Wer aus einer therapeutischen Sitzung viel
mitnehmen möchte, sollte sich nicht darauf versteifen, möglichst viel zu
"berichten". Das kann man manchmal genauso gut in einem Brief machen.
Damit soll nicht in Frage gestellt werden, dass es gut tut, "sein Herz
auszuschütten" (vor allem wenn kein anderer sonst zuhört). An dieser
Stelle möchte ich nur "endloses Berichten" von Sitzung zu Sitzung in Frage
stellen. Auf Dauer hat man von einer therapeutischen Sitzung oft mehr,
wenn sich auf das Abenteuer einer (spontanen und ungeplanten) Begegnung
("Interaktion") mit dem Therapeuten einlässt. Diesen Reiz hat auch Herr X
erkannt, indem er zunehmend darauf verzichtet, sich alle "berichtenswerten
Ereignisse" für die nächste Sitzung zu merken. Meistens spiegeln sich die
zentralen Probleme des Patienten über kurz oder lang auch in der Beziehung
zum Therapeuten wider. Man beschreibt dies auch als "Inszenierung" des
Problems. Da sich Herr X sehr auf Ereignisse außerhalb des Therapieraums
konzentriert hat, konnten sich seine Themen in unserer Beziehung bislang
noch nicht so gut widerspiegeln. Es kommt hinzu, dass die Sitzungen nur in
großen Abständen erfolgen (Herr X ist Selbstzahler), so dass auch formal
wenig Raum für Begegnung zur Verfügung steht. Um "Begegnungen" zu
erleichtern (mehr Zeit, weniger Leistungsdruck), biete ich gerne
Doppelsitzungen an. |