Frei nach Matthias Pöhm: Vergessen Sie
alles über Rhetorik. Mvg Verlag, 4. Auflage 2014 – überarbeitet und
ergänzt von Dr. Dr. Herbert Mück, Köln,
Zum Buch auf der
Verlagsseite (mit Leseprobe),
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Achten
Sie auf die Wirkung – verzichten Sie auf „Ballast“
Lassen Sie jeden Satz
weg, jedes Bild oder jede sonstige Element Ihrer Präsentation weg, sofern
es nicht für die Mehrheit der Zuhörer interessant ist, diese unterhält
oder in Spannung versetzt.
Sprechen Sie frei
Was sich gut liest, hört
sich noch lange nicht gut an (kann einschläfernd wirken).
Kommunizieren Sie zeitgerecht
Orientieren Sie sich
nicht an alten Rhetorik-Büchern. Was für die alten Griechen galt, spricht
Menschen der Gegenwart nicht zwangsläufig an. Die Würzung moderner
Botschaften lautet: Sprich spannend und unterhaltsam. Drücke dich bildhaft
aus und löse beim Publikum Emotionen aus. Erspare deinem Gegenüber
energieaufwendiges Interpretieren und Übersetzen deiner Aussagen in
verständliche Botschaften („1.000 Euro mehr im Portemonnaie“ statt
„Kostenersparnis“). Wende dich durch geeignete Bilder direkt an das
Unterbewusstsein des Publikums.
Achten Sie auf „Qualitätsworte“
Streichen Sie jeden
abstrakten Begriff aus Ihrem Vortrag und ersetzen Sie ihn durch ein
konkretes Bild. Ersetzen Sie Hauptworte („Begehung“, „Hilfe“) durch
Tätigkeitsworte („gehen“, „helfen“). Das sorgt für mehr Gefühl und macht
Ihren Vortrag lebendiger. Verzichten Sie besonders auf blasse
„Wortmonster“, die auf –ung, -heit, -keit,-nis oder –ion enden. Trennen
Sie sich von inhaltslosen Modebegriffen („innovativ“, „dynamisch“,
„teamorientiert“, „Kernkompetenz“) und Weichmacherformulierungen
(„eigentlich“, „im Prinzip“, „ich finde“, „ich würde“). Im allgemeinen
wollen die Zuhörer einen Redner, der nicht nur „eigentlich“ weiß, wo es
lang geht.
Setzen Sie auf „Bildersprache“
Bilder zwingen zum
Zuhören. Beschränken Sie sich in Ihren Aussagen auf das, was sich auch in
einem Film darstellen ließe. Stellen Sie sich dabei vor, Sie müssten einem
blinden Freund den Handlungsablauf sprachlich vermitteln. Das bedeutet:
Reihen Sie in kurzen Abständen viele Bilder hintereinander. Benutzen Sie
für jedes Bild einen neuen Satz. Beispiel: Statt „Letzte Woche legte
mir meine Mutter zu Weihnachten heimlich ein rotes Päckchen vor die
Zimmertür“ besser „Letzte Woche. Weihnachten. Ich gehe vor meine
Zimmertür. Ich schaue auf den Boden: ein rotes Päckchen. Ich reiße es auf.
Schaue hinein. Ich lächele: von meiner Mutter.“ Lassen Sie also
Begriffe weg, die man auch im Film nicht darstellen könnte (etwa
„außergewöhnlich“, „wie immer“, Zukunftsformulierungen). Achten Sie
insbesondere auf Gegenwartssprache (statt „Wir werden den Markt
erobern“ besser „Wir erobern den Markt“. Statt „Wir würden
gerne kommen, wenn Sie die Rahmenbedingungen anpassen“ besser „Wir
kommen gerne. Passen Sie nur die Rahmenbedingungen an“). Verwenden Sie
keine Nebensätze (Statt „Ich fahre auf einer Straße, die eine
Rechtskurve macht“ besser „Ich fahre auf einer Straße. Plötzlich
eine Rechtskurve.“ Weitere wichtige Eigenschaften der „Bildersprache“
sind: Sie kennt kein „und“ und keine Adverbien („immer“, „also“, „dann“).
Statt „Die neue Aufgabe stellt eine Herausforderung dar und wir werden
versuchen sie zu lösen“ besser „Die neue Aufgabe ist eine
Herausforderung. Wir nehmen sie an“. „Bildersprache“ kennt nur die
wörtliche Rede.
Kanalisieren Sie die Energie des Publikums
Spätestens am Ende Ihres
Vortrags will das Publikum wissen, was nun genau zu tun ist. Bedienen Sie
diese Erwartung. Geben Sie ein klares Verhalten vor („Wer für mein
Anliegen ist, der hebe jetzt die Hand“. „Wenn Sie sich angesprochen
fühlen, nehmen Sie jetzt das Formular....“)
Bauen Sie auf Ihre Person und nicht auf Folien und
Multimedia-Spektakel
Folien und
PowerPoint-Bilder lenken von Ihrer Person ab! Verzichten Sie unbedingt auf
„Folienschwemmen“ und „Bilderspektakel“! Schläfern Sie die Zuhörer nicht
ein, indem Sie Folien vorlesen (als seien die Zuhörer Analphabeten).
Halten Sie sich an das Gebot: Entweder zeigen oder aussprechen – NIEMALS
BEIDES! Eingeblendete Worte sollten immer nur Anlass für WEITERE, NICHT
GEZEIGTE Worte sein. Wenn Sie die bildhaft arbeitende rechte Gehirnhälfte
ansprechen wollen, müssen Sie auch echte Bilder zeigen (Texte erreichen
nur die linke Gehirnhälfte, auch dann wenn sie gezeigt und schriftliche
wahrgenommen werden).
Halten Sie sich an die „Folienregeln“
1.
Eine Folie, die sich selbst
erklärt, ist eine schlechte Folie“.
2.
Text, der auf der Folie steht,
darf nicht mehr vorgelesen werden.
3.
Eine per Folie vermittelte
Botschaft muss in maximal zwei Sekunden erfasst werden können.
4.
Zur Folienbotschaft passende
Bemerkungen müssen in dem Augenblick gesprochen werden, in dem die
Folien-Botschaft sichtbar wird (Bauen Sie Spannung auf und zeigen Sie auf
der Folie die „Lösung“ – und nichts mehr!).
5.
Auf einer Vortragsfolie ist kein
Titel nötig. Auch das Firmenlogo hat auf der Folie nichts zu suchen (Denn
eine Präsentation ist keine Bandenwerbung im Stadion!). Außerdem: Jedes
Element, das Leseenergie frisst, muss von der Folie weg (z. B.
Quellenangaben). Lassen Sie sich nicht dadurch irritieren, dass (fast)
alle anderen es anders machen: Eine Präsentation ist im allgemeinen eine „Showtime“
und keine wissenschaftliche Veröffentlichung. Hier ist weniger oft mehr.
Zusätzliche Beschriftungen, Quellenangaben usw. gehören natürlich auf das
Handout!
6.
Fotos auf einer Folie sollten
das gesamte Bild füllen – umso besser wirken sie.
7.
Decken Sie auf der Folie ab, was
noch nicht dran ist (sonst werden Schnellleser Sie überholen und im
weiteren Verlauf gelangweilt sein.
8.
Führen Sie nicht alle Zahlen
auf, sondern nur die interessantesten.
9.
Ergänzen Sie die Folie per Hand:
Handzeichnungen und Handschriftliches erregen mehr Aufmerksamkeit und
wirken sympathisch. Die Sympathie für den Redner überträgt sich meist auch
auf dessen Anliegen. Wer etwas zeichnet, obwohl er es nicht so gut kann,
erzielt noch höhere Sympathiewerte.
10.
Nutzen Sie einen
Overheadfolienprojektor kreativ: Legen Sie zum Beispiel Gegenstände auf
die Projektionsfläche.
11.
Ein Flipchart hat mehr Dynamik
und Lebendigkeit als Folien.
Stellen Sie „Wirkfragen“
„Wirkfragen“ zielen auf
die unausgesprochene Antwort „Selbstverständlich ja“ oder
„Selbstverständlich nein“ (Beispiel: Können Sie etwas dafür, dass Sie in
Deutschland geboren wurden?“). Wenn man mehrere „Wirkfragen“
hintereinander stellt, bringt man das Publikum gleichsam in einen
Nickrhythmus mit der Folge, dass auch weitere Aussagen fast
selbstverständlich „abgenickt“ werden. Der Redner macht sich mit Hilfe von
„Wirkfragen“ zum Meinungsbildner. Um ihren Effekt zu entfalten, müssen
„Wirkfragen“ betroffen machen. Nach einer Wirkfrage ist unbedingt eine
(rhetorische) Pause einzuhalten.
Durch Wiederholen
festigen („Anaphora“)
Orientieren Sie sich an
John F. Kennedy, der in seiner Rede an die Berliner drei Dinge aufzählte,
worauf er stolz ist. Wiederholen Sie monoton die Behauptung Ihres
Widersachers, wenn Sie diese offensichtlich mit jeweils einem neuen
Argument widerlegen können.
Verwenden Sie Gleichnisse
Auch diese Strategie
nutzt die Macht von Bildern und wendet sich direkt an das
Unterbewusstsein. Gleichnisse sind nach dem Schema „Das ist genauso, als
wenn...“ konstruiert. Das Unterbewusst sein glaubt am liebsten dem Bild.
Deswegen behält meist derjenige Recht, der ein passendes Gleichnis findet.
Beispiel für ein Gleichnis (Thema: Man verlernt nichts): „Das ist
dasselbe, wenn Sie einen Vogel fangen und in den Käfig sperren. Wenn Sie
ihn nach Jahren wieder freilassen, kann er sofort wieder fliegen.“(Thema:
Wenn etwas nicht immer klappt, kann der Ansatz dennoch sinnvoll sein):
„Beim Roulette gibt es genau so viele rote wie schwarze Zahlen. Wenn Sie
auf eine rote Zahl setzen und es fällt Rot. Bekommen Sie Ihren doppelten
Einsatz ausgezahlt. Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen Roulettekessel,
in dem sich 80 Prozent rote Zahlen befunden und nur 20 Prozent schwarze.
Auf welche Farbe würden Sie setzen? Rot oder schwarz?“ – Fast jeder wird
„rot“ sagen. Entgegnen Sie dann: „Stellen Sie sich vor, plötzlich fällt
eine schwarze Zahl. Ist deswegen Ihr System falsch?“ Die meisten Menschen
werden mit „Nein“ antworten. Nun können Sie das Gleichnis auf Ihren
Sachverhalt anwenden: „Sehen Sie, so ist es auch mit...... Es funktioniert
nicht immer, aber das System ist trotzdem richtig.“
Als Person überzeugen
Überzeugen Sie vor allem
als Person. Ihr Anliegen zieht dann im Schlepptau mit. Verzichten Sie auf
falsche Bescheidenheit. Bauen Sie in jede Rede mindestens eine
„Erfolgsstory“ ein, die Ihrem Publikum verdeutlicht, dass es sich lohnt,
auf Sie zu hören. Schildern Sie Ihre Fähigkeiten und Leistungen so, dass
Sie damit „beeindrucken“. Wichtig: Nur wenn Sie selbst von sich überzeugt
sind, können Sie andere von Ihrem Anliegen überzeugen! Sprechen Sie
probehalber einmal für sich selbst laut die Sätze: „Ich bin genial – ich
bin ein klasse Typ.“ Verblüffen Sie Ihr Publikum mit interessantem
Detailwissen („Der weiß aber Bescheid!“). Hier können dann auch (leicht
verständliche!) Fachbegriffe einfließen. Worthülsen („effizient“,
„innovativ“, „flexibel“) bleiben auch hier tabu. Bringen Sie Ihr Publikum
zum Handeln („Wer dafür ist, hebt die Hand“ „Wer von Ihnen hat schon
einmal...., bitte die Hand heben“ „Nehmen Sie alle ein Blatt Papier zur
Hand“ „Schließen Sie jetzt bitte einmal die Augen“). Durch solche
Regieanweisungen signalisieren Sie, wer hier der Regisseur ist, dessen
Anweisungen man folgt. Geben Sie konkrete Tipps (glasklare Botschaften),
die verdeutlichen, dass Sie ein Meinungsbildner sind.
Mit dem Körper sprechen
Achten Sie auf eine
aufrechte Haltung (als zöge ein Kran Ihren Kopf nach oben und werde Ihr
Rücken an einer Wand in seiner ganzen Länge flach aufgerichtet). Stellen
Sie sich vor, Sie würden auf Ihrem Haupt ein Gefäß tragen (ähnlich wie man
es von Bildern aus Afrika kennt). Halten Sie ständig Blickkontakt zum
Publikum und sprechen Sie bewusst mit lauter (auf keinen Fall „schriller“)
Stimme. Halten Sie die Hände vor dem Körper in Bauchnabelhöhe locker
angewinkelt zusammen. Sie können dabei auch einen Stift in der Hand
halten. Lassen Sie Ihre Hände in Form von Gesten „wandern“ (nicht die
Beine! Diese sollten stabil bleiben).
Vorteile für das Publikum hervorheben
Am ehesten werden Sie
überzeugen, wenn Sie Ihren Zuhörern verdeutlichen, welchen Nutzen Sie
persönlich aus dem Anliegen Ihrer Präsentation ziehen. Dafür ist es
erforderlich, die wichtigsten Werte des Publikums zu ermitteln. Vergrößern
oder verkleinern Sie die Wirkung der von Ihnen präsentierten Zahlen, indem
Sie entsprechende Umfeldzahlen dagegen stellen („Pro Jahr macht das 63
Zusatzstunden“ oder „pro Tag sind das nur wenige Zusatzminuten“). Ob etwas
groß oder klein wirkt, hängt nämlich immer vom Hintergrund ab, auf dem man
die betreffende Sache präsentiert. Dabei sollte die Vergleichszahl immer
zuerst präsentiert werden und dann erst Ihre persönliche Zahl. Sie
erzielen damit mehr Überraschung und eine bessere Wirkung. Stellen Sie
Ihrer Lösung als Scheinalternative erst eine Horrorlösung gegenüber.
Verschärfen Sie die Situation durch Formulierungen wie „Prinzipiell
bestehen zwei Möglichkeiten: Entweder.... oder.....
Auf die Trägheit der Masse bauen
Wenn Sie abstimmen
lassen, werden Sie in aller Regel besser damit fahren zu sagen „Wer gegen
den Antrag ist, möge die Hand heben“ Wenn Sie direkt anfügen „Gibt es denn
jemanden?“ wird die Wahrscheinlichkeit sehr gering sein, dass man sich
gegen Ihren Vorschlag auflehnt.
Wichtigen Gegenargumenten die Luft nehmen
Damit sich Ihr Publikum
nicht ständig innerlich „Ja, aber sagt...“, ist es hilfreich, aktiv und
vorab wichtige Gegenargumente zu entkräften. Dann wird man Ihnen viel
offener zuhören können. Auch nehmen Sie möglichen Gegnern die Chance, sich
nach Ihrem Vortrag durch Ansprechen der Gegenargumente zum Meinungsbildner
aufzuschwingen. Gehen Sie immer auf die REALEN Gedanken Ihrer Zuhörer ein
und nicht auf Gedanken, die Sie bei diesen vermuten oder sich wünschen.
Selbstbild des Publikums bedienen
Platzieren Sie in Ihre
Rede bzw. Präsentation Aussagen, die das Selbst- oder Wunschbild des
Publikums ansprechen („Wir sind....“, „Sie sind....“). Was zum Selbst-
oder Idealbild passt, kann weniger gut abgelehnt werden.
Auch auf Nebenschauplätzen punkten
Wenn Sie Zustimmung auch
für weniger bedeutsame Aspekte erhalten, wird sich dies dennoch auszahlen:
Wie im Sport entscheidet am Ende oft die Gesamtpunktzahl. Also: Jede
allgemein gültige Aussage, die beim Publikum auf Zustimmung stößt, nutzt
Ihrem Anliegen („Waren wir nicht alle mal jung?“). Sie punkten auch mit
jedem Mal, wenn Sie Ihr Publikum zum Schmunzeln oder Lachen bringen!
Erzählen Sie gegebenenfalls auch Geschichten, mit denen Sie Sympathie
auslösen. Das färbt auf Sie und Ihr Anliegen ab.
Sich auf wenige Argumente konzentrieren
Listen Sie nicht
unüberschaubar viele Argumente auf (die sich keiner merken kann und nur
unnötig verwirren). Beschränken Sie sich auf zwei Argumente, die Sie dann
plastisch und im Detail schildern. Geben Sie immer ein konkretes Beispiel.
Merksatz: Wenn Sie ALLES erwähnen, ist dies der Tod Ihrer Rede!
Durch Kontrastszenario verdeutlichen
Stellen Sie Ihrem
Anliegen bei Bedarf eine Horrorvision (Scheinalternative) gegenüber, damit
die Vorteile Ihres Vorschlags deutlicher ins Bewusstsein treten und zu
Ihren Gunsten Gefühle mobilisiert werden.
Dem Publikum Identifikationsmöglichkeiten bieten
„Stellen Sie sich vor,
Sie wären....“ Aktivieren Sie Ihre Zuhörer mit solchen und ähnlichen
Formulierungen. Lassen Sie Ihr Publikum Teil der von Ihnen geschilderten
Szenen werden.
Konkurrenzgefühle mobilisieren
Nutzen Sie die belebende
und für Ihr Anliegende mobilisierende Wirkung von Wettstreit. Ein äußerer
„Gegner“ fördert inneren Zusammenhalt und motiviert Energie („Denen werden
wir es schon zeigen“). Weisen Sie deshalb darauf hin, „was andere schon
alles machen“, und bieten Sie eine dazu überlegen wirkende Lösung an.
Flipchart in die Dramaturgie einbeziehen
Illustrieren Sie Ihre
Aussagen durch Zeichnungen oder plakative Aussagen auf einem Flipchart.
Bauen Sie dramaturgische Elemente ein, indem Sie verworfene Lösungen
markant und energisch durchstreichen. Verwenden Sie einen großen
breitflächigen Stift und große Buchstaben. Widmen Sie jeder neuen
Botschaft oder Zeichnung ein neues Blatt. Sparen Sie nicht am Papier!
Erzeugen Sie
Spannung
Bauen Sie Ihren Vortrag
wie einen Krimi auf. Erzeugen Sie Spannung, indem Sie mit einer
Kurzerzählung beginnen und Lösungen dramaturgisch geschickt ankündigen.
Machen Sie aus der Lösung anfänglich ein Geheimnis. Lassen Sie die Katze
erst im richtigen Augenblick aus dem Sack! Verzichten Sie auf langweilige
formale Begrüßungen. Stellen Sie sich nicht selbst vor (als müssten Sie
sich wie ein No-name erst in Erinnerung bringen). Damit nehmen Sie sonst
Ihrem Vortrag direkt den ersten Schwung. Machen Sie Ihre Zuhörer durch
persönlich erlebte Geschichten neugierig und beteiligt. Holen Sie Ihr
Publikum durch klare und direkte Fragen aus der Trance des bloßen
Zuhörens. Setzen Sie „Hand-hoch-Fragen“ ein („Wer von Ihnen spricht
Deutsch? Hand hoch!“). Sprechen Sie über ein „Objekt“ und enthüllen Sie
erst im weiteren Verlauf, um wen oder was es sich handelt (Am Ende der
Geschichte: „Und dieser junge war ich selbst“).
Bleiben Sie anschaulich
Besser als jedes erzählte
Beispiel ist eine Demonstration. Steigern Sie diese Möglichkeit, indem Sie
das Publikum mitmachen lassen („Ballen Sie Ihre Hände einmal zu einer
Faust....“). Nehmen Sie konkrete Gegenstände als Anschauungsmaterial mit
auf die Bühne („Dies ist ein Stück Berliner Mauer“). Holen Sie das
entsprechende Objekt erst im passenden Moment aus der Versenkung und
reichen Sie es auf keinen Fall herum (das würde die Aufmerksamkeit von
Ihren weiteren Ausführungen ablenken!). Anschauungsobjekte machen Ihre
Ausführungen im wahrsten Sinne des Wortes „begreifbar“.
Verringern Sie Ihre Nervosität
Akzeptieren Sie, dass
Nervosität zu JEDER Rede gehört. Deren Ausmaß lässt sich allerdings
verringern, am besten durch Üben, Üben, Üben.... also Reden, Reden, Reden.
Nutzen Sie jede auch noch so banale Gelegenheit, um eine kurze Rede zu
Übungszwecken zu halten. Lenken Sie sich beharrlich von negativen Gedanken
ab, indem Sie sich immer und immer wieder die gleiche positive Formel
vorsagen („Ich habe euch etwas Geniales mitzuteilen. Ich habe euch etwas
Geniales mitzuteilen...“). Stimmen Sie sich auf eine positive Haltung ein,
indem Sie sich vor dem Auftritt wiederholt sagen, dass Sie das Publikum
mögen und diesem etwas zu bieten haben. Damit verhelfen Sie sich zu einer
positiveren Ausstrahlung. Akzeptieren Sie die Möglichkeit des schlimmsten
Verlaufs: Stellen Sie sich diesen vor und vergleichen Sie ihn mit der
Situation, dass Ihnen nur noch 10 Minuten Lebenszeit verbleiben. Meist
verliert der befürchtete dramatische Redeverlauf sofort an Bedeutung.
Suchen Sie sich vor einem Vortrag aus dem Publikum eine Person aus, um
sich mit dieser locker zu unterhalten. Dies lenkt sie ab und wärmt
zugleich für den eigentlichen Auftritt auf. Nutzen Sie auch den
beruhigenden Effekt einer langsamen Atmung: Erheben Sie sich beim Stehen
leicht auf die Zehenspitzen und atmen Sie dabei in den Bauch ein (der sich
dann wie ein Ballon vorwölbt) und atmen Sie beim Absenken noch langsamer
aus. Sagen Sie sich dabei die schon erwähnte Ermutigungsformel immer
wieder vor: „Ich habe euch etwas Geniales zu sagen...“
Weitere umfangreiche Tipps zum Präsentieren und
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