Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Psychotische Symptome verstehen


USA. Noch immer gelten psychotische Symptome oft als rational nicht fassbar. Gegen eine solche Einstellung wendet sich A. T. Beck, der Begründer der kognitiven Therapie. Nach seiner Ansicht sind viele psychotische Symptome lediglich Extrempunkte auf einem Spektrum, das bei normalen Verhaltens- und Erlebnisweisen beginnt und über ein breites Spektrum hinweg kontinuierlich in „krankhaftere“ Formen übergeht. Ob die entsprechenden Phänomene noch „Varianten des Normalen“ sind oder schon das Etikett „psychotisch“ rechtfertigen, hänge vor allem von der Intensität und Dauer des Symptoms, der Leidensstärke und der Fähigkeit des Betroffenen ab, das Symptom noch objektiv einordnen zu können. Beispiele: 1. Viele Jugendlich haben akustische Halluzinationen. Zu einem psychotischen Phänomen wird ein solches Erleben erst, wenn es von Wahnvorstellungen begleitet wird („Die Stimmen kommen vom Teufel“). 2. Viele Menschen mit Sozialphobie haben Gedanken wie „Ich denke, dass mich jeder beobachtet“. Erst die veränderte Zuschreibung („Ich weiß, dass mich jeder beobachtet.“) macht den Gedanken „psychotisch“.

   Beck plädiert dafür, schizophren erkrankte Patienten möglichst als Personen wie du und ich zu betrachten, die sich mit ähnlichen Problemen und belastenden Ereignissen auseinander müssen wie alle anderen Menschen auch. Aufgrund ihrer seelischen Veranlagung machen sie allerdings psychische Erfahrungen, die man normalerweise selten oder nur unter größtem Stress durchlebt. Teil dieser Veranlagung ist die Tendenz, viele (auch banale) Ereignisse auf sich selbst zu beziehen und die Umwelt eher als feindlich zu erleben. Beides führt dazu, besonders aufmerksam die Umwelt zu überwachen und auf Irritationen überschießend zu reagieren.

    Häufig haben die Betroffenen schon vor Ausbruch ihrer Psychose Einstellungen, die sie verletzlich machen („Die anderen wollen mich nicht“). Je öfter sie Erfahrungen machen, die entsprechende Selbstkonzepte zu bestätigen scheinen, um so mehr werden die bislang eher „weichen“ Annahmen zu unabänderlicher Überzeugungen („Ich werde verfolgt und bedroht“). Auch für „Negativsymptome“ bietet Beck rationale Erklärungen an. Statt in ihnen nur „Defizite“ zu sehen und auf den Effekt von Arzneimitteln zu bauen, könnte man Negativsymptome auch als „aktiven Bewältigungsversuch“ interpretieren. Denn hinter der Fassade aus Desinteresse und fehlender Mimik steckt möglicherweise der Versuch, sich gegenüber einer als bedrohlich und verwirrend erlebten Umwelt abzuschotten und so die wenigen eigenen Ressourcen zu bewahren.

   Die von Beck befürworteten Betrachtungsweisen erleichtern es, das Verhalten Schizophrenie-Kranker zu verstehen und ihnen dadurch empathischer zu begegnen. Außerdem motivieren sie dazu, besonders solche Kompetenzen der Patienten zu verbessern, die auf die beschriebenen Prozesse korrigierend einwirken. Hierzu gehören vor allem die Fähigkeiten zu Realitätsüberprüfung und zur Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen.  

A. T. Beck: A cognitive model of schizophrenia. Journal of Cognitive Psychotherapy: An International Quarterly 2004 (18) 281-288