fzm - Mobbingattacken der Kollegen,
Ärger mit dem Chef, und zuhause Beziehungsprobleme: Dies überfordert auf
Dauer viele Menschen und macht sie krank. Zu den möglichen langfristigen
Folgen von Negativ-Stress am Arbeitsplatz gehört die
Hochdruckerkrankung, wie aus einer neuen Studie in der Fachzeitschrift "DMW
Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
2006) hervorgeht.
In der STARLET-Studie (Stressassoziierte
Hypertonie am Arbeitsplatz) wurde – erstmals für Deutschland – der
Blutdruck auch während der Arbeitszeit gemessen. Fast 3.500 Berufstätige
aus Privatwirtschaft und öffentlichem Dienst hatten sich bereit erklärt,
im Verlauf von 5 Jahren mehrmals eine Langzeitmessung des Blutdrucks
durchführen zu lassen. Unter der Berufskleidung trugen sie eine
Blutduckmanschette, die sich mehrmals täglich aufpumpte, den Blutdruck
bestimmte und die Werte speicherte. So konnte Dr. Stephan Lüders vom St.
Josephs-Hospital in Cloppenburg feststellen, welche Auswirkungen
Negativ-Stress auf den Blutdruck hat.
Um den Stress einschätzen zu können, ließ
Dr. Lüders die Teilnehmer mehrmals einen Spezialfragebogen zum "Job
strain" ausfüllen. Fühlen sich die Beschäftigten im Job überfordert?
Haben sie am Arbeitsplatz genügend Entscheidungsfreiheit? Und erhalten
sie Unterstützung aus ihrem sozialen Umfeld? Auch dies ist laut Dr.
Lüders wichtig für das "Coping", die positive Stressverarbeitung. Wenn
sie fehlt, steigt bei vielen Menschen auf Dauer der Blutdruck. Das
belegen die Daten der Studie. Menschen mit Bluthochdruck berichteten
schon zu Beginn häufiger über Negativ-Stress. Nahm der Job strain über
die Jahre zu, erhöhte sich auch das Risiko auf einen hohen Blutdruck.
Bei nachlassendem Stress sank das Risiko wieder. Langfristig begünstigt
Job strain das Auftreten von Herzkreislauferkrankungen. Sie traten bei
Menschen ohne Job strain zu 5,7 Prozent auf, bei Menschen mit
zunehmenden Job strain waren es bald 9,8 Prozent, und bei abnehmendem
Job strain waren es am Ende nur 3,7 Prozent, berichtet Dr. Lüders.
Ob es zum Job Strain kommt, wird nach
Einschätzung des Mediziners weniger durch die Tätigkeit selbst bestimmt.
Auch Fluglotsen und Ärzte könnten lernen, mit Stress umzugehen. Von
größerer Bedeutung seien Gestaltung und Sicherheit des jeweiligen
Arbeitsplatzes, vor allem aber der erfolgreiche Umgangs mit psychisch
belastenden Situationen am Arbeitsplatz.
S. Lüders et al.:
Stressassoziierte Hypertonie am Arbeitsplatz - Ergebnisse des
STARLET-Projekts
DMW - Deutsche Medizinische Wochenschrift 2006; 131 (46) : S. 2580-2585
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