Da diese Gruppe ablenkende
Aktivitäten als weniger bedrohend betrachtet als ältere Fahrer, haben sie
ein größeres Risiko zu verunglücken. Die Ergebnisse der Studie wurden
jetzt in der Fachzeitschrift Injury Prevention
http://ip.bmjjournals.com veröffentlicht.
Die Wissenschaftler entdeckten auch, dass während einer Autofahrt 72
Prozent der Fahrer einen Konzentrationsmangel zeigen, 69 Prozent sich mit
der Elektronik im Wagen beschäftigen, 58 Prozent durch Ereignisse, Objekte
oder Menschen außerhalb des Wagens abgelenkt werden und 40 Prozent sich
mit den Passagieren unterhalten. Im Schnitt führen Fahrer alle sechs
Minuten eine ablenkende Handlung durch, was regelmäßig zu Fahrfehlern
führt. Diese Fahrfehler umfassen plötzliches Bremsen, Verkehrsschilder
übersehen und falsche Abzweigungen nehmen. "Autofahrer sind extrem oft
abgelenkt und die Frequenz der Fahrfehler infolgedessen bereitet uns große
Sorge", erklärt Suzanne McEvoy, Erstautor der Studie.
Zwei
Verkehrspsychologen kommentieren die Untersuchung aus ihrer Sicht:
Rüdiger Trimpop, Verkehrspsychologe und Risikoexperte an der Universität
Jena , relativiert den Einfluss des Faktors
Ablenkung. "Dass Ablenkung eine wichtige Rolle spielt, ist unbestritten",
erklärt er gegenüber pressetext. "Wir haben bei 400 Fahrern in einer
Online-Befragung jedoch wesentlich geringere Zusammenhänge gefunden."
Trimpop kennt keine einzige Studie, die die verschiedenen möglichen
Einflüsse wie Ablenkung, aber auch Selbstüberschatzung, mangelnde
Gefahreneinschätzung oder Alkohol, kontrolliere oder berücksichtige. Ob
die Ablenkung die letztendliche Ursache war, sei nirgendwo schlüssig
bewiesen. Laut Trimpop gilt gleiches auch für Alkoholunfälle: Ob der
Alkohol Ursache oder Begleitfaktor ist, wurde nur experimentell für hohe
Alkoholdosen alleine bewiesen. "Alkohol wirkt, gerade bei jungen Fahrern,
eher in sozialen Enthemmungssituationen, nicht als Faktor alleine", so
Trimpop.
Egon Stephan, Verkehrspsychologe der Universität Köln
, hält einen Anteil von 20 Prozent hingegen für eine eher konservative
Schätzung. "Wenn es Autofahrer eilig haben, sind sie im Allgemeinen sehr
aufmerksam", erklärt er gegenüber pressetext. "In 90 Prozent der Fälle
fährt man jedoch automatisiert." Wenn dann auch noch Ablenkung dazu kommt,
sei ein Unfall schnell passiert. Eine wirklich gute Lösung, um Ablenkung
auf ein Minimum zu beschränken, gibt es laut Stephan allerdings nicht.
"Man kann nur versuchen, sich selber zu zwingen den Verkehr wahrzunehmen,
beispielsweise indem man sich selber belohnt wenn man aufpasst", so
Stephan abschließend. (Ende)
Quelle: Pressetext
Nachrichtenagentur |