Vorbemerkung:
Obwohl ich am Anfang mit dem Schamtraining Schwierigkeiten hatte und es
mir echt schwer gefallen ist, die einfachsten Aufgaben zu bewältigen,
habe ich sehr schnell Erfolge erzielt. Ich denke man kann noch viel mehr
erreichen.
Mir wurde erstens immer
mehr bewusst, wie sehr man sich durch die ewigen „Gedanken“ "Was andere
von einem denken") selbst im Weg steht. Das heißt, dass man kaum eine
Situation REAL erleben kann. Man erlebt diese dann meist auch nie so wie
andere Leute, da man sich die Dinge durch die Gedanken völlig VERZERRT.
So verliert verliert man das Ziel aus den Augen und ist viel zu hilflos,
um überhaupt zu reagieren.
Beispiel: Früher wollte
ich nie gewinnen (insbesondere im Sport). Ich hatte, geehrt zu werden.
Vor kurzem habe ich beim Sport gewonnen und ich war sehr stolz. Ich habe
mich darüber gefreut, nach vorne gehen und den Preis entgegennehmen zu
können. Das Gefühl, sich „einfach“ !nur! zu freuen, ist einfach
umwerfend. Bei der Siegerehrung war keine zweite „Stimme“ und kein
störender Gedanken mehr dabei. Ich konnte mich einfach nur auf die
Situation einlassen.
Anfang:
Am Donnerstag habe ich noch ganz
verdrängt, dass ich überhaupt ein Schamtraining zu bewältigen habe. Am
Freitag bin ich dann mit den Zug gefahren. Vor lauter Gedanken ("Hier
könntest du mit allen Passagieren üben") konnte ich überhaupt kein
Training bewältigen. Ich traute mich nicht einmal, im Zug in den
Speisewagen zu gehen. Ich war noch völlig „gehemmt“ irgendwas zu machen.
Das war frustrierend.
Anschließend habe ich
mir noch einmal die Informationen zum Anti-Schamtraining durchgelesen.
Daraufhin bin ich etwas systematischer vorgegangen:
Am Samstag habe
ich geplant, beim Einkaufen jemanden auf der Straße nach einem Euro zu
fragen. Nachdem ich durch die ganze Stadt gelaufen bin und jeden hätte
Fragen können, fehlte mir jedoch weiterhin der Mut. Ich nahm mir aber
vor, nicht eher in mein Auto zu steigen, bevor ich jemanden gefragt
haben würde. Endlich nach einer halben Stunde und vielen Gedanken (wie
„Das schaffst du nie“, "Ist das peinlich!" und "Das ist doch eigentlich
total einfach") habe ich ein Pärchen gefragt. ER zuckte sofort seine
Geldbörse, während SIE sagte "Haben wir nicht". Ich lächelte total
verlegen und sagte "Es war nur ein Scherz" .. und ging weg
(Schwierigkeitsstufe 3)
Am Sonntag habe
ich mir schon abends vorgenommen, unter dem betreffenden Straßenschild
stehend jemanden nach dem Straßennamen zu fragen. Als ich von meinen
Eltern zurückkam und ohnehin nicht mehr vorhatte, noch lange draußen rum
zu laufen, habe ich direkt jemanden vor unserer Haustür angesprochen –
ganz schnell den ersten, der vorbei kam. Eine Frau mit Kind kam
mir auf einem Fahrrad entgegen und sie sagte sofort "Sie stehen doch
genau auf dieser Straße". Ich lächelte diesmal nur nett: "Aufgabe
erledigt!" Als sie mich dann noch hilfsbereit nach der Nummer fragte,
musste ich mir noch schnell eine überlegen. Glück gehabt.
(Schwierigkeitsstufe 2)
Am Montag lies
ich mich von meinem Mann nackt fotografieren. Dies war zwar ganz
einfach, aber es endete im Streit, weil er profimäßig Bilder machen
wollte und er das Prinzip nicht verstand: Es sollte doch nicht um die
Bilder gehen, sondern um das „Überwinden“, sich fotografieren zu lassen
(Schwierigkeitsstufe 1)
Am Dienstag nahm
ich mir vor, die Aufgabe sofort zu bewältigen. So beschloss ich,
aus dem Auto heraus fünf Personen zu grüßen und ihnen nett zuzuwinken.
Bei den ersten Malen, war es noch ein bissel schwierig. Dann machte es
richtig Spaß. Sollten doch die anderen überlegen, was ich wohl wollte.
Erste positive
Ergebnisse: Seither besuche meine Eltern häufiger (mir geht’s gut mit
Ihnen). Durch das Anti-Schamtraining habe ich gelernt, mehr meine
Meinung zu sagen und sofort den anderen mitzuteilen, was mir auf den
Herzen liegt. Außerdem erledige ich viele Dinge sofort und schneller. |