Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Kritische
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für meine Besucher


 Satirische Bemerkungen von Dr. Dr. med. Herbert Mück

  Was Ihren Doktor krank macht

und Ihre Behandlung erschwert

Sehr geehrte Patientin,

sehr geehrter Patient,

vielen Dank für Ihr Interesse an diesem Thema. Vielleicht lesen Sie diese Zeilen, weil es Sie irritiert, dass auch Ärzte erkranken können. Vielleicht befürchten Sie sogar, für ein solches Erkrankungsrisiko eventuell verantwortlich zu sein.

Eine neue Krankheit?

Vorweg möchte ich  Sie beruhigen: Der „Krankheits-Erreger“ ist bereits bekannt und heißt "System der ärztlichen Bezahlung". Es handelt sich dabei um ein typisches Zivilisationsleiden, wobei zur Zeit nur KassenärztInnen betroffen sind. Da wir Mediziner unseren Patienten immer ein gutes Vorbild sein wollen, werde ich  unser Leiden nicht verheimlichen, sondern in Form dieses Briefes ganz offen darüber zu Ihnen sprechen.

Interessanterweise ist nämlich über den "Krankheits-Erreger" in der breiten Öffentlichkeit erstaunlich wenig bekannt. Wir Ärzte können es uns nur so erklären, dass die Politiker befürchten, dass sich der Erreger auch auf andere Berufsgruppen ausbreiten könnte. Und dies würde unter Umständen katastrophale Folgen haben: Denn der Erreger bewirkt bei den meisten Befallenen, dass diese bei gleicher oder sinkender Bezahlung immer mehr arbeiten. Bei vielen Kassenärzten wurden zuletzt durchschnittliche Arbeitssteigerungen von rund 30 Prozent pro Vierteljahr beobachtet! In einer Zeit zunehmender Arbeitslosigkeit ist dies natürlich eine zweischneidige Entwicklung.

Habe ich Ihre Aufmerksamkeit ausreichend geweckt, um die Dinge jetzt beim richtigen Namen zu nennen?

Von "Fleißpunkten" und "Hamsterrädern"

Die Rede ist von dem Bezahlungssystem für deutsche Kassenärzte, an dem seit wenigen Jahren solange herumgebastelt wurde, bis es schließlich die beschriebene, regelrecht "verrücktmachende" Wirkung entfalten konnte.

Wie funktioniert nun dieses System?

Kassenärzte rechnen bekanntlich immer zum Quartalsende mit den Krankenkassen ab. Pro Quartal stellen die Krankenkassen dafür eine von vornherein festgelegte unveränderliche Summe zur Verfügung (einige Politiker sprechen vom festen "Budget", andere vom "Honorardeckel"). Egal, wie viele Behandlungen im Quartal notwendig werden (z.B. durch eine unvorhergesehene Grippewelle), die Ärzte erhalten immer die gleiche Geldsumme, um sie unter sich aufzuteilen.

Wer nun wie viel aus diesem Topf mit gleichbleibendem Inhalt erhält, hängt davon ab, wie viele "Fleißpunkte" er oder sie im Quartal erarbeitet hat (Dieses künstliche Verrechnungsgeld heißt auch tatsächlich "Punkt").

Beispiel:

Es sind 1.000 DM unter den 5 Ärzten A, B, C, D und E zu verteilen. Alle sind gleich fleißig und erarbeiten daher 10.000 Punkte. Dann würde jeder von ihnen aus dem Topf mit 1.000 DM jeweils 200 DM erhalten. Würden die fünf Ärzte alle länger arbeiten, um mehr Punkte zu erwirtschaften, wären sie zwar fleißiger, aber an der insgesamt zu verteilenden Geldmenge von 1.000 DM würde sich nichts ändern.

Folgen des wachsenden Fleißes wären nur dann zu erwarten, wenn die 5 Ärzte ihr zusätzliches Arbeitspensum in unterschiedlichem Umfang steigern würden:

Beispiel:

             A erarbeitet 15.000 Punkte

             B erarbeitet 20.000 Punkte

             C erarbeitet 15.000 Punkte

             D erarbeitet 20.000 Punkte

             E erarbeitet 30.000 Punkte

Nach diesem "Punkte-Konto" müßten A, B, C, D und E die 1.000 DM folgendermaßen unter sich aufteilen:

A erhält    150 DM  statt 200 DM (trotz  50 % Mehrarbeit)

B erhält    200 DM  weiterhin    (trotz 100 % Mehrarbeit)

C erhält    150 DM  statt 200 DM (trotz  50 % Mehrarbeit)

D erhält    200 DM  weiterhin    (trotz 100 % Mehrarbeit)      

E erhält    300 DM  statt 200 DM (bei   200 % Mehrarbeit)

Staunen Sie nicht auch? Obwohl alle Ärzte erheblich mehr arbeiten, bekommt nur ein einziger mehr Geld (dafür verdreifacht er auch sein Arbeitspensum), zwei erhalten weiterhin das Gleiche (obwohl sie doppelt so viel arbeiten) und zwei erhalten 25 % weniger (weil sie nur 50 % mehr arbeiten).

Nun werden Sie sicherlich verstehen, warum dieses System krank machen muß: Es kennt nämlich kein Ende (außer dem der körperlichen und seelischen Erschöpfung bzw. des wirtschaftlichen Bankrotts)! Wie in einem "Hamsterrad" muss jeder der Mitspieler immer schneller laufen (also mehr arbeiten), damit seine Temposteigerung beim Punktezuwachs ja nicht geringer ausfällt als die seiner Mitläufer.

Es ist schon beinahe tragisch: Zwar kann man als Kassenarzt durch Fleiß regelrecht "Punkte-Millionär" werden, aber diese Punkte verlieren genau wie bei der Geldinflation ähnlich  schnell an Wert. Zugegeben: Unser Zahlenbeispiel ist übertrieben. Denn der schon immer arbeitsreiche Tag eines Kassenarztes lässt sich nicht beliebig verlängern, insbesondere nicht verdreifachen. Nur lässt erst eine solche Übertreibung das raffiniert eingebaute Prinzip eindrucksvoll zutage treten. Außerdem meine ich, daß bei gleichbleibendem Honorar schon eine 30prozentige Arbeitssteigerung die Grenze des Zumutbaren weit überschritten hat.

Haftung für jede Grippewelle

Haben Sie schon einmal davon gehört, dass Glasereibetriebe nach einem Hagelunwetter die Glaspreise senken, weil sie aufgrund der Naturkatastrophe rund um die Uhr arbeiten? Mir  ist ein solcher Fall bislang nicht bekannt geworden. In einer Marktwirtschaft ist vielmehr das Gegenteil der Fall: Die steigende Nachfrage erhöht den Preis.

Nur für Kassenärzte gelten andere Regeln. Sie haften für jede unvorhergesehene Krankheitswelle. Bei ihnen führt die steigende Nachfrage nach Hilfe zwar auch zu "unverschuldeten" Überstunden, aber diese sind kostenlos abzuleisten, da es dafür ja keine einzige Mark mehr gibt. Anders ausgedrückt: Das wirtschaftliche Risiko für die Erkrankungen aller Kassenpatienten tragen zu einem großen Teil die Kassenärzte! Also werden Sie bitte möglichst nicht krank!

Kontrolle statt Medizin

Und es gibt noch ein weiteres Beispiel dafür, wie "verrückt" die Verantwortlichkeiten in unserer kassenärztlichen Versorgung mittlerweile sind: Jeder Kassenarzt wird bei seinen Verordnungen immer mit dem Durchschnitt aller Kollegen verglichen. Wehe dem, der deutlich davon abweicht! Er muss mit Überprüfungen und einer teilweisen Rückzahlung seines Honorars rechnen. So kommt es, dass sich Kassenärzte immer mehr am "Durchschnitt" und immer weniger am Einzelfall orientieren können. Unausgesprochen gilt das Motto "Weg von der Hochleistungsmedizin - hin zur Durchschnittsmedizin". Vermutlich wissen sie auch, dass alle Kassenärzte haftbar gemacht werden, wenn die Gesamtheit der in Deutschland verordneten Medikamente einen bestimmten Wert überschreitet. Also nochmals meine Bitte: Werden Sie möglichst nicht krank.

Leidet Ihre Behandlung?

Vielleicht erahnen Sie schon, dass "gehetzte" bzw. rund um die Uhr sowie an Wochenenden arbeitende Ärzte, die zudem immer mehr kontrollieren müssen, nicht unbedingt die besseren Ärzte sind. Vielen bleibt nichts anderes übrig, als vor allem solche Leistungen anzubieten, mit denen sie in kurzer Zeit möglichst viele Punkte erwirtschaften können, um im beschriebenen Wettlauf um die beschränkte Geldmenge nicht auf der Strecke zu bleiben. Bei einem solchen System gehört fast übermenschliche Größe dazu, sich weiterhin nur am Wohl des Patienten zu orientieren.

Bislang ist es noch wenig verbreitet, dass Ärzte mit Patienten über das Thema "Bezahlung" sprechen. Um so mehr freue ich mich, dass Sie den Brief bis an diese Stelle gelesen haben. Denn wir  Kassenärzte wollen das krankmachende und letztlich allen schadende Honorierungssystem durch ein menschlicheres ersetzen. Und dazu brauchen wir Ihre Unterstützung in Form Ihrer Meinung. Bitte beantworten Sie deshalb die Fragen des folgenden Abschnitts und geben Sie mir den ausgefüllten Teil  wieder zurück.

Meine Vorschläge

1.    Alle Kassenärzte konzentrieren sich wieder auf ihre angestammten Aufgaben (Behandlung, Beratung, Betreuung).

2.    Kassenärzte entscheiden nur noch, ob eine bestimmte medizinische Maßnahme erforderlich ist oder nicht. Ob sie bezahlt wird, handelt der Patient mit seiner Kasse und nicht mit seinem Arzt aus.

3.    Jede ärztliche Leistung erhält ihren festen Preis (unabhängig davon, wie krank die Bevölkerung gerade ist).

4.    Kassenärzte stellen dem Patienten ihre Leistungen schriftlich in Rechnung. Die Patienten tragen dafür Sorge, dass diese Rechnungen auch beglichen werden.