Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Schizophren durch hohe Absätze?


Schweden. Für J. Flensmark gibt es einen engen Zusammenhang zwischen der Verbreitung absatzbestückter Schuhe und der rapiden Zunahme der Schizophrenie in industrialisierten Staaten. Wo immer die Schuhproduktion empor schnellte, folgte ihr fast auf dem Fuß ein ebenso drastischer Anstieg der Neuerkrankungen an Schizophrenie. Flensmark demonstriert dies an einschlägigen Statistiken aus Massachusetts, England und Wales, Baden und Schweden. In der genannten Reihenfolge verbreitete sich nicht nur die Schuhproduktion in der Welt, auch der Sprunghafte Anstieg von Neuaufnahmen in Nervenanstalten folgte dem Siegeszug der Schuhindustrie.

    Der Einfluss von Schuhwerk auf seelische Probleme scheint kein reines Phänomen der Neuzeit zu sein. So waren Veränderungen der Schuhmode immer auch gekoppelt mit Phänomenen, die auf das Vorhandensein oder die Zunahme seelischer Erkrankungen rückschließen lassen. Bereits die erste Beschreibung eines absatzbestückten Schuhes betrifft bezeichnenderweise ein Land und eine Zeit (Mesopotamien), in der sich auch die ersten Beschreibungen von Einrichtungen für Geisteskranke finden. Flensmark sieht es nicht als Zufall an, dass die ersten europäischen Nervenanstalten in einer Epoche errichtet wurden, in der sich zuvor Schuhe mit erhöhtem Absatz verbreitet hatten. Deren Vorbild stammt aus dem mittleren Osten, wo es schon Jahrhunderte zuvor Krankenhäuser mit Abteilungen für psychisch Kranke gab.

    Und noch ein weiteres Phänomen bemüht Flensmark, um seine These zu untermauern, dass hohes Schuhwerk die Entwicklung einer Schizophrenie begünstigt: Auswanderer aus Entwicklungsländern, in denen überwiegend barfuss gelaufen wird, entwickeln in der neuen industrialisierten Heimat, wo sie und ihre Kinder durchweg Schuhe tragen, auffällig häufiger Schizophrenien (die Kindern sogar öfter als ihre Eltern). Schließlich verweist der Autor noch auf die Beobachtung, dass im Winter geborene Kinder häufiger an Schizophrenie erkranken. Wenn sie dann ein Jahr später laufen lernen (also meist erneut im Winter!), werden sie dies meist in Schuhen tun.

   Flensmark glaubt, den von ihm vermuteten Zusammenhang erklären zu können. Er verweist darauf, dass die Aktivierung von Mechanorezeptoren in den unteren Extremitäten das Kleinhirn und die mit ihm verbundenen Erregungsschleifen stimuliert. Erhöhte Absätze reduzieren das Bewegungsausmaß der Wadenmuskulatur, was sich in einer verringerten Kleinhirnstimulation und damit letztlich in ungünstigen Effekten auf das dopaminerge System niederschlägt. Als Beleg für den behaupteten Zusammenhang führt er zweierlei an: 1. Fahrradfahren, das typischerweise die Wadenmuskulatur dehnt, kann sich günstig auf Depressionen Schizophrenie-Kranker auswirken. 2. Wenn man mittels Elektroden gezielt diejenigen Erregungsschleifen stimuliert, die sonst durch Mechanorezeptoren der unteren Extremität aktiviert werden, bessert sich das Befinden Schizophrenie-Kranker.

    Flensmark glaubt, dass vor allem eine dauerhafte „falsche“ Kleinhirnstimulation Schizophrenien begünstigt. Das Leiden manifestiere erst sich in der Adoleszenz und im frühen Erwachsenenalter, weil viele Erregungsschleifen des Gehirns vorher noch nicht endgültig ausgereift sind.

J. Flensmark: Is there an association between the use of heeled footwear and schizophrenia? Medical Hypothesis 2004 (63) 740-747