Mir geht es
insgesamt ganz gut, manchmal weniger, manchmal mehr. Ich habe inzwischen
gelernt, das, was ich aus der Therapie mitgenommen habe, fast automatisch
anzuwenden. Wenn ich so nachdenke, sind mir sehr viele Dinge in Fleisch
und Blut übergegangen, ich profitiere bestimmt jeden Tag davon.
Ich leide ab und zu noch unter bestimmten Symptomen,
dass ich mich z.B. in bestimmten Situationen unwohl fühle oder dass ich in
alltäglichen Situationen sehr angespannt oder verkrampft bin. Es stört
mich zwar, manchmal sogar sehr, ich kann aber ganz gut damit umgehen. Vor
allem gelingt es mir, nicht daran zu verzweifeln, es als gegeben
hinzunehmen und einen schlechten Moment auch schnell wieder zu vergessen.
Ich habe deshalb schon lange keine Probleme mit Ängsten oder Depressionen
mehr. Wenn ich so überlege, hat sich schon vieles verändert bei mir. Ich
lebe etwas mehr nach dem IKEA-Gedanken: "Entdecke die Möglichkeiten".
Ich habe mich gefragt, ob ich wirklich "geheilt"
bin. Irgendwie schon, obwohl ich immer noch weit davon entfernt bin, ein
"normales" Empfinden zu haben. Jemand, der mal einen Tag lang mit meinen
Gefühlen und Gedanken umher laufen könnte, würde sich wahrscheinlich
erschrecken.
Ich habe gelernt, damit zu leben und einige Dinge,
die sich im Laufe der Jahre festgesetzt haben, zu akzeptieren. Es gibt
viele Momente, in denen ich immer noch leide, allerdings gibt es viel mehr
Momente, die ich genießen kann und in denen es mir an nichts fehlt. Das
ist insbesondere der Fall, wenn ich meine Gedanken loslassen kann, sei es,
weil ich mit mir in Einklang stehe oder auch weil ich so beschäftigt bin,
dass ich keine Kapazitäten mehr habe, ein Augenmerk auf meine
Befindlichkeiten zu legen. Am besten geht es mir, wenn ich mit den
Gedanken ganz woanders bin, als bei meinen alten Miesmachern. Ich lege
besonders viel Wert darauf, Dinge zu tun, die mir Spaß machen oder auch
daran zu denken und mich darauf zu freuen. Das sind schöne positive
Impulse, die mich, so glaube ich, in möglichst hoher Dosis vor schlechten
Stimmungen bewahren.