Jawohl, damit dürfte eine
entscheidende Hürde in der Weiterentwicklung von Herrn X benannt sein.
Kein Wunder, dass er sich im Kontakt mit anderen unwohl fühlt. Wie kann er
denn davon ausgehen, dass ihn die anderen akzeptieren, wenn er das in
seinem Inneren teil- oder phasenweise selbst nicht tut?! Möglicherweise
schlägt hier auch ein wenig die Familiengeschichte von Herrn X durch,
dessen Vater in der Nachkriegszeit erleben musste, dass er in seiner neuen
Heimat nicht akzeptiert wurde. Möglicherweise wurde diese Erfahrung ja von
ihm verinnerlicht und an den Sohn weitergegeben.
Natürlich wird es Herrn X
IMMER (!) schwer fallen, sich selbst zu akzeptieren, so lange er davon
ausgeht, dass er sich nur "fehlerfrei" akzeptabel finden kann. Da ein
solches Ziel völlig illusorisch ist, erklärt sich , warum Herr X nun schon
so lange vergeblich an seinem Innenleben "herumdoktert". Er täte besser
daran zu akzeptieren, dass er ein Mensch mit ganz individuellem Profil
ist, dass er in mehreren Punkten von einer (ohnehin nur fiktiven!) Norm
abweicht und dass dies absolut in Ordnung ist (entsprechend dem bekannten
Buchtitel "Ich bin OK, du bist OK"). Herr X täte gut daran, sich klar zu
machen, dass er in vielen Punkten scheinbaren "Idealen" nachstrebt, die
wenig lebensnah sind. Möglicherweise wird eine solche Haltung gefördert,
weil "Psychisches" vielfach als "weich" und "veränderbar" gilt (Motto:
"Man muss sich nur genug anstrengen"). Würde Herr X aufgrund einer Lähmung
von Kind an hinken, würde ihn dies vielleicht weniger fertig machen, weil
er sich für einen solchen "Mangel" weniger verantwortlich fühlen müsste.
Sollte es Herrn X in
absehbarer Zeit gelingen, sich selbst vorbehaltslos zu akzeptieren, könnte
dies der "therapeutische Durchbruch" sein. Die von Herrn X geschätzte "Arbeit
mit den inneren Stimmen" ist ein erster Schritt
in diese Richtung, da sie den selbstabwertenden inneren Kommentaren
entgegenwirkt und "bejahende" Stimmen stärkt. |