Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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3. Der "Spirit" des Motivational Interviewing

 

Die drei GRUNDHALTUNGEN lauten:

  • -        Gewährleistung der Autonomie (Selbstbestimmung) des Klienten

  • -        Partnerschaftlichkeit (Kooperation) zwischen Klient und Gesprächspartner

  • -        Evokation („Entwicklungshilfe“) durch den Gesprächspartner

Die strikt auf die Autonomie (Selbstbestimmung) des Klienten ausgerichtete Grundhaltung, gewährleistet, dass allein der Klient entscheidet, worüber und mit welchen möglichen Ergebnissen gesprochen wird. Nur wenn sich der Klient „autonom“ fühlt, kann er sich neuen Gedankengängen und Handlungsoptionen öffnen. Da er durchweg die Kontrolle über das Geschehen behält, verspürt er das beruhigende und ihn aufgeschlossener machende Gefühl, dass ihm durch Neues kaum Gefahr droht. Neues kann er dann in der nötigen Ruhe „explorieren“. Sollte es einmal „gefährlich“ werden, ist dem Klienten jederzeit ein Rückzug möglich. Dabei braucht er keine negativen Konsequenzen (wie Kritik oder Abwertung) zu befürchten. Ohne das Gefühl von Selbstbestimmtheit erscheint Eigenmotivation schon aus logischen Gründen unmöglich. Auch macht es in der Regel wenig Sinn, für sich Neues erkunden oder ausprobieren zu wollen, wenn offen bleibt, ob letztlich andere über Ablauf und Ergebnis entscheiden. Der mittlerweile überwiegend verwandte Begriff GesprächsFÜHRUNG kann suggerieren, dass eine Person „führt“ und passt leider nicht optimal zum Prinzip der Autonomie. Er begünstigt möglicherweise Missverständnisse.

Partnerschaftlichkeit“ bzw. Kooperation besagt, dass sich Klient und Gesprächspartner als gleichberechtigt ansehen. Im „Interview“ (der „Zusammenschau“, so die fast wörtliche Übersetzung) betrachten und klären sie etwas gemeinsam. Wenn es überhaupt einen Expertenstatus gibt, hat diesen allenfalls der  Klient inne. Er ist und bleibt der wichtigste Experte für sein eigenes Leben. Im Begriff „Kooperation“ klingt besser als in dem der „Partnerschaftlichkeit“ an, dass es um ein Zusammenwirken zweier Personen geht, bei dem der Klient mit Unterstützung rechnen kann. Eine kooperative Haltung kann und soll auch vor zwei typischen Fallen bewahren, in die besonders Helfer aus dem medizinischen Bereich schnell tappen: Ein konfrontatives Vorgehen („Sie machen sich etwas vor.“  „Wenn Sie so weitermachen, landen Sie in der Gerichtsmedizin.“) und der sog. „Es richten wollen-Reflex“. Der letztere beschreibt die Neigung vieler Menschen, „schief Gegangenes“ möglichst schnell wieder zu begradigen. Dies wiederum kann dazu verleiten, andere im Sinne eigener Lösungsvorstellungen zu beraten, zu belehren oder zu überreden. Um im Gegenüber ein Gefühl von Wohlsein und Sicherheit zu erzeugen, kann es hilfreich sein, sich an eigenen Erfahrungen mit „Persönlichkeiten“ (Lehrern, Ausbildern) zu orientieren, die einem selbst zu solchen Gefühlen verholfen haben. Mitunter entstehen hilfreiche Atmosphären auch dadurch, dass man sich in verletzungsfreier Weise humorvoll begegnet.

Die mit Evokation („Hervorrufen“, „Hervorlocken“, „Freisetzen“) umschriebene Grundhaltung betont die zentrale und permanente Aufgabe des Gesprächspartners, die wesentlichen Erkenntnisse, Entscheidungen und Veränderungsschritte möglichst ausschließlich im und durch den Klienten selbst zustande kommen zu lassen. Aus dem Klienten soll das für diesen „Beste“ hervortreten können. Der Gesprächspartner ermöglicht und unterstützt diesen Vorgang lediglich (ähnlich einem Enzym oder Katalysator) durch seine (noch darzustellenden) „Gesprächsfertigkeiten“. Motivational Interviewing ist somit in erster Line prozessorientiert und nicht ergebnisorientiert. Es verlässt sich gleichsam darauf, dass eine Optimierung des „Interviewablaufs“ den Klienten letztendlich dazu befähigt (= „Empowerment“), durch eigene Überlegungen und aus eigener Motivation diejenigen Veränderungen in Gang zu setzen, die für ihn selbst hilfreich sein werden. Evokation will im Klienten insbesondere selbstmotivierende Äußerungen („Change Talk“) hervorlocken. Kremer und Schulz (2012) gehen davon, dass (externes) Motivieren letztlich nichts anderes ist als „interessiertes und einfühlendes Klären“ beim Klienten, dem dadurch dann selbstmotiviertes Handeln möglich werden kann. Ähnlich wie die Umwelt in der Epigenetik Gene freischalten kann, aktiviert oder verstärkt Motivational Interviewing beim Klienten „Bereitschaften“. Zum „Freisetzen“ gehört letztlich auch die Aufgabe, für deren Aufrechterhaltung zu sorgen. Dies erfolgt mit Hilfe der noch zu skizzierenden Gesprächsfertigkeiten (wie Reflexion, Bestätigen und / oder Zusammenfassen des vom Patienten Gehörten).