Pisa (pte/11.05.2007/11:40)
- Eine von Wissenschaftlern der Scuola Normale Superiore
http://www.sns.it
und des Istituto di Neuroscienze
http://www.in.cnr.it
in Pisa durchgeführte Untersuchung hat ergeben, dass sich die
Funktionstüchtigkeit des menschlichen Gehirns auch im Alter stark durch
Umweltfaktoren beeinflussen lässt. Selbst schwere Pathologien wie die viel
verbreitete Amblyopie, eine im Jugendalter auftretende Sehstörung, kann
durch eine gezielte Kombination von Stimulanzien geheilt werden.
Ein an physischen, intellektuellen, sozialen
und gefühlsmäßigen Anregungen reiches Leben, so die Ergebnisse der Studie,
hat demnach positive Auswirkungen auf das Gehirn. Kognitive Fähigkeiten
bei Lernprozessen werden spürbar verbessert und Alterungsvorgänge -
einschließlich Alzheimer-Symptome - deutlich abgeschwächt. Projektleiter
Lamberto Maffei erläutert: "Wirkungsvoll analysiert werden können die
Umwelteinflüsse auf das menschliche Gehirn anhand von Versuchen mit
Labormäusen, da sie die für die Gehirnplastizität verantwortlichen Zell-
und Molekularmechanismen offenlegen." Die erforderlichen Stimulanzien
werden dabei durch eine Zusammenlegung in größeren Gruppen und Umgebungen
mit vielen Spiel- oder Versteckmöglichkeiten simuliert. Dabei sind
deutliche Unterschiede zu den Tieren erkennbar, die normalerweise mit
einer kargen Käfigausstattung und deshalb weniger abwechslungsreichen
Lebensbedingungen auskommen müssen.
"Mit der gleichen Strategie lässt sich das Gehirn eines älteren Menschen
durch eine entsprechende Konditionierung in einen jüngeren Zustand
versetzen", so Maffei weiter. Wie die Versuche an Laborratten ergaben, ist
die normalerweise im Alter nicht mehr heilbare Amblyopie mit visuellen und
motorischen Stimulanzien therapierbar. Als Ursache gilt eine Reduzierung
des auf den visuellen Cortex wirkenden Neurotransmitters "Gaba", der neben
dem korrekten Funktionieren der Nervenzentren auch für die nachlassende
Anpassungsfähigkeit des Gehirns verantwortlich ist. Mit Hilfe von
Aktivitäten wie Spielen, Sport und Erkundungen wird dieser Molekularfaktor
eingeschränkt und gleichzeitig die Vermehrung von für den visuellen Cortex
förderlichen Faktoren angeregt.
Die Entdeckung der italienischen Wissenschaftler biete, so Maffei, einen
natürlichen Therapieansatz für viele Formen von Gehirnerkrankungen.
Invasive Eingriffe wie beispielsweise das Einspritzen von Pharmasubstanzen
in die betroffenen Gehirnregionen können durch diese Methode vermieden
werden. (Ende)
Quelle: Pressetext.Deutschland |