Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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7. Change Talk ("Selbstmotivierende Äußerungen") fördern

 

Ein Schlüsselelement von Motivational Interviewing ist das Erkennen und Fördern einer Sprechweise beim Klienten („Change Talk“), die ausdrückt, dass sich der Klient bereits mit möglichen Änderungen seines Verhaltens befasst („Das viele Trinken gefällt mir selbst nicht mehr“. „Ich habe auch schon darüber nachgedacht, mich an einen Suchtfachmann zu wenden.“). Sobald sich solche Bereitschaften zeigen, gilt es, diese aufzugreifen und zu fördern. Dies kann z.B. mit Aufforderungen oder Fragen erfolgen wie „Erzählen Sie mir mehr davon.“ „Wie sind Sie darauf gekommen?“ „In welchen Beispielen zeigt sich Ihre veränderte Einstellung?“ „Wie ist das schon einmal erfolgreich abgelaufen?“ Da sich der Klient spätestens jetzt in einer Ambivalenz zu befinden scheint, kann man ihn darin unterstützen, sich seiner Ambivalenz bewusster zu werden. Zu diesem Zweck kann man ihn anregen, Für und Wider des bisherigen und des möglicherweise neuen Verhaltens gegenüber zu stellen. Dies lässt sich bildlich mit einer Pro- und Kontra-Waage oder eher schematisch mit Hilfe einer Vier-Felder-Matrix umsetzen.
 

Vorteile (Gewinn) des momentanen Verhaltens

 

 

Nachteile (Verlust) des momentanen Verhaltens

Nachteile (Verlust) des neuen Verhaltens

 

 

Vorteile (Gewinn) des neuen Verhaltens

Insgesamt gilt es, vier Perspektiven auszuarbeiten: Vor- und Nachteile des momentanen Status sowie Vor- und Nachteile der möglichen Veränderung. Der Gesprächspartner sollte auf keinen Fall der Versuchung erliegen, die Seite der positiven Veränderung einseitig zu vertreten („Davon wird auf jeden Fall Ihre Lebergesundheit profitieren.“). Denn dies veranlasst den Klienten fast automatisch dazu, die Gegenposition zu vertreten („Mein Vater ist damit aber sehr alt geworden.“). Der Klient verfällt dann in „Sustain Talk“ (Sprache des Beharrens).

Wenn sich noch kein Change Talk abzeichnet, kann man diesen durch offene Fragen direkt stimulieren: „Was glauben Sie, wird geschehen, wenn Sie an Ihrem Verhalten nichts ändern?“ „Wie hätten Sie gerne, dass Dinge anders wären?“ Was gibt Ihnen die Zuversicht einen solchen Schritt erfolgreich vollziehen zu können?“ „Was halten Ihre Angehörigen von Ihrem Verhalten und wie geht es Ihnen damit?“ Oder man lässt sich den typischen Tagesablauf oder wiederkehrende Szenen beschreiben, um Anknüpfungspunkte für Change Talk herauszuhören. Change Talk lässt sich auslösen, indem man die Nachteile der momentanen Situation erfragt, sich die Vorteile einer Veränderung und den dafür nötigen Optimismus erläutern lässt und indem man bittet, das Ausmaß der momentanen Veränderungsabsicht einzustufen („Skalierung“). Beispiel: „Wo würden Sie auf einer Skala von Null bis 10 Ihre momentane Veränderungsabsicht einordnen (wobei 10 „absolut sicher“ und Null „keinerlei Absicht“ bedeutet)?“ Nachdem dies erfolgt ist (z.B. 3), kann man Change Talk durch folgende Frage auslösen: „Wie erklären Sie sich, dass Ihre Absicht schon den Wert 3 erzielt und nicht mehr bei Null verharrt?“ Dies veranlasst in aller Regel den Klienten zu begründen, warum er „schon so weit“ ist. Auf keinen Fall sollte man fragen, warum die Änderungsabsicht des Klienten noch nicht 10 erreicht. Denn dann muss er Argumente für sein bisheriges Verhalten nennen und sich selbst verdeutlichen, warum es beim Alten bleiben wird.

Eine weitere und oft sehr wirksame Methode, Change Talk auszulösen, besteht darin, die Werte des Klienten zu erfragen. Dies kann man beispielsweise mit Hilfe von Wertekarten versuchen, die vom Probst Verlag für Besitzer des „Arbeitsbuch Motivierende Gesprächsführung“ kostenlos zum Download zur Verfügung gestellt werden (http://www.gp-probst.de/pdf/buecher/Werte-Karten.pdf ). Alternativ kann man auch fragen „Was ist Ihnen im Leben alles sehr wichtig?“ oder „Welche Ziele verfolgen Sie im Leben?“. Wenn der Klient seine wichtigsten Werte / Ziele benannt hat (z.B. Gesundheit, Familie,…), kann man ihn fragen, wie sein derzeitiges Verhalten mit diesen Werten in Einklang steht. Da sich häufig Diskrepanzen ergeben werden, bleibt dem Klienten oft nichts anderes übrig, als sich über notwendige Veränderungen spätestens jetzt Gedanken zu machen und somit Change Talk zu beginnen. Fragen nach zurückliegenden guten Zeiten und möglichen künftigen besseren Phasen können ebenfalls selbstmotivierende Äußerungen begünstigen („Wie würde Ihr Leben künftig aussehen, wenn Ihnen diese Änderung gelingt?“). Für Change Talk gilt ganz besonders, dass man ihn durch vertiefende Reflexionen und passende Zusammenfassungen fördern und verstärken sollte.