Nach dem Motto „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ lohnt es sich, immer
mal wieder Schweigepausen einzulegen (nicht nur in Therapien). In solchen
Gesprächsunterbrechungen verbessern sich nicht nur für das Gegenüber die
Chancen, auch einmal etwas zu sagen, viel wichtiger dürfte es sein, in
einer solchen „Ruhepause“ auf sich selbst zu hören. Manche Menschen
fürchten sich regelrecht vor Schweigephasen. Sie werden dann unruhig,
fürchten den Kontaktabbruch oder schämen sich für die Wortlosigkeit. Die
entsprechende Erkenntnis hat dann oft weniger mit dem Gesprächspartner zu
tun, sie verrät in erster Linie etwas über den Betreffenden, der auf das
entsprechende Verhalten und Erleben noch angewiesen zu sein scheint.
Solchen Geheimnissen kommt man nur auf die Spur, wenn man bewusst das
Schweigen einmal zulässt. Typischerweise achten viele Dauerredner (die in
diesem Verhalten „egoistisch“ wirken) letztendlich viel zu wenig auf sich
selbst. Viele versuchen vielmehr durch den pausenlosen Wortstrom, einen
Kontaktabbruch zu vermeiden, sich davor zu schützen, vom anderen für
„langweilig“ gehalten zu werden oder zu verhindern, dass sie die eigenen
Gefühle (oft Angst!) wahrnehmen.
Hilfreiche Fragen für (bewusste oder zwangsläufige) Schweigepausen können
sein:
-
Wie geht es mir gerade?
-
Wie geht es mir mit meinem
Gesprächspartner?
-
Welche Impulse steigen jetzt in mir auf
und wollen vielleicht ausgelebt werden?
-
Welche (automatischen) Gedanken drängen
sich mir auf?
-
Wie fühlt sich längeres Schweigen für
mich an? Woran erinnert es mich?
-
Wie versuche ich gegebenenfalls gegen das
Schweigen anzugehen (es zu „bekämpfen“)?
-
Was empfindet der andere in einer solchen
Schweigephase? Könnte ich mich mit ihm oder ihr darüber austauschen?
-
Was verhindert mein pausenloses
Weiterreden?
-
Wie gut stimme ich mich (takte ich mich)
in meinem Redeverhalten mit dem anderen ab?
-
Gewähre ich dem anderen die vielleicht
für ihn nötigen und hilfreichen Schweigepausen?
Wer
sich mit Schweigen noch schwer tut, sollte dies regelrecht üben. Wenn Sie
sich vorher oder anschließend mit Ihrem Gegenüber darüber austauschen, ist
die Gefahr gering, dass der andere das Schweigen fehl deutet (im Sinne von
„Er oder sie findet mich langweilig“, „Wir passen nicht zusammen, weil uns
nichts mehr einfällt“). In aller Regel werden Sie auf diesem Weg zu
Einsichten gelangen, die anschließend den vielleicht spannendsten
Diskussionsinhalt darstellen, den man sich vorstellen kann.
Bedenken Sie: Gesund ist in aller Regel die „Vielfalt“: Auch durch den
Alltag bewegen wir uns nicht nur rennend, auch dort legen wir Pausen ein.
|