Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Parkinson-Telegramm (2)
 


USA. Milchkonsum fördert Parkinson

Wenn Männer täglich mehr als einen halben Liter Milch trinken, haben sie im Vergleich zu Männern ohne Milchkonsum ein mehr als doppelt so hohes Risiko, im weiteren Leben eine Parkinson-Krankheit zu entwickeln (relatives Risiko: 2,3). Zu diesem Ergebnis gelangen M. Park und Kollegen durch die Auswertung von Daten aus dem „Honolulu Heart Program“. In dieser Studie waren 7.504 Männer im Alter von 45 bis 68 Jahren zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt und anschließend 30 Jahre beobachtet worden. 108 Untersuchungsteilnehmer erkrankten an Parkinson. Die Datenanalyse ergab, dass das Erkrankungsrisiko mit der Menge des täglichen Milchkonsums anstieg. Das als Teil der Milch aufgenommene Calcium schien dabei keine Rolle zu spielen, da sich keine Korrelation zwischen der Calciumaufnahme aus Nicht-Milchprodukten und dem Parkinson-Risiko abzeichnete. Der ursächliche Zusammenhang bleibt somit spekulativ. Möglicherweise werden zusammen mit der Milch vermehrt Neurotoxine aufgenommen. Denkbar ist auch, dass das Nichttrinken von Milch nur ein Marker für noch unbekannte Schutzfaktoren ist: Warum sollte nicht eine Laktose-Intoleranz gesundheitlich vorteilhafte Wirkungen haben?

M. Park u. a.: Consumption of milk and calcium in midlife and the future risk of Parkinson disease. Neurology 2005 (64) 1047-1051

USA. Sportler erkranken seltener an Parkinson

Wie eine prospektive Studie von H. Chen und Mitarbeitern an 48.574 Männern und 77.254 Frauen zeigt, erkranken vor allem intensiv Sport treibende Männer seltener an Parkinson. Geht man vom Aktivitätsniveau bei Studienbeginn aus, so verringert intensiver Sport das Erkrankungsrisiko um 30 Prozent. Legt man das sportliche Engagement während dem frühen Erwachsenenalter zugrunde, fällt der Effekt noch eindrucksvoller aus: Unter diesem Gesichtspunkt sinkt das Parkinson-Risiko bei Männern sogar um 60 Prozent, wenn sie mindestens 10 Monate pro Jahr intensiv trainiert haben (im Vergleich zu Männern, die sich höchstens zwei Monate pro Jahr körperlich vermehrt betätigt hatten). Bei Frauen zeichnete sich diesbezüglich nur ein vergleichbarer Trend ab. Die Autoren räumen ein, dass sich aus den genannten Daten noch kein Kausalzusammenhang ableiten lässt. So ist denkbar, dass Männer mit einer Parkinson-Veranlagung von Anfang an weniger Sport treiben.

H. Chen u. a.: Physical activity and the risk of Parkison. Neurology 2005 (64) 664-669

Südkorea. Schützen Transportberufe vor Parkinson?

Entgegen früheren Annahmen scheinen Tätigkeiten, die mit hoher Mangan-Exposition einhergehen, die Entwicklung einer Parkinson-Erkrankung nicht zu begünstigen. Bei Berufen aus Landwirtschaft, Jagdwesen und Forstwirtschaft ist das Risiko dagegen erhöht (Odds Ratio: 1,88). Eine vergleichsweise geringe Parkinson-Gefährdung scheint mit Transportberufen in der Industrie verbunden zu sein (Odds Ratio: 0,20). Für „Fahrer“ ist das Risiko offenbar besonders niedrig (Odds Ratio: 0,13). Diese Folgerungen ziehen J. Park und Mitarbeiter aus einer Studie, in der sie 367 Parkinson-Patienten und 309 Kontrollpersonen mit zerebrovaskulären Erkrankungen nach ihrer beruflichen Vergangenheit befragt hatten. Die Autoren räumen ein, dass die von ihnen beschriebene Korrelation zwischen Transportberufen und niedriger Parkinson-Inzidenz nicht zwingend kausal ist. Möglicherweise sind es die Begleiterscheinungen solcher Berufe (z. B. Schichtarbeit), die sich auf das Parkinson-Risiko auswirken.

J. Park u. a.: Occupations and Parkinson´s disease: a multi-center case-control study in South Korea. NeuroToxicology 2005 (26) 99-109

USA. Sprachveränderungen als Parkinson-Vorboten

Schon fünf Jahre vor der Parkinson-Diagnose scheint die Tonhöhe beim Sprechen gleichförmiger zu werden und dadurch an Variabilität zu verlieren. Nach Einnahme von Antiparkinson-Medikamenten stellt sich wieder die ursprüngliche Variabilität ein. Diese Beobachtung machten B. Harel und Mitarbeiter in einer Einzelfallstudie, in der sie Videoaufzeichnungen eines Parkinson-Patienten auswerteten. Da es sich um eine Person des öffentlichen Lebens handelte, standen auch Reden aus der Zeit vor dem Erkrankungsbeginn zur Verfügung. Eine weitere – allerdings gesunde – Person des öffentlichen Lebens diente als Kontrolle. Die mittels Computer erfolgte Sprachanalyse zeigte, dass die Sprachvariabilität schon fünf Jahre vor Diagnosestellung deutlich abgenommen hatte. Die Autoren führen dies darauf zurück, dass Sprechen eine hoch komplizierte und deshalb für Störungen besonders anfällige motorische Funktion ist. Sollten sich die beschriebenen Zusammenhänge in weiteren Studien bestätigen, könnten Sprachanalysen zur Früherkennung Parkinson-gefährdeter Personen eingesetzt werden. Dies würde besonders dann Sinn machen, wenn bis dahin auch prophylaktische Behandlungen zur Verfügung stehen.

B. Harel u. a.: Variability in fundamental frequency during speech in prodromal and incipient Parkinson´s disease: a longitudinal case study. Brain and Cognition 2004 (56) 24-29

Australien. Autofahren mit Parkinson ist riskant

Im Vergleich zu gleichaltrigen gesunden Personen fahren Parkinson-Kranke unsicherer. Ihnen unterlaufen mehr Fehler beim Wechseln der Spur, beim Halten der Fahrtrichtung, beim Kompensieren des toten Winkels, bei Wendemanövern, beim Einparken und ihm Umgang mit Verkehrssignalen. Diese Schlüsse ziehen J. M. Wood und Kollegen aus einer Studie, in der sie die Fahrleistungen von 25 Parkinson-Patienten und 21 Kontrollpersonen verglichen. Alle Studienteilnehmer absolvierten in Begleitung eines Fahrlehrers und eines Beschäftigungstherapeuten eine rund 20 km lange Testfahrt mit 147 Aufgaben. Die Parkinson-Kranken schnitten signifikant schlechter ab (p < 0,05). Mehr als die Hälfte wäre bei einer regulären Fahrprüfung durchgefallen. Der Fahrlehrer musste bei den Parkinson-Kranken signifikant häufiger als bei den Kontrollpersonen eingreifen, um Unfälle zu vermeiden Zwischen der zuvor erfolgten Selbsteinschätzung des Fahrvermögens der Parkinson-Patienten und ihrer tatsächlichen Leistung ließ sich kein Zusammenhang erkennen. Ein solcher bestand vor allem zur Dauer der Erkrankung und weniger zum aktuellen UPDRS-Score. Die Autoren betrachten diese Ergebnisse als erschreckend, zumal die Patienten beim Fahrversuch optimal mit Medikamenten versorgt waren und es sich vermutlich um eine besonders günstige Auswahl von Parkinson-Kranken handelte. Woods und Kollegen regen an, Parkinson-Patienten konsequent in Sachen Fahrtüchtigkeit zu beraten, letzte regelmäßig zu überprüfen und die Kranken gegebenenfalls gezielt zu schulen.

J. M. Wood u. a.: Quantitative assessment of driving performance in Parkinson´s disease. J. Neurol. Neurosurg. Psychiatry 2005 (76) 176-180

Spanien. Physiotherapie mit akustischen Taktgebern verbessert Gangmuster

Wenn Parkinson-Kranke vier Wochen lang montags bis freitags täglich eine Stunde gezielt Gehen üben, zahlt sich dies  aus. In der persönlich bevorzugten Gangart werden die Abläufe gleichmäßiger, was sich in einer signifikanten Abnahme des Variabilitätskoeffizienten widerspiegelt. Im Vergleich zu Gesunden findet sich kein Unterschied mehr. Zu diesen Feststellungen gelangen M. Fernandez de Olmo und J. Cudeiro in einer Studie, in der sie 15 Parkinson-Kranke einer vierwöchigen Physiotherapie unterzogen und die Ergebnisse mit entsprechenden Werten von 15 Kontrollpersonen verglichen. Ein wesentliches Element des Trainingsprogramms waren akustische Signale, denen die Patienten ihre Bewegungsabläufe anpassen sollten. Vor allem stärker gehbehinderte Patienten profitierten von den Übungen.

M. Fernandez de Olmo u. a.: Temporal variability of gait in Parkinson disease: effects of a rehabilitation programme based on rhythmic sound cues. Parkinsonism and Related Disorders 2005 (11) 25-33

USA/Schweden. Zigaretten-Konsum und Parkinson

Mehrere Studien weisen darauf hin, dass Zigarettenraucher seltener an Morbus Parkinson erkranken. Einen weiteren Beleg liefert eine Untersuchung von W. K. Scott und Kollegen, in der 168 Geschwister von 140 Parkinson-Patienten telefonisch zu ihren Rauchgewohnheiten befragt worden waren. Es stellte sich heraus, dass Rauchen generell, Rauchen zum momentanen Zeitpunkt, eine zunehmende Zahl an Raucherjahren sowie Dosis und Intensität des Rauchens in einem umgekehrten Verhältnis zum Risiko standen, an Parkinson zu erkranken (p < 0,05). So hatten die Parkinson-Kranken signifikant seltener geraucht als ihre gesunden Geschwister. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie überzeugen besonders, weil sich hier Parkinson-Kranke und ihre Kontrollpersonen genetisch stark ähneln und viele Umwelteinflüsse teilen (die Vielzahl möglicher Störvariablen also geringer ist als in anderen Vergleichsstudien). Die Resultate sprechen dafür, dass Rauchen das Erkrankungsrisiko für Parkinson mindestens halbiert.

    In die gleiche Richtung weisen die Ergebnisse einer fast zeitgleich veröffentlichten Studie von K. Wirdefeldt und Kollegen. In dieser Untersuchung wurden unter anderem die Rauchgewohnheiten von 415 Parkinson-Patienten mit denen ihrer Zwillingsgeschwister verglichen. Auch hier schien Zigarettenkonsum einer Parkinson-Erkrankung vorzubeugen. Die Studie besticht nicht nur, weil sie genetische und Umfeldfaktoren sehr gut kontrolliert. Außerdem erfasst sie die Rauchgewohnheiten bereits zu einem Zeitpunkt, zu dem noch keine Parkinson-Erkrankungen aufgetreten waren (prospektive Betrachtung!).

W. K. Scott u. a.: Family-based case-control study of cigarette smoking and Parkinson disease. Neurology 2005 (64) 442-447; K. Wirdefeldt u. a.: Risk and protective factors for Parkinson´s disease: a study in Swedish twins. Ann. Neurol. 2005 (57) 27-33