Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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"Utilisieren"
Nutzen (statt Bekämpfen!) was dich stört
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Sicherlich kennen Sie folgende Weisheiten: „Schenkt dir das Leben Zitronen, mach Limonade daraus.“ und „Auch mit Steinen, die dir in den Weg geworfen werden, kannst du etwas Sinnvolles bauen.“ Psychologisch bezeichnet man eine solche Denkweise als „Utilisieren“, der man ganze Bücher widmen kann (siehe unten). Für mich gehört der Ansatz zu den hilfreichsten, den ich kenne. Er motiviert dazu,  nicht länger „Probleme zu bekämpfen“, sondern – wie ein anderer Spruch sagt – „das Beste aus der Situation zu machen“. Dabei geht „Utilisieren“ noch einen erheblichen Schritt weiter: Es lädt dazu ein, das „Problem“ regelrecht als „Kraft-, Energie- und Ideenquelle“ zu nutzen. Für einige ostasiatische Kampfkünste (wie etwa AIKIDO oder Jiu Jitsu ist „Utilisieren“ seit Jahrhunderten ein zentrales Prinzip. Hierbei geht es darum, sich nicht der Kraft und Energie des Gegners entgegen zu stellen (ihn also nicht zu „bekämpfen“), sondern seine Energie elegant aufzugreifen und so zu nutzen, dass sie bei Bedarf den Gegner kampfunfähig macht (letztendlich mit seinen Mitteln!). Der eigene Krafteinsatz bleibt dagegen minimal.

Wer beispielsweise unter einer chronischen Krankheit leidet, kann die daraus erwachsenden Erfahrungen „nutzen“, um einen Ratgeber zu verfassen und zu vermarkten. Mit den damit zu erzielenden Einnahmen und dem gestiegenen Bekanntheitsgrad, erhält man unter Umständen wieder bessere Möglichkeiten, die chronische Krankheit noch optimaler zu versorgen: Durch das gewachsene Kontaktnetz erlangt man vielleicht weitere nützliche Erkenntnisse und das Zusatzeinkommen erleichtert die Finanzierung weiterer Therapien. Auch manche Opfer von Unfällen oder Gewalttaten schreiben ein Buch. So werden sie in einer Weise bekannt, wie es ihnen sonst vermutlich nie gelungen wäre. Dadurch eröffnen sich eventuell wertvolle Kontakte und neue Handlungsmöglichkeiten. Wer sein Haus durch einen Brand verliert, der hat nun keinen Hinderungsgrund mehr, den lange gehegten Traum vom „Aussteigen“ endlich umzusetzen oder dorthin zu ziehen, wo er immer schon hin wollte. Und so gut wie immer ist jede „Störung“ eine Einladung, daran zu üben, zu lernen und zu wachsen.

Aus psychologischer Sicht macht „Utilisieren“ einen potenziellen „Feind“ zum „Verbündeten“, möglicherweise sogar zum „Freund“. Schon dieser Einstellungs- und Perspektivenwechsel erspart viel unnötig verausgabte Energie und versetzt uns in einen viel günstigeren Zustand: Statt mögliche Ängste, Schamgefühle oder Wut und Ärger kontrollieren zu müssen, freuen wir uns darauf, „aus einer Möglichkeit etwas Sinnvolles für uns machen zu können“. Wer „utilisierend“ denkt, hadert und klagt nicht länger, sondern genießt das Erleben einer kreativen Haltung. „Utilisierer“ kehren das Opfer-Täter-Verhältnis um, indem sie sich nicht in ein vermeintliches Schicksal fügen, sondern dieses aktiv und zum eigenen Nutzen weiter gestalten. Dadurch entwickelt sich ein gesundheitsförderliches Gefühl von „Selbstwirksamkeit“. Utilisierer haben eine „weltoffene Einstellung“ und das Vertrauen darauf, aus (fast) allem letztlich doch das Beste machen zu können.

„Utilisieren“ ist keinesfalls nur bei Katastrophen angesagt. Eigentlich steckt hinter allem, was uns das Leben gerade anbietet, eine Einladung zum „Utilisieren“. Das kann der Vorschlag sein, sich als Haarschneidemodell zur Verfügung zu stellen, oder die Einladung zur Teilnahme an einer Demonstration (wofür oder wogegen auch immer).

Literatur: Hammel, Stefan: Handbuch der therapeutischen Utilisation. Vom Nutzen des Unnützen in Psychotherapie, Kinder- und Familientherapie, Heilkunde und Beratung. Klett-Cotta 2011. ISBN 978-3-608-89108-9. 285 Seiten. Euro 26,95
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