenschrift (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2006) zeigt. Außerdem könnten diese Zellen bei der Behandlung von Schlaganfällen helfen.

Vor zehn Jahren hatte der italienische Forscher Giacomo Rizzalatti von der Universität Pisa die Spiegelneurone bei Experimenten mit Affen entdeckt. Diese speziellen Nervenzellen in der Großhirnrinde werden kurz vor einer Handlung, also in der unmittelbaren Planungsphase aktiv. Überraschenderweise „feuerten“ die Zellen nicht nur, wenn die Tiere selbst die Handlung durchführten, sondern auch, wenn sie andere Tier bei der gleichen Handlung beobachteten. Inzwischen wurden diese Phänomene auch beim Menschen beobachtet, wo sie eine Reihe psychologischer Phänomene erklären, welche Professor Joachim Bauer von der Universität Freiburg als "zwischenmenschliche Resonanz" bezeichnet: "Wenn Menschen in anderen etwas zum klingen bringen, äußere Signale uns etwas über den inneren Zustand des anderen verraten", dann sind laut Professor Bauer Spiegelneurone im Spiel, wie folgendes Experiment belegt. Bei Frauen wurde die Nerventätigkeit des Gehirns untersucht, während sie durch elektrische Reize Schmerzen an der rechten Hand verspürten. Anschließend sahen die Frauen dabei zu, wie ihren Männern der Schmerzreiz zugeführt wurde. Es zeigte sich, dass bei den Frauen in beiden Situationen die gleichen Nerverzellen im Gehirn aktiv waren. Bauer betrachtet die Spiegelneuronen daher als wichtigen Träger von Mitgefühl und Mitleiden der Menschen untereinander.

Ohne diese Spiegelneurone sind nach Ansicht der Hirnforschung wichtige soziale Interaktionen nicht möglich. Es kommt zum Autismus. Der Autismus ist eine organische Hirnkrankheit, die zur sozialen Isolation führt. Die Kinder sind oft hoch intelligent, scheinen aber kein Interesse an anderen Menschen zu haben. Tatsächlich feuern bei autistischen Kindern die Spiegelneurone im Gehirn umso schwächer, je stärker die Kinder sich sozial isolieren.

Professor Bauer befürchtet, dass sich auch Erziehungsfehler negativ auf das "Training der Spiegelneurone" in der Kindheit auswirken könnten. Zwischenmenschliche Defizite drohen, wenn Computer oder Video bei Kindern den lebenden Partner ersetzen.

In der Reha-Medizin von Schlaganfall-Patienten sind Spiegelneurone ein neuer Ansatz. Den Patienten werden am Bildschirm zunächst Übungen gezeigt, welche sie später selbst durchführen sollen. Die Aktivierung der Spiegelneurone soll den Patienten helfen, ihre Lähmungen wenigstens teilweise zu überwinden.

M. Lenzen-Schulte:
Spiegelneurone: Wie man sich in andere hineindenkt und mit ihnen fühlt
Deutsche Medizinische Wochenschrift 2006; 131 (09): 421-422