Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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3.3  Projektarbeit

Auch wenn Aikidō von außen betrachtet leicht und elegant aussieht, sind die Bewegungen hochkomplex und das Ergebnis langjähriger praktischer Übung.
Die wahre Komplexität der Bewegungsabläufe erschließt sich erst in der praktischen Arbeit mit dem Partner, und dann auch erst nach vielen Jahren. So ist z.B. der 1. Dan („der erste schwarze Gürtel“) ein von vielen Übenden angestrebtes Ziel; allerdings fängt das Lernen dann erst richtig an: die eigene Erfahrung sollte nun an andere Übende weiter gegeben werden, im Training wird man durch die anderen Übenden stärker gefordert, die Arbeit mit Anfängern stellt immer wieder vollkommen neue Herausforderungen!

Wirkliches Lernen, welches als Ziel die Entwicklung von beruflicher Handlungskompetenz (vgl. Kompetenzentwicklung) hat, zeigt auffallend viele Gemeinsamkeiten mit der Aikidopraxis. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Lernen in Seminaren und Workshops, in Projekten oder in der Zusammenarbeit mit bzw. unter Anleitung von Kollegen und Mitarbeitern handelt.

Die wichtigste Voraussetzung für echtes Lernen ist die Fähigkeit, Aufgaben und Situationen mit den Augen eines Anfängers (Shunryū Suzuki: „Zen-Geist – Anfänger-Geist“) zu betrachten.

Wenn ich im Aikidō mit einem unbekannten Partner arbeite, ist dies immer eine neue und unbekannte Situation.
Übertragen auf die Projektarbeit in Organisationen bedeutet Projektarbeit immer Zusammenarbeit mehrerer Menschen mit unterschiedlicher Bildung und sozialer Prägung.
Ein Projekt ist charakterisiert durch

·        die unklare Aufgabenstellung.

·        Das Team wird meist neu, aufgrund der unterschiedlichen Kompetenzen, zusammengestellt: eine Gruppe von Menschen mit unterschiedlichem fachlichen Hintergrund und (persönlichen) Interessen soll eine komplexe Aufgabe gemeinsam lösen; darüber hinaus  sprechen sie „verschiedene Sprachen“, …

·        Projektarbeit steht meist unter Zeit- und Erfolgsdruck!

·        Niemand hat diese Situation je zuvor gemeistert. Sie ist ohne „Vorbild“. Gemeinsam betreten die Mitarbeiter Neuland. Es ist zu Beginn meist unklar, ob die Aufgabe im Zeit- und Budgetrahmen gemeistert werden kann.

·        Ein komplexes Umfeld (Kollegen, Unternehmen, Kunden, Umfeld, Markt, …) ist zu berücksichtigen.

Es kommt darauf an, im Team eine gemeinsame Orientierung und Verständnis der Aufgabe zu erarbeiten. Und hier müssen die Kompetenzen und die Energie aller Beteiligten genutzt werden.
Ein Projekt ist der Beginn eines gemeinsamen Lernprozesses, der vereinfacht aus folgenden Schritten besteht:


Abbildung 6: Projekt als gemeinsamer Lernprozess

Lediglich die Erfahrung und Präsenz der Projektmitarbeiter kann helfen, in dieser unsicheren und risikobehafteten Situation Ruhe und Überblick zu bewahren.
Viele unterschiedliche Erwartungen treffen aufeinander. Der Auftraggeber hat meist ein anderes Verständnis als das Projektteam. Diese unterschiedlichen Perspektiven gilt es zu verstehen und zu einem gemeinsamen Ziel zusammen zu führen.

Wichtig in der Projektarbeit ist vor allem dieser Prozess! Im Verlauf der gemeinsamen Arbeit bewegen sich die Projektbeteiligten aufeinander zu; sie durchlaufen eine gemeinsame Entwicklung! Aus dem zu Beginn unterschiedlichen Verständnis der Projektziele ist im Verlauf des Projektes ein gemeinsames Bild über die zu realisierenden Ergebnisse entstanden.


Abbildung 7:
gemeinsames Lernen (an einer scheinbar unlösbaren Aufgabe)

Projektarbeit ist immer auch kreative Arbeit und eine fortwährende Konfrontation mit unbekannten Personen, Fragestellungen und Aufgaben: es gibt nicht die eine und einfache Lösung.

Auch hier gibt es Analogien zum Freikampf (Jiyu-Waza) im Aikidō. Der Aikidōka ist mit mehreren Angreifern konfrontiert. Es gilt, unter Druck Ruhe und Übersicht zu bewahren. Jeder Angreifer benutzt eine andere Angriffsform; die Angreifer kommen nahezu gleichzeitig aus allen Richtungen. Der Verteidiger (Nage) ist auf seine Intuition (seine Präsenz und die Summe seiner Erfahrungen) angewiesen und wählt aus seinem Repertoire die angemessene Verteidigung. Durch sein gesundes Selbstvertrauen und die richtige Einschätzung der Situation gelingt es ihm, die Energie des kompletten Teams für die gemeinsame Entwicklung zu nutzen.