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Die Wohlstandsgesellschaft krankt: Maßlosigkeit
beim Essen, übermäßiger Konsum von Genussmitteln, mangelnde Bewegung,
Neid, Missgunst und eine unersättliche Gier nach 'mehr' machen krank.
Als Weg, ganzheitlich gesund zu bleiben, bietet das
alttestamentarische 'Buch Jesus Sirach' "vielfältige
Gesundheitsratschläge bezüglich alltäglicher Lebens- und
Verhaltensentscheidungen", erläutert Martin Hofmeister in der
aktuellen Ausgabe der "Ernährung und Medizin" (Hippokrates Verlag
Stuttgart. 2006).
"Die Frage, ob die sirachschen Lebens-
und Verhaltenstipps eigentlich noch zeitgemäß sind, lässt sich mit
Blick auf den Status quo unserer maladaptierten Bevölkerung
unzweifelhaft und eindeutig mit 'Ja' beantworten!", hält Hofmeister
möglichen Zweiflern entgegen. Jesus Sirach wolle mit seiner Sammlung
von Lebens- und Verhaltensregeln für mehr seelisches, körperliches und
soziales Wohlbefinden sowie vitale Erfüllung sorgen, so der Autor.
Sirachs 'Lifestyle-Management' stützt
sich auf verschiedene Eckpfeiler wie zum Beispiel 'Das Vertrauen auf
Gott', 'Weisheit und Bildung', 'gesunde Glieder', 'Frohsinn', 'treue
Freunde' und 'maßvolles Essen'. Laut Hofmeister habe das Thema
"Unmäßigkeit" den um 180 vor Christus lebenden Weisheitslehrer immer
wieder beschäftigt. Im 37. Kapitel fordere er deshalb: "Mein Sohn,
prüfe dich in deiner Lebensweise, beobachte, was dir schlecht bekommt,
und meide es! Giere nicht nach jedem Genuss! Schon viele sind durch
Unmäßigkeit gestorben, wer sich aber beherrscht, verlängert sein
Leben."
Tierexperimentelle Untersuchungen zur
Lebensverlängerung könnten die Forderung Sirachs nach einer
"eingeschränkten Energiezufuhr" eindeutig belegen, so der
Ökotrophologe. Innerhalb der hochaktuellen Diskussionen, wie man den
Alterungsprozess unter bestimmten ernährungsmedizinischen Bedingungen
verlangsamen könne, sei auch Sirachs Forderung, "langsam zu essen",
sehr modern. Denn nur bei Menschen, die langsam und genussvoll äßen,
habe der Körper genug Zeit, "den Appetitzentren im Hypothalamus zu
signalisieren, dass die Nahrung – das Rohmaterial des Lebens –
angekommen" sei, ergänzt Hofmeister.
Der in Jerusalem lebende
Weisheitslehrer, der sich mit seinen 51 Kapiteln vor allem an die
Jugend seiner Zeit richtete, um ihnen "Hilfen für das ganz konkrete
Leben" zu bieten, berücksichtigt in seinem Gesundheitssystem auch
psycho-soziale Faktoren. Wer zum Beispiel "immer nur grüble" oder von
"Neid, Ärger und Kummer" aufgefressen werde, schade sich und seiner
Gesundheit. Denn "sich gedanklich nicht lösen zu können und quälendes
Grübeln wirken auf das Biosystem Mensch Stress vermehrend", so
Hofmeister.
"Herzensfreude ist Leben für den
Menschen, Frohsinn verlängert ihm die Tage. Schlimmer als der Tod ist
dauernder Kummer, ein leidvolles Leben ist ein Fluch für das Herz",
mahnt schon Sirach. Angesichts einer großen europäischen Studie, die
ergab, dass 27 Prozent der EU-Bürger innerhalb eines Jahres an einer
oder mehreren psychischen Gesundheitsstörungen erkrankten, sind die
Forderungen des alttestamentarischen Weisheitslehrers hochaktuell.
Für seelische Ausgeglichenheit und ein
glückliches Leben sorgten vor allem gute Freunde. "Ein treuer Freund
ist wie ein festes Zelt; wer einen solchen findet, hat einen Schatz
gefunden", betont Sirach. Bei Belastungssituationen können Freunde
eine "wichtige Ressource für die Gesundheit" sein, führt Hofmeister
Sirachs Gedanken weiter. Die Unterstützung durch Bezugspersonen
milderten die "Wirkung von Stressoren", förderten den
Bewältigungsprozess und wirkten sich nicht zuletzt "positiv auf das
Wohlbefinden und die Lebenserwartung" aus.
Martin Hofmeister:
"Health & Lifestyle"- Management aus dem Alten Testament
Ernährung und Medizin 2006; 21 (3): S. 133-139 |
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