Heidelberg (pte/19.09.2006/11:18)
- Das Deutsche Krebsforschungszentrum DKFZ
http://www.dkfz.de hat
erstmals weit reichende Messungen auf lungengängige Partikel in deutschen
Gastronomiebetrieben und in Fernreisezügen durchgeführt. Das Ergebnis war
erschreckend: "Die Gesundheitsbelastung in der deutschen Gastronomie und
in Fernreisezügen ist derart gravierend, dass Mitarbeiter und Gäste
eigentlich Schutzmasken mit Luftfilter tragen müssten", so die
Studien-Herausgeberin Martina Pötschke-Langer im pressetext-Interview. Das
DKFZ rüstet in der Zwischenzeit zum Kampf gegen die Gefahren des Rauchens
und will die Zigaretten aus der Gastronomie und den Eisenbahnzügen
verbannen.
http://www.tabakkontrolle.de
Das DKFZ nimmt diese Messungen zum Anlass, um in einem Memorandum den
Gesundheitsschutz der Bevölkerung einzufordern. "Gemeinsam mit über
fünfzig führenden wissenschaftlichen und medizinischen Fachgesellschaften
und Gesundheitsorganisationen fordern wir die Schaffung eines
Bundesgesetzes zum Schutz derjenigen, die diesen gefährlichen Stoffen
ausgesetzt sind", so Pötschke-Langer. Die Senatskommission der deutschen
Forschungsgemeinschaft hat bereits 1998 vor den Gefahren des
Passivrauchens gewarnt. "Es gibt keine unteren Grenzwerte, die eine
Unbedenklichkeit festlegen. Passivrauchen ist krebserregend,
erbgutverändernd und fortpflanzungsgefährdend." Die Gefahr bestehe
überall, wo geraucht werde und sei ganz klar klassifiziert. "Das
Grundproblem ist, dass ein geeigneter Arbeitsschutz fehlt. Damit werden
Mitarbeiter in der Gastronomie zu Arbeitnehmern zweiter Klasse." Es gehe
nicht um die Frage der Toleranz, sondern um eine Fremdschädigung. Nur eine
rauchfreie Gastronomie und rauchfreie Züge vermindern für die Betroffenen
das Risiko, an Krebs, Atemwegs- sowie Herz-Kreislaufleiden zu erkranken.
"Die Gesundheitsgefährdung durch Passivrauchen ist wissenschaftlich derart
gut belegt, dass der Gesetzgeber sofort handeln muss", so Otmar D.
Wiestler, Vorstandsvorsitzender und Wissenschaftlicher Vorstand des DKFZ.
Das Argument eines wirtschaftlichen Verlusts durch die Schaffung einer
rauchfreien Gastronomie sei in verschiedenen Studien deutlich widerlegt
worden. In der neuen Publikation des DKFZ wird die Situation in jenen
Ländern analysiert, die bereits eine rauchfreie Gastronomie eingeführt
haben: Stabile Umsätze und gesicherte Arbeitsplätze sowie eine
überwältigende Zustimmung der Bevölkerung von über 90 Prozent sind
belegbar. Am Beispiel von Irland und auch Norwegen zeige sich sehr
deutlich, dass nach der Einführung einer rauchfreien Gastronomie die
Umsätze in Restaurants, Bars und Pubs stabil blieben. Der irische
Ministerpräsident Bertie Ahern erklärte am 12. Juli 2006: "Ich kann ihnen
versichern, dass in Irland kein einziges Pub wegen finanzieller Verluste
durch das Rauchverbot schließen musste." Pötschke-Langer betonte, dass
Deutschland und Österreich der internnationalen Entwicklung völlig hinten
nach hängen. "Die politisch Verantwortlichen schauen weg." Seit dem
Winterfahrplan 2005 fährt die Schweizer Bundesbahn
http://www.sbb.ch
rauchfrei. Zudem ist ein Großteil der Bahnhöfe rauchfreie Zone. "Dieses
sinnvolle Verbot konnte mit Hilfe des umsichtigen Gesundheitsministers
Thomas Zeltner, der der WHO nahe steht, erfolgreich durchgeführt werden",
erklärt Pötschke-Langer.
Aus der Sicht des DKFZ sei es an der Zeit, Regelungen, die in anderen
europäischen Ländern mit großem Erfolg und ohne wirtschaftliche Einbußen
greifen, endlich auch in Deutschland zu treffen, erklärt Pötschke-Langer
abschließend im pressetext-Gespräch. (Ende)
Quelle: Pressetext
Nachrichtenagentur |