Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Rauchen als Selbstmedikation bei Schizophrenie
 


Skandinavien/Schweiz. Im Speichel an Schizophrenie erkrankter Raucher finden sich höhere Konzentrationen des Nikotinmetaboliten Cotinin als bei psychisch gesunden Rauchern. Raucher mit Schizophrenie erhalten mehr Neuroleptika als Nichtraucher mit dem gleichen Leiden. Hohe Cotinin-Konzentrationen gehen signifikant gehäuft mit zwei negativen Symptomen einher: mit passivem Rückzug und sozialem Vermeiden. Zu diesen Ergebnissen gelangen J.-E. Strand und H. Nybäck in einer Studie, in der sie bei 22 ambulant betreuten Schizophrenie-Kranken, 51 stationär behandelten Psychiatrie-Patienten (darunter 20 Schizophren-Kranken) und 18 gesunden Kontrollpersonen die Cotinin-Konzentration im Speichel bestimmten.

    Weitere Ergebnisse: 82 Prozent der ambulant und 70 Prozent der stationär behandelten Schizophrenie-Patienten waren Raucher. Bei den Kranken ohne Psychose betrug der Raucheranteil 58 Prozent. Rauchende Psychiatrie-Patienten zeichneten sich im Vergleich zu nicht rauchenden dadurch aus, dass sie durchschnittlich früher psychisch erkrankten, etwas jünger waren und auf häufigere stationäre Aufenthalte zurückblickten. Im Vergleich zu Nichtrauchern erhielten Raucher im Durchschnitt fast die doppelte Menge an Neuroleptika.

    Aus den beschriebenen Daten folgern die Autoren, dass Schizophrenie-Kranke intensiver rauchen (vermutlich durch verstärkte Inhalation). Offenbar nutzen sie Nikotin als Form der Selbstmedikation, um insbesondere mit negativen Symptomen besser zurecht zu kommen. Spekulativ bleibt, inwieweit intensiveres Rauchen auch den Zweck verfolgt, störende Effekte von Neuroleptika zu mildern (insbesondere extrapyramidalmotorische Nebenwirkungen).

    Ähnliche Ansichten vertreten K. Cattapan und Kollegen in einem Übersichtsbeitrag zur Frage „Warum rauchen Schizophreniepatienten?“. Die Schweizer Wissenschaftler machen darauf aufmerksam, dass Nikotin bei Schizophrenie-Patienten wesentliche kognitive Funktionen bessert. Dies gilt speziell für die Daueraufmerksamkeit, die gerichtete Aufmerksamkeit, das Arbeitsgedächtnis, das Kurzzeitgedächtnis und die Wiedergabe aus dem Gedächtnis. Nicht zuletzt reagieren präattentive Maße der Informationsverarbeitung („Gating“) günstig auf Nikotin. Allerdings hat das intensivere Rauchen seinen Preis: Die betroffenen Schizophrenie-Kranken weisen eine erhöhte Morbidität und Mortalität für Tabakfolgeschäden auf (insbesondere in Form von Atemwegs- und kardiovaskulären Erkrankungen).

J.-E. Strand u. a.: Tobacco use in schizophrenia: a study of cotinine concentrations in the saliva of patients and controls. European Psychiatry 2005 (20) 50-54; K. Cattapan-Ludewig u. a.: Warum rauchen Schizophreniepatienten? Nervenarzt 2005 (76) 287-294