Auch in brenzligen
Situationen Ruhe ausstrahlen
Die Schmerzempfindung
hängt großenteils vom Zutrauen ab, das der Verletzte seiner Umgebung
entgegenbringt. Verletzte Sportler sollten daher beruhigt werden.
Darüber hinaus verhindert eine von Gelassenheit und Vertrauen
bestimmte Haltung Panik und ermöglicht konstruktives Denken.
Nach dem RICE-Prinzip
vorgehen
Die Erstversorgung von
Prellungen und Zerrungen sollte sich an dem Merkwort RICE
orientieren: Rest (= Ruhigstellung), Ice (= Kälteanwendung),
Compression (= Druckverband) und Elevation (= Hochlagerung)
Eisbeutel höchstens 20
Minuten lang aufliegen lassen
Nach einer akuten
Sportverletzung vermindern Kältespray und Eisbeutel Schwellung,
Blutung und Schmerzen. Eisbeutel sollten jedoch nicht länger als 20
Minuten aufliegen, da sonst die erwünschte Verengung der Blutgefäße
in eine reaktive Erweiterung derselben und somit in eine vermehrte
Durchblutung umschlägt. Auch an Stellen mit oberflächlich
verlaufenden Nerven ist besondere Vorsicht geboten: Als Folge einer
falsch durchgeführten Eisbehandlung können Nervenlähmungen
auftreten.
Kältebeutel gehören über
den Kompressionsverband
Wer Kältebeutel auf die
Haut anlegt und diese mit elastischen Binden fixiert, erzielt keine
optimale Kompression. Das umgekehrte Vorgehen ist sinnvoller:
Anlegen der Kompression und darüber Anbringen der Kältequelle.
Sportgel kühl lagern
Die
günstige Wirkung eines Sportgels lässt sich noch verbessern, wenn
man das Medikament kühl aufbewahrt. Beim Auftragen auf die verletzte
Körperregion wird die Temperatur der Substanz als besonders angenehm
empfunden.
Ruhigstellen: So viel
wie nötig, aber auch so wenig wie möglich
Der
therapeutische Zweck eines Sportverbandes ist bereits dann erreicht,
wenn lediglich die geschädigten oder gestörten Anteile einer
Funktionseinheit gestützt und entlastet werden. Im übrigen kann und
sollte der Bewegungsapparat frei funktionsfähig bleiben. Dieses Ziel
ist mit Hilfe "funktioneller Verbände" (zum Beispiel Leukotape) zu
erreichen, die sich auch zur Prophylaxe von Sportverletzungen
eignen.
Schlag in die
Magengrube: mit angezogenen Beinen hinsetzen
Stöße in die Magengrube kommen beim Sport häufiger vor. Durch eine
vorübergehende Lähmung des Zwerchfells wird die Atmung vorübergehend
behindert. Nach 30 Sekunden löst sich das Problem in der Regel von
selbst. Der Sportler sollte sich solange mit angezogenen Beinen
hinsetzen. Helfer dürfen dem Verletzten nicht, wie häufig zu
beobachten, "hilfreich" auf den Rücken klopfen.
Schmutzpartikel mit
steriler Bürste aus Wunden entfernen
Kleine Schürfwunden sollten offen behandelt und häufig gereinigt
werden. Ein nicht fest haftender Verband ermöglicht es dem Sportler,
seine Aktivitäten wieder aufzunehmen, und schützt die Wunde vor
Berührung. Um Schmutztätowierungen zu vermeiden, sind
Schmutzpartikel umgehend mit einer sterilen Bürste zu entfernen.
Gesichtsverletzungen:
Augenbrauen nicht abrasieren
Risswunden sind häufige Folge einer Gesichtsverletzung und erfordern
meist eine chirurgische Versorgung. Bei kleinen Verletzungen kann
der Sportler vorübergehend mit einem Pflasterverband behandelt
werden, um einen Wettkampf oder ein Spiel zu Ende führen zu können.
Bei Risswunden im Bereich des Auges dürfen Augenbrauen nie rasiert
werden. Ihre Form und Richtung sind wichtige Anhaltspunkte bei der
Wundversorgung.
Luxierte Zähne immer
reimplantieren
Sind die Zähne von einem Trauma betroffen, gelten folgende
Richtlinien: Auch wenn eine Fraktur eine Alveole berührt, wird nicht
extrahiert. Teilluxierte Zähne können u. U. erhalten werden,
besonders wenn ihnen Zahnfleischreste anhaften. Komplett luxierte
Zähne lassen sich oft nicht retten. Trotzdem ist die Reimplantation
zu empfehlen - besonders bei Kindern.
Unterkiefer-Reposition:
So wird's gemacht
Eine Ausrenkung des Unterkiefers führt zu einem klaffenden und
gesperrten Kiefer. Eine Einrenkung ist auf folgende Weise möglich:
Druck auf die Kaufläche von Molaren und Prämolaren und
gleichzeitiges Schieben der Mandibula nach hinten. Die Infiltration
mit einem Lokalanästhetikum (um das Kiefergelenk herum und in den
lateralen M. pterygoideus) kann erforderlich werden, um eine
muskuläre Verspannung aufzuheben.
Erosionen des
Hornhautepithels: Oberflächenanästhetikum nur 30 Minuten lang
Erosionen des Hornhautepithels sind die häufigste Sportverletzung am
Auge. Meist entstehen sie als Folge einer Kontusion. Bei den oft
sehr starken Schmerzen empfiehlt sich die Erstversorgung mit einem
Oberflächenanästhetikum. Da dessen längere Anwendung zu trophischen
Schäden des Hornhautepithels führen kann, sollte diese Maßnahme auf
eine halbe Stunde beschränkt bleiben.
Lidhämatom: Steril,
feucht und ohne Druck abdecken
Schwere Kontusionsschäden am Auge werden mit einem sterilen Verband
abgedeckt. Liegt ein starkes Lidhämatom vor, kühlt ein feuchter
Verband und kann so der Vergrößerung des Hämatoms entgegenwirken.
Keinesfalls darf auf das Auge Druck ausgeübt werden.
Subtarsale Fremdkörper
ohne Betäubung entfernen
Subtarsale Fremdkörper sollte man zunächst ohne Betäubung entfernen.
Nur so kann der Patient den Erfolg der nur wenig schmerzhaften
Maßnahme überprüfen.
Keratokonjunktivitis
photoelectrica: Augen möglichst offen halten
Ein
häufiges Problem am Auge des Sportlers ist die durch
UV-Strahleneinwirkung bedingte Keratokonjunktivitis photoelectrica.
Da die Hornhautregeneration auf Sauerstoffzufuhr angewiesen ist,
hemmt der Lidschluss den Heilungsprozess. Den Patienten ist daher zu
empfehlen, die Augen - eventuell in dunklen Räumen - möglichst offen
zu halten. Der Ausschluss eines Fremdkörpers sowie die Gabe von
Gleitmitteln, Gelen, Ölen und oralen Analgetika sind in einem
solchen Fall weitere sinnvolle Erste-Hilfe-Maßnamen.
So werden Kontaktlinsen
entfernt
Kontaktlinsen führen oft zu zentralen oberflächlichen
Hornhaut-Erosionen. Im Sportarztkoffer sollte sich daher auch ein
kleiner Sauger befinden, um bei Bedarf Kontaktlinsen entfernen zu
können. Harte Kontaktlinsen werden entfernt, indem man den Sauger
bei aufgehaltenem Auge auf der Linsenmitte ansetzt, die Linse
ansaugt und sie dann vorsichtig abzieht. Weichlinsen lassen sich am
einfachsten entfernen, indem man den Sauger von temporal nach nasal
(oder umgekehrt) unter die Linse schiebt und sie anhebt. Da einige
Linsen nur die Hornhaut bedecken, ist es dann einfacher, den
Patienten in die entgegengesetzte Richtung blicken zu lassen und die
Linse entweder mit den Fingern oder mit dem Sauger von der
wesentlich weniger empfindlichen Bindehaut abzuheben.
Augenberstung:
Kontaktlinsen auf dem Auge belassen
Die
Berstung ist die schwerste Augenverletzung beim Sport. Trägt der
Sportler auf dem betroffenen Auge eine Kontaktlinse, sollte diese
nicht entfernt werden. Sie kann die Aufgabe eines Wundverbandes
übernehmen.
Sportler bei
schwerwiegenden Verletzungen nüchtern ins Krankenhaus schicken
Wird ein Sportler wegen einer ernsthaften Verletzung ins Krankenhaus
eingewiesen und ist ein operativer Eingriff nicht auszuschließen,
sollte er unbedingt nüchtern bleiben (Narkose). Schmerzmittel
sollten in einem solchen Fall lieber parenteral gegeben werden.
Nur die wenigsten
Verletzungen zwingen zur totalen Trainingspause
Eine wichtige Aufgabe der Rehabilitation besteht darin, auch während
des Heilungsprozesses die körperliche Leistungsfähigkeit
aufrechtzuerhalten. Daher ist für jeden Verletzten ein
Übungsprogramm zu entwickeln, das lediglich den verletzten
Körperteil ausspart, ansonsten aber den Sportler voll belastet. Auf
diese Weise wird nicht nur seine Fitness, sondern auch sein
Vertrauen in die völlige Wiederherstellung gefördert. |