Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Beispiel einer Selbstanalyse (4)

 

Es ist mir sehr schwer gefallen, eine Selbstanalyse zu verfassen. Zum einen, weil ich nicht wusste, wie ich so etwas anfangen soll (trotz Formulierungshilfe von der Homepage). Zum anderen, weil es natürlich wieder PERFEKT sein sollte. Aber ich hatte auch Angst davor, WAS ich herausfinden würde! Denn für die Analyse musste ich ja u. a. auch alles, was wir bisher besprochen, verhandelt, herausgefunden haben, noch einmal durchlesen. Ebenso würden mir alle (Haus-)Aufgaben in die Hände fallen, die ich, angegangen bin, bzw., gerade in letzter Zeit, nicht 100% bewältigt habe.

Deshalb habe ich auch lange Zeit versucht, meinen „Kopf in den Sand zu stecken“. Was natürlich dazu geführt hat, dass ich mich noch schlechter fühlte!

  1. weil ich vor meiner Pflicht davon lief
  2. weil ich Dr. Mück enttäuschte
  3. weil ich wusste, WENN ich es endlich angehe, würde es mir besser gehen.

Denn: „Ob eine Sache gelingt, erfährst Du nicht, wenn Du darüber nachdenkst, sondern nur, wenn Du es ausprobierst!“

Also habe ich meinen Kopf aus dem Sand herausgeholt und ausprobiert, wie ich mich fühle, wenn ich mich dieser Aufgabe stelle. Vielleicht sollte ich zunächst einmal kurz zusammenfassen, wie und warum ich zu Dr. Mück gekommen bin: Im Mai 2004 habe ich meinen Freundinnen, nachdem sie zum 2. Mal eine Woche mit mir in Urlaub waren und dort mein Essverhalten erleben „durften“, versprechen müssen, einen Therapeuten auf zu suchen. Nach mehreren Versuchen bin ich, zu meinem Glück, bei Dr. Mück gelandet. Er hatte es sehr schwer mit mir, denn das größte Hindernis war, überhaupt einzusehen, dass ich krank war.

O.k., seit meinem 13. Lebensjahr lebe ich nach der Devise: entweder maßlos essen oder gar nichts essen. Wenn ich denn dann gegessen habe („schwach“ und „inkonsequent“ war), musste das Ganze auch wieder aus dem Körper heraus. Also bin ich nach den Fressanfällen, (manchmal sogar nach einer ½ Wassermelone oder einem Brötchen,) ins Badezimmer und unter 100x Kotzen habe ich das Bad auch nicht wieder verlassen. Hinzu kamen, zum Schluss mehr als 50 Tabletten täglich, die Abführmittel.

Aber nur weil mein Essverhalten nicht so ganz dem Standard entsprach, war ich doch nicht krank? Ich sah ja nun auch nicht wie eine Magersüchtige aus. Hatte auch sonst keine körperlichen Beschwerden. Dachte ich! Denn dem war nicht so, mittlerweile hatte mein Essverhalten schon Auswirkungen auf meinen Körper gezeigt (Null Eisen im Körper, auch der restliche Elektro- und Vitaminhaushalt war total durcheinander). Mein Essverhalten bzw. die daraus logischerweise folgenden Auswirkungen sind auch im Job nicht unbemerkbar geblieben. Ich konnte zum Schluss meine Arbeit nicht mehr zufrieden stellend erledigen. (Flüchtigkeitsfehler, Konzentrationsschwäche, Langsamkeit) obwohl ich von morgens bis spät abends im Büro war. Gerade die Situation im Büro machte mir sehr zu schaffen!!

Dr. Mück hat es geschafft, mich zu überzeugen, dass mein Essverhalten und die Situation in EINEM Zusammenhang zu sehen ist, dass ich TATSÄCHLICH an einer Essstörung leide und dass ich schnellstens dagegen etwas unternehmen muss! Was mir sehr im Gedächtnis geblieben ist, sind seine recht krassen Worte bezüglich der Einnahme der Abführmittel: „Wenn sie nichts essen und dann auch noch die Abführmittel nehmen, scheißen sie ihr Gehirn raus!“

Von August 2004 bis Ende Nov 2004 war ich zunächst in ambulanter Behandlung bei Dr. Mück. Leider konnte ich trotz seiner fast täglichen, Unterstützung nicht komplett mit all diesen Dingen aufhören. Insbesondere wurde ich meine Angst und Ekel vor dem Essen einfach nicht los, so war ich letzt endlich von Ende Nov. 2004 bis Februar 2005 in einer Akutklinik für Essgestörte. Dort habe ich vor allem meine Angst vor dem Essen verloren. Habe die Abführmittel komplett abgesetzt und auch das Kotzen (bis auf 4 Rückfälle) komplett reduziert. Zum Schluss ist es mir sogar gelungen, die Mahlzeiten zu genießen! DAS war etwas, was ich bis dahin nicht kannte, denn selbst in unserer Familie wurde das Essen immer als Kommunikationsmittel „miss“braucht.

Gefühle( wie Wut, Trauer, Enttäuschung, Zärtlichkeit) wurden weder geäußert, geschweige denn gezeigt,

  • wenn z.B. meine Mutter wütend war, hat sie nichts gegessen,

  • wenn sie uns zeigen wollte, dass wir uns „falsch“ verhalten haben, hat sie nicht mit uns gegessen und es herrschte tagelang  Schweigen,

  • wenn wir „lieb“ waren, gab es unser Lieblingsessen und sie hat sich mit uns unterhalten, sich für uns interessiert.

„Essen“ war für mich die einzige Möglichkeit „Nein“ zu sagen bzw. mich wehren zu können.

Auch heute benutze ich das Essen oft noch als Kommunikationsmittel:

  • Wenn mein Freund mir etwas zu Essen macht, esse ich, damit ich ihm dadurch zeigen kann, dass ich ihn sehr mag.

  • Wenn ich enttäuscht oder verletzt bin, esse ich nicht, damit ich ihm dadurch zeigen kann, was ich gerade empfinde und in der (falschen) Hoffnung, ihn dadurch ebenfalls zu enttäuschen/verletzen.

Ihm „einfach“ mitzuteilen, was ich gerade empfinde, kann ich (noch) nicht!

Seit dem ich aus der Klinik zurück bin, bin ich wieder in ambulanter Behandlung bei Dr. Mück und wir versuchen, das, was ich in der Klinik erlernt und herausgefunden habe, zu festigen und gleichzeitig versuchen wir, weitere Dinge zu bearbeiten.

Damit diese Selbstanalyse besser zu verstehen und nachzuvollziehen ist, werde ich meine Endlosliste in Unterpunkte gliedern, so dass auf dem ersten Blick zu erkennen ist, wo die Probleme, Auswirkungen, Ursachen, Aufgaben, Erfolge und Ziele sind.

Ich denke, dies hilft dem Leser, aber vor allem hilft es mir, denn so besteht weniger die „Gefahr“ dass ich mich wieder verzettele.

Hauptprobleme:

  • Konzentrationsschwierigkeiten

  • Vergesslichkeit

  • Kein Selbstwertgefühl

  • Unausgeglichenheit

  • Unsicherheit

  • Kein Körpergefühl

  • Fühle mich dick

  • Denke, nur wenn ich schlank bin/nichts gegessen habe, kann ich leistungsfähig sein, und nur dann beachtet man mich, mag man mich, nur dann kann ich gut gelaunt sein, nur  dann bin ich zufrieden, nur dann kann ich mich akzeptieren

  • Ängste, Panik

  • Depression

  • Apartheid

  • Selbstzweifel

  • Misstrauen

  • Gefühle nicht wirklich zu spüren

  • Schuldgefühle/ schlechtes Gewissen =IMMER (z.B. wenn unsere Katze morgens vor mir wegläuft, denke ich automatisch „Oh je Du hast sie sicher in der Nacht getreten.“)

Auswirkungen:

  • Verachte und hasse mich

  • Nichts-Essen (bis zu 4 Wochen nur flüssig ernährt=> Kaffee, Cola, Red Bull, Eiscafe)

  • Fressanfälle (meist abends, wenn ich versucht habe, „vernünftig“ zu sein und eine Kleinigkeit essen wollte => alles was in der Wohnung war oder vorher eingekauft wurde, schnell gegessen)

  • Abführmittel (jeden Tag, teilweise sogar mehrfach am Tag, mehr 50 Tabletten am Tag)

  • Kotzen (mind. 100x pro „Sitzung“)

  • Sozialer Rückzug

  • Selbstvorwürfe, bis hin zum Beschimpfen („Du bist ekelhaft, dass DU soviel Essen musst,“ Du bist schwach, dass Du wieder Deiner Gier nach Essen nachgegangen bist“ „Du bist strohdoof, wenn Du Dich noch nicht einmal länger als 1½ Stunden auf eine Sache konzentrieren kannst“ “Du bist zu NICHTS fähig; wenn Du weder Dein Leben, Finanzen noch Deinen Beruf, auf die Reihe bekommst“

  • Scham (dass andere mitbekommen, wie unfähig ich bin, wie dumm ich bin, dass ich Versprechen nicht einhalten kann, dass ich nicht konzentriert arbeiten kann, dass ich IMMER Flüchtigkeitsfehler mache)

  • Drang nach Selbstverletzung

  • Alles- oder Nichts-Denken

  • Konditionierungsmechanismus=> je nach Tagesverfassung, Tageserlebnis, Tagesstimmung reagiere ich mit dem Essverhalten (Nicht-Essen, Fressanfall, Kotzen)

  • Keine wirkliche Nähe zugelassen

Ursachen

  • Essen als Kommunikations- und Druckmittel

  • Nicht gelernt, Gefühle zu spüren

  • Verboten, Gefühle (Wut, Trauer, Stolz) zu spüren, geschweige denn, sie zu äußern

  • Verlust meines Dads

  • Misstrauen gegenüber jedem

  • Verlustängste

  • Gefühl abgeschoben zu werden

  • Angst, lästig und aufdringlich zu sein

  • Angst vor Abhängigkeit bei Menschen

  • Immer ein Teil von mir, MUSS betäubt werden!

  • Angst, Vertrauen zu fassen

  • Vertrauensmissbrauch

  • Flucht vor Problemen

  • Missbrauch in der Familie

  • Scham (Moralapostel, der viele strenge Regeln aufgestellt hat)

Aufgaben/Erfolg

  • Anerkannt und akzeptiert, dass ich krank bin und Hilfe benötige

  • Über die Krankheit informiert

  • Durch Selbsthilfegruppen, Kontakte zu anderen Betroffenen, Klinikaufenthalt, erfahren, dass ich nicht alleine mit diesem Problem bin => dies gibt einem Mut, hilft einem, und freut einen, wenn man merkt, dass man auch helfen kann

  • Geöffnet und über meine Problem gesprochen (1. Dr. Mück, 2. Vorgesetzte, 3. Freunde, 4. Familie, 5. direkte Arbeitskollegen)

  • Feedback geben => so weiß mein Gegenüber, wie ich etwas aufgenommen habe

  • Zwischenstand durchgeben => so weiß man, warum etwas noch nicht fertig ist, wie weit man schon gekommen ist, ob alles bisher richtig durchdacht ist (bei Gesprächen = richtig aufgefasst) (Bei Aufgaben = richtige Lösung)

  • Gelernt, dass ich „verhandeln“ darf=> nicht immer alles akzeptieren, was der andere sagt, wenn ich nicht damit einverstanden bin

  • Gelernt, manchmal eine Täuschung zu nehmen

  • Gelernt, manchmal offen über mich und meine derzeitigen Gefühle, Stimmungen zu reden. Ohne Angst!

  • Höre manchmal auf meinen Körper (Hunger, Sättigung)

  • Spüre „negative“ Gefühle (Wut, Aggression, Traurigkeit,)

  • Zeige Gefühle (Tränen, Wut, manchmal sogar ein wenig Freude, wenn ich Geborgenheit möchte und diese bekomme)

  • Habe angefangen, Essen manchmal zu genießen

  • Lerne meine Meinung zu sagen

  • Führe eine offene, vertrauensvolle Beziehung. Das ERSTE Mal in meinem Leben!

  • Mut, mich alleine ins Cafe zu setzen

  • Erfahren, dass ich konzentrierter bin, bzw. die Konzentration steigt, wenn ich esse

  • Gelernt, Kleinigkeiten zu genießen( Sonne, Essen, Ausflüge)

  • Gelacht!!!

  • Zwischenzeitlich Sport als etwas Angenehmes empfunden und nicht als Mittel zum Zweck des Abnehmens angesehen. Es hat sogar Spaß gemacht!

  • Mich getraut, in die Sauna zu gehen

  • Habe gelernt, meine „innere Stimme“ zu hören und manchmal auch AUF sie zu hören

  • Automatische Gedanken werden mir bewusst

  • Spiegelnervenzellen kennen gelernt

Ziele/ Vorhaben

  • lernen, dass, meine Gedanken sich nicht den ganzen Tag mit dem Essen und seinen Auswirkungen beschäftigen müssen

  • lernen, meinen Körper zu akzeptieren

  • lernen, meinen Körper zu mögen

  • lernen, mich mit ALLEN Schwächen (und Stärken) zu mögen

  • Lernen Stärken bei mir zu finden

  • Lernen, mich als Ganzes zu akzeptieren

  • Konzentrationsfähigkeit steigern!!!!!

  • 100% überzeugt sein, dass regelmäßiges Essen NICHT schädlich ist!

  • Nicht mehr zulassen, dass andere über mein Leben bestimmen dürfen, Macht über mich und mein Leben (über mein Selbstbewusstsein, meine Stimmung) haben

  • Lernen gegen meine alten automatischen Gedanken anzukämpfen und neue automatische Gedanken zu erlernen

  • Lernen dass man über Dinge, die unklar sind, verhandeln kann.=> und dies dann automatisieren

  • Lernen Feedbacks und Rückmeldungen automatisch zu geben

  • Erlernen Prioritäten zu erkennen und zu setzen!!!

  • Ausgleich zur Regulierung zu finden (anstatt Fressanfall, Kotzen, Selbstverletzung)

  • Lernen, „negative“ Gefühle/Gedanken auszuhalten und nicht mehr davor zu flüchten

  • Meinen starken Willen, Energie, Motivation und Zeit für etwas Sinnvolles zu investieren, als für meine Essens-Gegenmaßnahmen

  • Ziele formulieren zu lernen

  • Jeden Tag mind. ein positives Erlebnis aufschreiben

  • Beim Sport in den Spiegel schauen und zu Hause direkt aufschreiben, WAS ich gedacht habe

Es fiel mir sehr schwer, im Alltag das Gelernte zu akzeptieren und umzusetzen. Aber noch viel schwerer, und z. Z. für mich unmöglich, ist es, das Neuerlernte beizubehalten. Insbesondere dann, wenn „Schwierigkeiten“ auftreten. Noch schaffe ich es nicht, alleine durch das Leben zu gehen, aber mir fällt wenigstens schon einmal mein „krankes Verhalten“ auf!

Endziel

„Wenn Du lernst, Dir zu gefallen, ist es Dir gleichgültig, was andere über Dich denken. Wichtig ist, WAS DU über Dich denkst!!“