Meinen Patienten sage ich gerne, dass die Zeit
zwischen unseren Begegnungen zu den wichtigsten Elementen gehört. Denn
unsere Treffen haben immer auch etwas Künstliches an sich (auch wenn es
sich selbstverständlich um eine "echte menschliche Begegnung" handelt).
Die "Zeit dazwischen" bietet reichlich Möglichkeit, um Erfahrungen zu
sammeln sowie neue Denk- und Verhaltensweisen einzuüben. Dabei sind neue
Erfahrungen besonders wichtig, da sie sich offenbar besonders nachhaltig
im Gehirn verankern (insbesondere wenn sie mit Emotionen verbunden sind).
Deshalb ermuntere ich meine Patienten gerne, regelmäßig "über ihren
Schatten zu springen", da sie sich auf diesem Weg neue Freiheitsgrade
erschließen (die Zahl ihrer Denk-, Verhaltens- und Erlebnismöglichkeiten
zunimmt). Diesem Zweck dienen auch "therapeutische Hausaufgaben", die
leider nicht bei allen Patienten auf Begeisterung stoßen. Denn viele
lassen sich lieber passiv "behandeln". Zu den wichtigen Hausaufgaben von
Herr X gehörte es, sich bewusst mit schambesetzten Situationen zu
konfrontieren und so zu erleben, dass die befürchteten Katastrophen nicht
eintreffen, wohl aber das Gegenteil: Ein Gefühl von Erfolg und
Selbstsicherheit. Ansonsten war es für Herrn X besonders wichtig, in der
"Zeit dazwischen" mit seinen "depressiven Abrutschern" leben zu lernen,
also sein "Selbstmanagement" in dieser Hinsicht zu verbessern. Dies
scheint ihm tendenziell (trotz aller "Abrutscher" immer besser zu
gelingen. |